Berg:Der andere Habdank

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Walter Habdanks "Fabelwesen" sind im Berger Rathaus zu sehen. (Foto: Arlet Ulfers)

Eine Ausstellung im Rathaus erinnert an den Künstler

Von Katja Sebald, Berg

Das Chamäleon sei das Lieblingstier seines Vaters gewesen, eine Art persönliches Wappentier, berichtete der Berger Pfarrer Johannes Habdank bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung mit Bildern von Walter Habdank im Rathaus Berg. Mit einem verschmitzt dreinblickenden Chamäleon und einem ganzen Zoo voller fröhlicher und merkwürdiger Tiere würde man den 2001 verstorbenen Künstler Walter Habdank zunächst nicht in Verbindung bringen, bekannt ist er vielmehr für seine Holzschnitte zu biblischen Themen, die in großen Zyklen entstanden und bis heute vielfach in Religionsbüchern, Gemeindebriefen und auf Liedzetteln gedruckt werden.

In den Berger Rathausgängen ist jetzt der "andere Habdank" zu sehen: Seine drei Söhne haben unter dem Titel "Blumen, Tiere, Fröhliches" eine Auswahl von Farbholzschnitten zusammengestellt. So "anders" aber ist dann auch dieser Habdank nicht. Vom Chamäleon, so berichtete der Sohn weiter, wusste der Künstler einen alten afrikanischen Mythos zu erzählen: In der Urzeit, am Anfang der Welt, wurde das Chamäleon von Gott beauftragt, den Menschen, die bereits geschaffen waren, das Gute zu bringen. Das Chamäleon machte sich auf den Weg, aber nur langsam, es war säumig. Als es endlich bei den Menschen ankam, um ihnen das Gute zu bringen, da war das Böse schon da.

Walter Habdank verstand sich als "Arbeiter des Herrn", so seine Formulierung in einer selbst verfassten Todesanzeige. Er nutze die expressionistische, die im besten Sinne "holzschnitthafte" Darstellungsweise, um seinen tief gefühlten Glauben zum Ausdruck zu bringen. Und auch wenn er Blumen, Tiere oder Fabelwesen zeichnete, dann sollten seine Bilder keineswegs nur "dekorativ" sein, sondern vielmehr den Betrachter zu einer eigenen Stellungnahme zur Schöpfung herausfordern. In den figürlichen Gestalten, ob Mensch oder Tier, Blume oder Baum, in den Formen und in den Farben sollte er sich selbst wieder finden, das Bild für sich persönlich ergänzen und es sich zu eigen machen.

Im besten Sinne dekorativ sind die Farbholzschnitte mit Tier- und Pflanzenmotiven aber dennoch. In den achtziger Jahren entstanden die starkfarbigen Paradiesvögel oder der "Große Schlanklori", ein nachtaktives Äffchen, das mit seinem riesigen Augen und den übergroßen Händen den expressionistischen Gestaltungsprinzipien von Walter Habdank auf geradezu idealtypische Weise entgegenkommt. Aber auch das grün-schwarze Nashorn von 1974, das er eng ins quadratische Format einspannt, bekommt in allerbester "Bedeutungsperspektive" ein Horn, das beinahe so groß ist wie der ganze restliche Tierkörper. Eine besonders reizvolle Serie von extrem kleinformatigen Holzschnitten entstand bereits 1958, damals noch ohne Einsatz von Farben. Abgesehen von einer kleinen Eule sind hier alle dargestellten Tiere Fantasie- oder Zwitterwesen: Es gibt einen bezaubernden Fuchs mit einem riesigen, beinahe pfauenartigen Schwanz und ein Pferd mit Händen, einen geflügelten Drachen und einen Raben mit langen Hasenohren.

Walter Habdank wurde 1930 in Schweinfurt geboren, er studierte in München an der Akademie der Bildenden Künste bei Walter Teutsch Malerei und Grafik. Von 1979 bis zu seinem Tod lebte und arbeitete er in seinem Haus auf der Berger Maxhöhe, in dem die drei Söhne heute eine Galerie führen.

Die Ausstellung "Blumen, Tiere, Fröhliches - der andere Habdank" ist noch bis Ende Mai zu den Öffnungszeiten des Berger Rathauses zu sehen.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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