Das Leben als Minister kann eine stressige Sache sein. Ständig will jemand was von einem, dauernd klingelt das Telefon. Und jetzt auch noch ein Spezialauftrag: Albert Füracker soll mit einer Rede Lust aufs Schiff fahren machen. So hat es Michael Grießer, der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, seinem Finanzminister Albert Füracker aufgetragen. Der CSU-Mann schreitet also nach vorne ans Pult. Wird Füracker die richtigen Worte finden? Der Minister legt die Hände auf den Stehtisch vor ihm. Er blickt seine Zuhörer an. Lächelt. Und sagt: „Lust auf Schiff fahren kann eigentlich keine Ansprache machen.“ Recht hat er, der Minister.
Stattdessen weist Füracker mit dem Arm über den See hinter sich. Die Sonne glitzert über den Wellen, im Hintergrund schimmern die Schneegipfel der Alpen. „Das macht Lust auf Schiff fahren“, erklärt Füracker beim Blick über die Landschaft. Und tatsächlich könnten die Bedingungen für den Saisonstart der Bayeríschen Seenschifffahrt am Ostersonntag auf dem Starnberger See und dem Ammersee kaum besser sein. Das Wetter stimmt. Und, viel wichtiger: Alle Schiffe sind pünktlich zum Start einsatzbereit. Eine Ansprache vor Postkartenpanorama, und dann gibt es nicht mal Probleme - es gibt stressigere Dinge im Leben eines Ministers.
Alles ist also bereit für den Saisonstart - nach den Pannen in den vergangenen Jahren erleichtert diese Nachricht die Verantwortlichen. „Wir sind wieder auf Kurs“, verkündet der bestens gelaunte Füracker am Mittwochvormittag am Ufer des Starnberger Sees. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren wurde das Unternehmen von einer Pannenserie heimgesucht, die in der Unternehmenshistorie ihresgleichen suchen dürfte. Alles begann mit einem Leck an der MS Bayern, weswegen das Schiff die komplette Saison 2023 nicht eingesetzt werden konnte. Danach gab es eine Panne an dem Elektrodampfer EMS Berg, der wegen eines technischen Defekts auf Grund gelaufen war.
Auch an der MS Seeshaupt, der MS Bernried und der MS Starnberg gab es Probleme. Und als wäre all das nicht genug, fehlte dem Unternehmen auch noch Personal. Bis zum Saisonende konnte die Seenschifffahrt deshalb nur einen eingeschränkten Fahrplan bedienen. Im vergangenen Jahr machte das Hochwasser der Seenschifffahrt einen Strich durch die Rechnung. Auf dem Ammersee musste das Unternehmen fast zwei Wochen lang den Betrieb einstellen, auch auf dem Starnberger See konnten die Schiffe nicht planmäßig verkehren. „Das hat uns bis in den Frühherbst beschäftigt“, erinnert sich Geschäftsführer Grießer.

Trotz der Pannen sind die Fahrgastzahlen konstant hoch geblieben. 1,4 Millionen Passagiere beförderten die 32 Schiffe im vergangenen Jahr auf dem Königssee, dem Tegernsee, dem Ammersee und dem Starnberger See, rechnet Füracker vor. Fast noch wichtiger aber ist dem Finanzminister eine andere Zahl: Das Unternehmen hat seinen Umsatz um mehr als zwei Prozent gesteigert. Mitnichten würden bei der Seenschifffahrt also Steuergelder in den Sand gesetzt, betont Füracker. „Die Seenschifffahrt trägt sich“, stellt der Minister klar. Und sie ist für Füracker eine weitere Attraktion im an Touristenmagneten wahrlich nicht armen Bayern. Und nicht nur das: Die Verbindungen auf dem Wasser seien an manchen Orten auch „ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur“, ergänzt Geschäftsführer Grießer.
In dieser Saison gibt es für die Fahrgäste keine großen Neuerungen. „Es bleibt alles beim Alten“, hatte Grießer bereits im März klargestellt. Das bedeutet auch, dass Inhaberinnen und Inhaber der Ehrenamtskarte in diesem Jahr erneut kostenlos Schiff fahren können. Auch die Flotte bleibt dieselbe: Die MS Seeshaupt hat eine größere turnusgemäße Inspektion hinter sich, der Raddampfer Herrsching hat eine neue Küche und einen neuen Boden bekommen.
Anders sieht es kommende Saison auf dem Tegernsee aus: Dort soll im Sommer 2026 die MS Gmund von einem elektrisch betriebenen Nachfolgeschiff abgelöst werden. Nach Fürackers Vorstellungen wird das nicht das Ende der Verkehrswende auf dem Wasser sein. Man setze sich mit Blick auf die E-Mobilität auf Binnengewässern „kontinuierlich dafür ein, die bayerische Pionierstellung“ aufrechtzuerhalten, sagt der Minister.
Die MS Gmund ist von 1968. So langsam habe sie ausgedient, erklärt Füracker. Dabei sei dieser Jahrgang unglaublich gut. Und unglaublich beständig, sagt der bayerische Finanzminister, Baujahr 1968.