Baukolosse:In Gauting machen nun die Freunde eines Neubaus mobil

Baukolosse: Gautinger Jugendreferent Benedikt Kössinger.

Gautinger Jugendreferent Benedikt Kössinger.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die "Bürgeroffensive" von Fred Rauscher und einigen Gautinger Gemeinderäten findet in der Bevölkerung großen Rückhalt.

Von Blanche Mamer/Michael Berzl, Gauting

"Wir müssen trommeln und mit unseren Argumenten überzeugen, damit das Bürgerbegehren von ,Gauting aktiv' nicht die Mehrheit bekommt", appelliert Fred Rauscher, der die "Bürgeroffensive Zukunft Gauting" initiiert hat. Diese Initiative setzt sich für einen umstrittenen Neubau auf dem ehemaligen Schulgelände an der Bahnhofstraße in Gauting ein und bildet damit eine Gegenbewegung zu dem im November gestarteten Bürgerbegehren gegen dieses Projekt. Zum ersten Treffen am Mittwoch sind knapp 100 Gautinger gekommen.

Führende Köpfe sind außer dem 49-jährigen Grafikdesigner und Pressefotografen Rauscher und seinem Mitstreiter Andreas Albath die parteifreien Gemeinderätinnen Ariane Eiglsperger und Kirsten Platzer, UBG-Gemeinderat Richard Eck und der CSU-Gemeinderat Benedikt Kössinger. "Früher wurde viel geredet und nichts ist passiert. Wir hatten das Gefühl, dass jetzt endlich etwas vorangeht im Ort. Wir wollen keine neue Brachlandschaft, und dafür müssen wir uns engagieren", sagte Albath. Eiglsperger erläuterte, wie viel Engagement die Gemeinderäte in den vergangenen Monaten in die Planung investiert haben. "Wir möchten, dass die Gautinger bewusst für die Fortführung des Bebauungsplans stimmen", sagte sie. Kössinger warnte, falls sich "Gauting Aktiv" durchsetze, bedeute das ein finanzielles Desaster. Für eine Rückzahlung des Grundstückspreises in Höhe von neun Millionen Euro müsse sich die Gemeinde verschulden; dann müssten Förderungen für das Kulturhaus Bosco oder den Sportverein gestoppt werden, die Sanierung des Sommerbades bleibe auf der Strecke.

Der CSU-Gemeinderat Michael Vilgertshofer kritisierte in einem Brief an die SZ, dem Bürgerbegehren fehle "ein brauchbarer Vorschlag, über den man abstimmen kann". Die Gegner der Planung sollten nicht so tun, "als wäre ein Nein nur ein niedliches Jein". Vielmehr bedeute eine Ablehnung "Stillstand für Gauting für Jahre oder auch Jahrzehnte".

Die von Angelika Siegmund und Eckhard Müller-Guntrum gegründeten Initiative "Gauting Aktiv", die den Bau verhindern will, hatte für ihr Bürgerbegehren mehr als 2600 Unterschriften gesammelt, also doppelt so viele wie nötig. Auf diesen Rückhalt wies Karl Lehmann in der Versammlung am Mittwoch hin. Bei der neu gegründete Bürgeroffensive für das Projekt besteht nun die Sorge, dass beim Entscheid vor allem die Gegner ihre Stimme abgeben und die schweigende Mehrheit daheim bleibe. Um die Gautinger von ihren Argumenten zu überzeugen will die Initiative für den Neubau Informationsveranstaltungen organisieren und Flugblätter verteilen. Rauscher will einen Verein gründen und Spenden sammeln, um diese Arbeit zu finanzieren. Sollte Geld übrig bleiben, werde das an die Gautinger Tafel gespendet.

In der Versammlung gab es auch kritische Nachfragen. Auf eine Frage nach dem Vergabeverfahren erklärte Eiglsperger, das sei nicht öffentlich gewesen. Aus zunächst mehr als 20 Vorschlägen habe man die optimale Lösung gefunden. Das fand auch der Gautinger Architekt Burkhard Reineking. Die Pläne seien in Ordnung. Es sei mittlerweile Konsens, dass im Bereich von Bahnhöfen in die Höhe gebaut werden solle. Somit verteidigte er die vorgesehenen Ausmaße mit Erdgeschoss und vier Obergeschossen. Er monierte aber, dass bei der Straßenplanung die Radfahrer nicht berücksichtigt worden seien. Das widerlegte Richard Eck, der als der Verkehrsexperte im Gemeinderat gilt. Auf der Seite der Hypobank sei ein Radweg und auf der Seite des Neubaus ein Schutzstreifen wie an der Germeringer Straße vorgesehen. Zudem solle eine vorgezogene Haltelinie beim Kriegerdenkmal den Radfahrern einen früheren Start an der Ampel ermöglichen.

Unterdessen fordern die Grünen, einen runden Tisch einzuberufen, "um die angespannte Situation zu befrieden". Damit solle der Gemeinderat ein deutliches Signal senden, dass die Einwände von Bürgern ernst genommen werden. Es solle über konsensfähige Verbesserungen an der Planung verhandelt werden. Problematisch sind in den Augen der Grünen vor allem die Baumasse, die vorgesehenen oberirdischen Parkplätze und die zu geringe Zahl von Fahrradständern. Ein entsprechender Antrag der Fraktion, der bereits seit November vorliegt, wird in der Sondersitzung des Gautinger Gemeinderats am kommenden Dienstag behandelt. In der öffentlichen Sitzung, die um 19.30 Uhr beginnt, entscheiden die Gemeinderäte auch über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens gegen den Neubau und über ein Ratsbegehren für den Neubau.

Informationen aus erster Hand über die aktuelle Planung gibt es bei einer weiteren Bürgersprechstunde der Immobilienfirma Sontowski in der ehemaligen Pizzeria im Bahnhofsgebäude am Donnerstag, 25. Januar. Von 16 bis 20 Uhr erläutern Mitglieder der Geschäftsführung ihr Konzept und beantworten Fragen dazu. Bei einer der vergangenen Bürgerfragestunden im vergangenen Dezember hatte Fred Rauscher ein längeres Gespräch mit Müller-Guntrum von "Gauting aktiv". Das war für den 49-Jährigen der Auslöser, die Gegenbewegung zu gründen.

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