Für die einen ist es eine bereichernde und obendrein gesunde Beschäftigung, den anderen ist es verhasst – vielen Halbwüchsigen zum Beispiel erscheint es gar als reine Zeitverschwendung: das Spazierengehen. Müßig zu erwähnen, dass Angela Schuster zur ersten Spezies gehört. Ihr hat das Spazierengehen in einer für sie schwierigen Zeit sehr geholfen. Sie hat es als wohltuend und absolut bereichernd empfunden, manchmal an die 20 Kilometer am Tag zu gehen.
In dieser Zeit, also vor vier Jahren, sind auch die ersten Geschichten der Spaziergängerin, wie sie sich selbst nennt, für die Berger Gemeindebroschüre „BergBlick“ entstanden. Aus den 15 darin erschienenen Wanderrouten ist nun das Buch mit dem doppeldeutigen Titel „Berg Wanderungen“ entstanden, das ebenso wie der „BergBlick“ jetzt im Ambacher Verlag von Fritz Wagner erschienen ist.
Was die Touren von Angela Schuster so interessant macht: Sie beschreibt nicht nur gut bewältigbare Rundwege – die meisten haben zwischen vier und sieben Kilometer Länge – durch das Gemeindegebiet und die dazugehörigen Sehenswürdigkeiten, sondern geht auch minutiös auf die historischen Hintergründe der Bauten am Wegrand ein. So hat der Wanderführer schon fast das Zeug zu einem Nachschlagewerk.


So erfährt der Wanderer aus ihrem Buch beispielsweise Näheres über das Knabeninstitut Kamber, über den fast vergessenen Maler Balthasar Augustin Albrecht und das Unglück auf der Trasse der Drahtseilbahn, die zwischen 1896 und 1920 Ausflügler vom Dampfersteg in Leoni hinauf zum mondänen Hotel Rottmannshöhe brachte. Mit dem Wanderführer im Gepäck lernt man zudem die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Hammerschmiede am Lüßbach im Manthal kennen und erfährt, wann Bomben auf Assenhausen fielen.
Natürlich kam Schuster bei ihren Recherchen die Arbeit im Gemeindearchiv sehr zugute. Denn hier sind ihr alle historischen Unterlagen ebenso zugänglich wie das Bildmaterial der Gemeinde. Für die Leser ist das von Vorteil: Denn sie erhalten ein Buch mit profundem historischem Wissen, das Schuster mit der ein oder anderen kleinen Dorfschmonzette garniert, die sie bei ihren Spaziergängen erfahren hat. Das macht Wissenswertes leichter bekömmlich.
Apropos bekömmlich: Sehr konsequent hat Schuster bei jeder ihrer Touren neben der Streckenlänge und der Dauer des jeweiligen Rundgangs auch die Einkehrmöglichkeit angegeben. Und sollte mal keine Gaststätte in der Nähe sein, lässt sich die Brotzeit auch gut auf einer der meist schön gelegenen Parkbänke auspacken und genießen.
Angela Schuster, „Berg Wanderungen – Die Wege der Spaziergängerin aus dem BergBlick“, Ambacher Verlag, 15,90 Euro.