Bauvorhaben:Neubau statt Container

Die Isar-Loisach-Würm-Werkstätten für behinderte Menschen wollen ihr Betriebsgelände in Machtlfing um 1,2 Hektar vergrößern. Herzstück des Projekts ist eine moderne Förderstätte

Von Ute Pröttel, Andechs

"Menschen stark machen": Diesen Leitspruch der Isar-Loisach-Würm-Werkstätten (IWL) sieht Marco Rieth besonders dann erfüllt, wenn es gelingt Schützlinge auf den freien Arbeitsmarkt zu vermitteln. Von zwei solchen Fällen berichtet er für das Jahr 2018. Stark gemacht werden die Menschen mit Behinderung entweder in der Förderstätte oder einer der Werkstätten. Seit dem Zusammenschluss von drei Werkstätten 1976 in den Landkreisen Landsberg am Lech, Starnberg und München ist die Nachfrage nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen ungebrochen. In mehr als 40 Jahren haben sich die IWL zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Nun steht der Gesellschaft eine erneute Erweiterung ins Haus. Dazu soll das Betriebsgelände in Machtlfing um 1,2 Hektar in Richtung Norden vergrößert werden.

"Die IWL ist für Menschen mit Behinderung im Landkreis erste Anlaufstelle", erklärt Rieth. Für die Werksatt gilt eine Aufnahmepflicht, nicht jedoch für die Förderstätte. Etwa 185 Menschen mit Behinderung haben bis heute einen Arbeitsplatz in Machtlfing gefunden. Sie arbeiten in der Schreinerei und Konfektionierung oder erledigen Montagearbeiten für externe Geschäftskunden. Die Mitarbeiter der Gebäudereinigung oder im Garten- und Landschaftsbau sind regelmäßig außerhalb unterwegs. "Wir entsenden auch kleinere Einheiten zu externen Firmen", erzählt Rieth, der zusammen mit Alexander Härtl den Betrieb in Machtlfing leitet. Der Sozialpädagoge ist für die pädagogische Seite, sprich für die berufliche Rehabilitation zuständig; Härtl für die betriebswirtschaftliche mit Produktion und Technik.

Die Vermittlung von behinderten Menschen auf den freien Arbeitsmarkt entspricht genau dem, was Inklusion heute erreichen möchte: Teilhabe an einem normalen Arbeitsalltag. Erwachsene mit schwerer und/oder mehrfacher Behinderung, die diesen Anforderungen nicht gewachsen sind, werden in speziellen Fördergruppen betreut. Förderstätte und Werkstatt unterscheiden sich vor allem im Betreuungsschlüssel. Während in der Werkstatt auf zwölf Personen ein Helfer kommt, ist die Betreuung in der Förderstätte wesentlich intensiver. Hier ist ein Betreuer für drei Menschen zuständig. Mittlerweile gibt es drei Fördergruppen, die "unter dem verlängerten Dach der Werkstätte geführt werden", wie Rieth es beschreibt. Zwei von ihnen sind provisorisch in Containern untergebracht.

Machtlfing

Förderung für behinderte Menschen: Die Werkstätten in Machtlfing unterhalten drei dieser Gruppen, zwei sind in Containern untergebracht.

(Foto: oh)

Zuletzt baulich erweitert wurde das Gelände in Machtlfing 1989. Seitdem wird der stetig wachsende Platzbedarf durch Container gedeckt. 26 Stück gibt es insgesamt auf dem Gelände. Ihre Aufstellung muss alle zwei Jahre von der Gemeinde genehmigt werden. In einem Komplex sind seit 2011 zwei Gruppen der Förderstätte untergebracht. Ein Provisorium, das nicht mehr den Ansprüchen an eine moderne Förderstätte genügt. "Wir wollen, dass unsere Menschen ordentlich untergebracht sind", begründet Rieth die notwendige Erweiterung des Geländes.

Bereits seit acht Jahren wird diese Expansion intern diskutiert. Es wurden verschiedene Szenarien durchgespielt. Anfang des Jahres beschloss die IWL-Geschäftsführung nun die Erweiterung auf der externen Fläche und stellte einen entsprechenden Antrag bei der Gemeinde Andechs. Die Voraussetzungen für das Projekt: der Flächennutzungsplan muss geändert und ein Bebauungsplan für das gesamte Gebiet aufgestellt werden, das sich im Außenbereich befindet.

Sollte dem Antrag stattgegeben werden, wird die IWL eine Fläche von 1,2 Hektar im Norden des aktuellen Betriebsgeländes erwerben. Einen entsprechenden Vorvertrag mit dem Eigentümer gibt es bereits. Damit erweitert sich die Gesamtfläche der IWL auf 3,2 Hektar. 7000 Quadratmeter sollen überbaut und mit Parkplätzen ausgestattet werden. 5000 Quadratmeter dienen als Ausgleichsfläche, die wohl nicht aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden müssen.

Machtlfing IWL, Erweiterung des Geländes

Die Zeit der Provisorien soll bald beendet sein: Alexander Härtl (links) und Marco Rieth planen einen modernen Neubau nördlich von ihrem Betriebsgelände.

(Foto: Georgine Treybal)

Herzstück der Planung ist ein Neubau mit rund 1000 Quadratmeter Grundfläche. Er soll eine moderne Förderstätte für 28 Personen beherbergen, die von zwölf Mitarbeitern betreut werden. Sollte das Gebäude zweigeschossig ausgeführt werden, besteht die Überlegung, dort eventuell eine externe Praxis für Physiotherapie und Büros unterzubringen. Ebenfalls in der Planung vorgesehen ist ein etwa halb so großer Erweiterungsbau. Die Kosten für den Neubau trägt das Zentrum Bayern Familie und Soziales oder der Bezirk Oberbayern.

"Die Förderstätte könnten wir schon heute zu 80 Prozent belegen", sagt Marco Rieth. Die Nachfrage sei bayernweit sehr hoch. Seinen Worten nach stehen sowohl die Gemeinde als auch das Landratsamt dem Projekt positiv gegenüber. Die Gemeinde Andechs hat dem Antrag auf Durchführung der Bauleitplanung in ihrer Oktobersitzung einstimmig zugestimmt. Seit Anfang Dezember ist das Starnberger Planungsbüro Terrabiota beauftragt. Marco Rieth und sein Kollege Alexander Härtl rechnen mit einem Realisierungszeitraum von drei bis vier Jahren.

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