Der Inninger Bürgermeister Walter Bleimaier hat für sich selbst längst ein probates Mittel gegen Mücken gefunden: Wenn sich deren Larven wieder in den Regentonnen seines Gartens tummeln, fängt er sie mit einem Netz ein und verfüttert sie an die Fische in seinem Aquarium. Von einer großflächigeren Bekämpfung der lästigen Zweiflügler mit dem biologischen Mittel BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) hält er persönlich aber gar nichts. Und recht ähnlich äußern sich auch andere Rathauschefs am Ammersee, nachdem sich am Sonntag die Bürger in Eching eindeutig für die Bekämpfung von Mücken mit BTI ausgesprochen haben. Die Devise lautet nun bei den meisten von ihnen: abwarten, ob der Echinger Entscheid überhaupt irgendeine Konsequenz hat.
Das Thema Mückenbekämpfung wird seit vielen Jahren am Ammersee recht kontrovers diskutiert. Zwar hatten sich immer wieder Bürgerinitiativen für einen Antimückenkrieg nach Chiemsee-Vorbild gebildet und auch Unterschriften dafür gesammelt, zu einem Ergebnis führten aber all diese Aktionen bisher nie - bis zu diesem Jahr. Denn erstmals hatten nun Bürger der Gemeinde Eching durch ein Ratsbegehren die Möglichkeit, ein Votum für oder gegen Mückenbekämpfung abzugeben. Am Sonntag fiel die Entscheidung: 79,5 Prozent sprachen sich bei einer Wahlbeteiligung von 66,2 Prozent dafür aus, den Zweiflüglern den Kampf anzusagen.
Sie ermächtigten damit die Gemeinde, sich bei der Oberen Naturschutzbehörde um eine Genehmigung zu bemühen, BTI auf den als Mückenbrutstätten festgestellten Überschwemmungsflächen durch Drohnen und Handspritzgeräte einsetzen zu dürfen. 738 Bürger sind dafür - eine klare Mehrheit, mit der selbst der Echinger Bürgermeister Siegfried Luge eigenen Aussagen zufolge nicht gerechnet hat: "Überwältigend" nennt er daher das eindeutige Votum.
Ammersee:So ein Schlamassel
Es hätte so schön werden können: die Sonne, der See, die Wärme. Aber dann kam was dazwischen. Über einen qualvollen Sommer am Ammersee.
Bereits 2010, erzählt er, habe er sich mit den Nachbargemeinden ins Benehmen gesetzt, ob diese bereit seien, gemeinsam gegen die Mücken vorzugehen, entsprechende Kartierungen in Auftrag zu geben und Gutachten erstellen zu lassen. Doch zu der von Experten in dieser Sache immer wieder geforderten Einigkeit der Seegemeinden war es nie gekommen. Deshalb ist Luge auch so "dankbar", wie er sagt, nun aktiv werden zu können - wenngleich er den Einsatz von BTI im "Gießkannenprinzip" entschieden ablehnt: "Da müssen schon genaue Kartierungen und Untersuchungen her - und wenn dann der Gesetzgeber dagegen ist, dann ist es eben so."
Unterstützung von seinen Amtskollegen aus den Nachbargemeinden wird er in dieser Sache aber wohl kaum erhalten - auch wenn Rainer Jünger, der Vorsitzende des Vereins "Mückenplage? Nein, danke!" und Schondorfer Gemeinderat sie dazu auffordert, das Thema nun auch "selbst aktiv anzugehen". Dem Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller sind nach eigenen Worten mehr oder weniger die Hände gebunden: Er hatte sich vor ein paar Jahren für eine Kartierung ausgesprochen, war aber mit diesem Vorstoß an einer Mehrheit im Gemeinderat gescheitert. Auch bei den Bürgern seien solche Untersuchungen zwiespältig aufgenommen worden, sagt er. Deshalb sieht er auch jetzt keinerlei Handlungsbedarf. Um das Thema noch einmal auf die Tagesordnung im Gemeinderat zu setzen, fehle die sachliche Grundlage: "Ich bin aber gespannt, wie das in Eching weitergeht."
Auch von Schondorf kann sich Luge wohl nichts erwarten. Bürgermeister Alexander Herrmann steht BTI äußerst skeptisch gegenüber, auch wenn er Verständnis für die Echinger zeigt: "Sie sind sicher stärker betroffen als wir mit ihren Überschwemmungsflächen. Für mich ist BTI aber keine Option", sagt er, "denn welche Folgen der Einsatz des Mittels auf andere Larven und Insekten und damit auf die gesamte Nahrungskette hat, ist unklar."
So sieht es auch Innings Bürgermeister Walter Bleimaier: "Im Frühjahr haben sich Millionen Menschen gegen das Insektensterben ausgesprochen, im Herbst wird dann der Einsatz von BTI überlegt - für mich beißt sich das."