Berg:Chauffeurin auf Bitcoin-Tour

Junge Frau wegen Beihilfe zu Drogenhandel verurteilt

Von Christian Deussing, Berg

Das Angebot war verlockend für die junge Frau, denn sie bekam für ihre Fahrdienste von Berg nach Salzburg und Innsbruck einiges finanziert: Sie erhielt von dem IT-Techniker aus Berg Mietautos, 2000 Euro Taschengeld, Shopping-Gutscheine, eine Handtasche und einen gemeinsamen Gran-Canaria-Urlaub spendiert. Den Berger, der keinen Führerschein besitzt, hatte die Angeklagte übers Internet kennengelernt. Angeblich fand sie aber erst nach einigen Fahrten nach Österreich heraus, dass sie einen mutmaßlichen Dealer beförderte, der dort Drogengeld in Bitcoins einlöste, um auf diese Weise Rauschgift anonym im Darknet zu kaufen. Seine Ex-Fahrerin wurde jetzt wegen Beihilfe zu einem Drogenhandel "in nicht geringer Menge" zu einer einjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Die Hotelfachfrau versicherte im Prozess vor dem Schöffengericht in Starnberg, dass ihr bei diesen Bitcoin-Fahrten "nicht bewusst" gewesen sei, illegal zu handeln. Die 26-Jährige räumte aber ein, in der Wohnung des Bergers sieben Kartons mit Marihuana, Amphetaminen und Verpackungen mit Haschisch-Eiern gesehen zu haben, die sicher nicht nur für den Eigenkonsum vorgesehen waren. Sie habe damit nichts zu tun haben wollen. Bei den Fahrten habe der Mann sie auch immer im Auto vor den Läden der Bitcoin-Händler warten lassen, berichtete die Frau.

Die Angeklagte gab außerdem an, dass sich der IT-Techniker wohl in sie verliebt habe. "Im Urlaub haben wir uns aber nur gestritten, und als ich mit allem Schluss machte, ist er ausgerastet." Um über die illegalen Geschäftsbeziehungen mehr zu erfahren, wurde der 27-jährige Berger dem Gericht vorgeführt, der sich seit neun Monaten in U-Haft befindet. Doch der Mann verweigerte die Aussage. Er hatte im Prozess nur einen kurzen Auftritt - begleitet von missliebigen Blicken seiner früheren Chauffeurin. Deren Fahrten nach Salzburg und Innsbruck zwischen Juni und Oktober vorigen Jahres hatten Fahnder oberviert. Sie ermittelten, dass mindestens 10 000 Euro in Bitcoins getauscht wurden.

Der Verteidiger kritisierte, dass seine Mandantin beim ersten Verhör "unlauter unter Druck gesetzt" worden und für sie als geständige Ersttäterin eine Geldstrafe angemessen sei. Das sahen der Ankläger und das Gericht anders, denn die Angeklagte habe "sehr wohl frühzeitig von den Drogengeschäften gewusst". Die daraus bezahlten Automieten von 1760 Euro muss sie erstatten.

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