Bayerischer Hof:Abriss, Verkauf oder Erhalt

Es kursieren viele Spekulationen über die Zukunft des Hotels in Starnberg. Eine Initiative will das historische Gebäude retten, das wegen erheblicher Baumängel gesperrt ist. Mit einem Info-Flyer versucht die Stadt jetzt, mehr Klarheit zu schaffen

Von Peter Haacke, Starnberg

Ungewiss ist weiterhin das Schicksal des Starnberger Hotels "Bayerischer Hof". Der Druck auf die Stadt als Eigentümerin des historischen Gebäudes wächst, Starnbergs Bürgern liegt der Erhalt des denkmalgeschützten Hotels am Herzen. Die Spekulationen über die Zukunft des 1865 erbauten Hauses, das seit Dezember wegen erheblicher baulicher Mängel gesperrt ist, schießen jedoch ins Kraut. Die Stadtverwaltung reagiert nun darauf und versucht, die Debatte über Erhalt, Abriss oder Verkauf angesichts scheinbar widersprüchlicher Expertisen zum Zustand des rund 155 Jahre alten Hauses mit einem Info-Flyer zu versachlichen. Wichtigste Aussage der "Bürgerinformation", die dieser Tage in einer Auflage von 7500 Exemplaren Starnbergs Haushalten zugestellt werden soll: "Ziel der Stadt ist es, das Gebäude ,Bayerischer Hof', aber gegebenenfalls auch das Gebäude ,Alte Oberschule', zu erhalten und beide von Grund auf zu sanieren." Noch vor der Sommerpause soll sich der Starnberger Stadtrat mit der Angelegenheit befassen, um "einige grundsätzliche Fragen politisch zu entscheiden". Eine neu gegründete Interessengemeinschaft zum Erhalt des Hauses sammelte derweil binnen kürzester Zeit mehr als hundert Unterschriften im Bekanntenkreis, die der Stadt vorliegen.

Hotel Bayerischer Hof

Der 1865 erbaute "Bayerische Hof" war das erste Hotel in Starnberg.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie ist die Ausgangslage? Was ist zuletzt passiert? Und wie geht es weiter? Das sind die drei Hauptaspekte zum Bayerischen Hof, über die Bürgermeister Patrick Janik einen Überblick geben möchte - freilich ohne die drängendsten Fragen beantworten zu können. Janik ist bewusst, dass das Thema hoch emotional besetzt ist: Schon in den 80er-Jahren gab es Überlegungen zum Abriss zugunsten eines Hotel-Neubaus und einer Stadthalle, was seinerzeit eine erbittert geführte Debatte auslöste. Erst zu Beginn der 90er-Jahre kehrte wieder Ruhe ein: Mit dem Bau der Schlossberghalle mit Rathauspassagen ("Centrum") und Tiefgarage in den Jahren 1992 bis 1994 wurden die Pläne am Bahnhofsplatz obsolet - zumindest vorerst.

Starnberg: Bayrischer Hof

Bis heute prägt das Gebäude das Stadtbild mit dem architektonischen Charme des 19. Jahrhunderts.

(Foto: Nila Thiel)

Denn Probleme verschwinden nicht einfach, wenn man sie ignoriert. Bereits 1985 hatte ein Gutachten "umfangreiche bauliche Mängel" für den Bayerischen Hof festgestellt. 2011 wurden bei Planung einer Dachsanierung erhebliche Mängel beim Brandschutz festgestellt, der Betrieb im Dachgeschoss und weiten Teilen des zweiten Obergeschosses ist seither eingestellt. Innerhalb der Stadtverwaltung ergaben sich 2015 "erhebliche Bedenken an der Betriebssicherheit" des Gebäudes, zumal die Haustechnik hoffnungslos veraltet ist. Eine Begehung im Dezember 2020 mit Statiker und Kreisbehörde führte schließlich zur Nutzungsuntersagung. Gegen diese Entscheidung reichte der Pächter Klage ein, die Stadt kündigte derweil den Pachtvertrag zum 31. August. Ein abschließendes Gutachten zum Zustand steht aus, verschiedene Ideen, wie man das Areal künftig nutzen könnte, existieren aber bereits.

Starnberg: Bayrischer Hof

Ob und wie sich das traditionsreiche Haus erhalten lassen könnte, wird der Stadtrat in den kommenden Monaten klären müssen.

(Foto: Nila Thiel)

Auf der Wunschliste der Stadt steht ein Investor, "der die Immobilien auch nach der Sanierung betreibt und diesem sowohl aus städtebaulicher als auch historischer Sicht wertvollen Ensemble mit noch festzulegender Nutzung eine neue Blütezeit ermöglicht", heißt es im Infoblatt. Zuvor aber muss geklärt sein, ob eine Nutzung als Hotel favorisiert ist, die Stadt bereit ist, das Eigentum abzugeben und ob sich die Planungen nur aufs Hotel oder auch die Alte Oberschule konzentrieren sollen. Als nächstes befassen sich Bauausschuss (22. April) und Stadtrat (26. April) mit dem Thema.

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