Das Einzige, das an diesem Dienstagmorgen darauf hindeutet, dass sich ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf mit dem Coronavirus angesteckt hat, ist eine Literflasche Desinfektionsmittel am Empfangstresen. "Hat aber noch niemand benutzt außer uns", sagen die beiden Frauen, die hier arbeiten. Die Stimmung am frühen Morgen ist gelassen - da wussten die Mitarbeiter aber auch noch nicht, dass sich ein Kollege infiziert hat.
Der Konzern hatte zwar alle Mitarbeiter der Zentrale in Stockdorf am frühen Morgen gegen sieben Uhr per E-Mail informiert, dass sie zu Hause bleiben und im Homeoffice arbeiten könnten. Von der Ansteckung war darin aber noch keine Rede. Gegen zehn Uhr bestätigte das Unternehmen die Erkrankung. Laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist ein 33-jähriger Mann aus dem Landkreis Landsberg erkrankt, der sich am Wochenende "grippig" gefühlt habe, am Montag aber wieder im Büro erschienen war.
Viele Mitarbeiter kommen am Dienstagmorgen in die Zentrale. "Ich bin nicht im Panikmodus", sagt einer. Er arbeite mit chinesischen Kollegen zusammen, eine Mitarbeiterin seines Teams sei gerade in Wuhan und solle in zwei Wochen zurückkommen. "Ich werde mir heute mal öfter die Hände waschen", sagt er noch und verschwindet in Richtung Büro. Ein anderer Mitarbeiter betont lächelnd, sein Projektteam habe keinen Kontakt zu China-Reisenden. Er vertraue den Sicherheitsvorkehrungen des Unternehmens und den medizinischen Möglichkeiten hierzulande. "Deutschland ist diesbezüglich ja hochentwickelt."
Der Automobilzulieferer hat am Morgen bestätigt, dass die an Coronavirus erkrankte Person aus dem Landkreis Landsberg ein Mitarbeiter der Unternehmenszentrale in Stockdorf ist. Bereits am Montag hatte Webasto bekannt gegeben, dass eine Mitarbeiterin aus China vergangene Woche in Stockdorf war und nach ihrer Rückkehr nach China positiv auf den Coronavirus getestet wurde. Konzernchef Holger Engelmann sagt: "Die Gesundheit und der Schutz der Mitarbeiter stehen für uns an erster Stelle. Wir sind mit ihnen in Kontakt." Den beiden Kollegen gehe es den Umständen entsprechend gut, teilt das Unternehmen mit. Beide seien stationär in ärztlicher Behandlung. Das Starnberger Gesundheitsamt äußerte sich zunächst nicht zu dem Fall.