100 Jahre Bauhaus in Dießen:Hüter des Erbes

Dießen: Kunst Handwerk Pavillon

Wer mit dem Dampfer in Dießen anlegt, der sieht ihn sofort: den "Pavillon am See". Er ist das Aushängeschild der Dießener Künstlerszene. Die "Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst" stellt darin aus. So auch im September, wenn sie an ihre Gründer Hilde und Erich Kloidt erinnert.

(Foto: Nila Thiel)

Die Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst hält die Ideen ihrer Gründer hoch, der Bauhausschüler Hilde und Erich Kloidt. Mitte September ist eine Gedächtnisausstellung im Pavillon am See geplant.

Von Sabine Bader

Für die Dießener ist die Bauhaus-Idee immer aktuell - nicht nur im Jubiläumsjahr. Denn hier lebt sie fort. "Kunst ist nicht höher gestellt als Kunsthandwerk", davon ist Jörg Kranzfelder fest überzeugt. Der 45-Jährige ist Schriftführer der "Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst" und von Beruf Grafiker und Fotograf - die Grafik dient seinem Broterwerb, das Fotografieren ist seine Kunstform.

Die Arbeitsgemeinschaft ist fast so alt wie das Bauhaus selbst. 1923 zog das Künstlerpaar Hilde und Erich Kloidt, beide Bauhausschüler, von Weimar nach Dießen. Die Eheleute waren von der Bauhausidee geprägt. Ihr Ziel war es, Architektur, Kunst und Design am Ammersee zusammenzuführen. Heute, 85 Jahre später, pflegen die Mitglieder diese Idee noch immer. Sie sind über die Jahre zu einer festen Gemeinschaft zusammengewachsen, stellen nicht nur gemeinsam aus, sondern arbeiten zuweilen gemeinschaftlich und besuchen Ausstellung zusammen. Immer auf der Suche nach Inspirationen. Auch die neuen, oft jüngeren Mitglieder empfindet Jörg Kranzfelder darum als Bereicherung. Schließlich brächten sie andere Ideen und Sichtweisen mit. "Wir ergänzen uns gut", findet er. Sätze wie dieser wären sicher ganz im Sinne Erich Kloidts gewesen. Schließlich war es einst seine Intention, einen freundschaftlichen Austausch unter Kollegen zu fördern und Berührungsängste zwischen Kulturschaffenden und Bürgern abzubauen.

Als Ausstellungsort nutzen die Mitglieder seit vielen Jahren den "Pavillon am See" nahe dem Dampfersteg. 1939 war das Gebäude fertig geworden. Es diente zunächst als "Cafe am See". Bereits im Vorläufer des Holzhauses, dem "Seehäusl", waren einst Kunstausstellungen zu sehen. Der kleine Bau hatte schon damals dazu gedient, den Sommergästen am Ammersee die örtliche Kunstszene näher zu bringen.

Da liegt es nahe, dass die Arbeitsgemeinschaft noch heute im Pavillon ausstellt. So auch im September. Denn die 34 Mitglieder planen eine Gedächtnisausstellung an ihr Gründerehepaar unter dem Titel "Brückenschlag 1919 - 2019". Zu sehen sind nicht nur aktuelle Werke der Mitglieder, sondern auch historische Bilder und Arbeiten aus der Keramikwerkstatt Kloidt. Vor der Ausstellungseröffnung am Samstag, 21. September, führen Thomas Raff und Wolfgang Lösche die Gäste um 15 Uhr im Gasthof "Unterbräu" ins Thema ein.

Die Ausstellung läuft bis 20. Oktober und ist täglich 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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