Süddeutsche Zeitung

Regenerative Energien:Eine Frage der Optik

Die Gemeinde Berg hat eine Studie erstellen lassen, um die Flächen ausmachen zu können, die für Freiflächenphotovoltaik-Anlagen geeignet sind.

Von Sabine Bader, Berg

In aller Regel sind die Berger Gemeinderäte sehr offen für regenerative Energien. Schließlich haben sie schon vier Windräder in den Wadlhauser Gräben gebaut, da haben andere Gemeinde im Landkreis noch überlegt, wie sie sich dagegen wehren können. Was Freiflächenphotovoltaik-Anlagen angeht, sind sie sich jedoch relativ einig: Ein optischer Gewinn für die Landschaft sind die Modulfelder nicht. Dass man allerdings um ihren Bau schon wegen des angestrebten Energie-Mixes nicht umhin kommen wird, ist ebenso klar. Denn schließlich liefern die Windräder hauptsächlich in den Übergangszeiten ordentlich Strom, während die Solaranlagen es im Sommer tun. Wohin also mit den Solarfeldern? "Wir sollten uns rechtzeitig damit auseinandersetzen, diese Anlagen werden entstehen", prognostizierte Bürgermeister Rupert Steigenberger.

Und das taten die Gemeinderäte dann auch, denn im Auftrag der Kommune hatte das Architektenbüro AKFU Architekten und Stadtplaner in Zusammenarbeit mit dem Landschafts- und Ortsplanungsbüro Tietz und Partner GmbH sich das Gemeindegebiet bereits sehr genau angesehen. Die Ergebnisse stellte Sandra Urbaniak von AKFU am Dienstagabend im Berger Gemeinderat vor.

Die Gemeinde Berg will nicht unvorbereitet sein, wenn im Rathaus plötzlich ein Grundstückseigentümer oder Investor auftaucht, der auf seinem Gelände eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage bauen möchte. Dank der beiden Büros hat sie jetzt ein Papier an der Hand, das ihr Aufschluss darüber gibt, auf welchen Arealen im Gemeindegebiet Anlagen dieser Art überhaupt denkbar wären.

Als bevorzuge Flächen gelten Grundstücke entlang der Autobahnen. Da Berg an der Garmischer Autobahn liegt, ist das für die Gemeinde interessant. Sollten die potenziellen Anlagen einen Abstand von bis zu 200 Meter von der Autobahn haben, sind sie ohnehin privilegiert. Das ist im Fall Berg bei elf Hektar der Fall. Aber auch mit bis zu 500 Metern Entfernung gelten sie noch als gesetzlich und politisch bevorzugte Standorte - was bei 29 Hektar der Fall ist. Bevorzugt würden auch Flächen wie Parkplätze, die bereits versiegelt sind. Abgesehen von dem Parkplatz am Sportgelände in Höhenrain - auf dem prangt bereits eine PV-Anlage - hat Berg keine größeren Areale dieser Art. Schwieriger wird es auf den Grundstücken, die bislang überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden. 311 Hektar Fläche gelten laut der Studie immer noch als "generell geeignet" - sollten Anlagen dort das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen.

Die Gemeinde will keine Begehrlichkeiten wecken

QUH-Gemeinderat Andreas Ammer drückte das aus, was offensichtlich viele Gemeinderäte besorgte. Er fragte sich: "Gibt man damit nicht Investoren eine Art Landkarte an die Hand?" Die Gemeinde solle jedenfalls nicht ohne Not "Begehrlichkeiten wecken". Auch will man vermeiden, dass Flächen, die bislang an Landwirte verpachtet sind, dann mit Anlagen bebaut werden, weil sich der Eigentümer davon mehr Gewinn verspricht. Im wahrsten Sinne des Wortes ein schwieriges Feld. Dennoch nahmen die Gemeinderäte die Ausführungen der Architekten zur Kenntnis. Klar ist schon jetzt, man wird über jeden Einzelfall diskutieren und notfalls auch streiten müssen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5778053
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/zif
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.