"Ich bin jetzt einmal ums Karree gefahren und habe dann glücklicherweise einen Parkplatz direkt vor dem Naturkostladen bekommen", sagt eine Kundin, die mit einem schweren Einkaufskorb aus dem Geschäft kommt. Sie wohne an der Waldpromenade und kaufe alle Lebensmittel und Getränke bei Dieter Mückenhausen an der Bahnhofstraße. Seit den Parkverboten müsse sie jedoch meist drei- bis viermal durch die angrenzenden Wohnstraßen kurven, bevor sie ihr Auto parken könne. Mit dem Rad zu fahren sei keine Alternative, weil der Weg zu weit, der Einkaufskorb oder die Getränkekästen zu schwer seien.
Sie ist nur eine von vielen Kunden, die es sich mittlerweile zweimal überlegen, in die Nähe des Bahnhofs zum Einkaufen zu fahren. Es sei eine Frechheit, dass die Gemeinde einfach so viele Parkplätze streiche, nur damit ein Wohnbauunternehmer sich ausbreiten könne, schimpft ein Rentner, der schon zweimal die Runde auf dem Park+Ride-Platz gedreht und dadurch bereits eine S-Bahn verpasst hat. Nächstes Mal werde er gleich nach Fürstenried zur U-Bahn fahren, sagt er, und dann auch gleich in Neuried einkaufen.
Genau das befürchten die kleinen Geschäfte an der oberen Bahnhofstraße. Zwei Jahre soll das Bauen dauern. Wer sich über eine so lange Zeit woanders hin orientiere, gewöhne sich womöglich nicht erneut um, sagt Ralf Mückenhausen bei einem Treffen der Gewerbetreibenden mit Gemeinderat Hans-Wilhelm Knape, Bürgermeisterkandidat der Grünen.
Seit Einrichtung der Baustelle auf dem ehemaligen Grundschulgelände sind alle Längsparkplätze davor weggefallen, zudem sind zahlreiche Stellplätze auf dem Bahnhofsparkplatz gestrichen worden. Das bedeutet für die kleinen Läden, die damit werben, dass es Parkmöglichkeiten direkt vor ihrem Geschäft gebe, Umsatzeinbußen und Kündigung der Mitarbeiter. "Wir haben etwa 30 Prozent weniger und wissen nicht, ob wir unsere Festangestellten weiter beschäftigen können", sagt Mückenhausen. Der Laden lebe nicht nur von den Kunden tagsüber, sondern auch von Angestellten, die abends von der S-Bahn kommend ihre Einkäufe erledigen.
Auch Verena Haditsch, die seit zwei Jahren den Geschenkeladen "Saus und Brause" betreibt, klagt über einen Einnahmeeinbruch von etwa 20 Prozent und fürchtet um das Weihnachtsgeschäft. Sie kritisiert, dass die Geschäftsinhaber nicht persönlich informiert worden seien. Um ihren Frust zu artikulieren, habe sie sich am vergangenen Donnerstag mit anderen Ladenbesitzern ins Rathaus zur Bürgermeistersprechstunde begeben. Doch die Sprechstunde der Bürgermeisterin war abgesagt.
Auch Hannes Hanrieder, der mit seinem Vater den Schreibwaren- und Zeitschriftenladen betreibt, sieht schwarz für die Zukunft. Ob die Geschäftsleute den Vorschlag, die Parkdauer von einer Stunde auf eine halbe zu reduzieren, gut finden, ist nicht ganz klar.
Diesem Kompromissvorschlag hätten die Geschäftsleute zugestimmt, sagt ein Rathaussprecher und weist darauf hin, dass bei weitem nicht so viele Parkplätze weggefallen seien: In der Bahnhofstraße seien es fünf, auf dem Bahnhofsparkplatz nur 20 von 223.
Knape, der beim Einkaufen von den Sorgen der Ladeninhaber und der Angestellten erfahren hatte, sagt, dass er keineswegs dafür plädiere, in Gauting mehr Parkplätze zu schaffen, sondern dass er eine sozial verträgliche Lösung fordere. Längs der Baustelle sind der Gehsteig und die Parkplätze abgesperrt, obwohl der Platz nicht gebraucht werde. Solange dort nicht gearbeitet werde, könne man die Abgrenzung versetzen. Zudem schlägt er vor, dass sich die Gemeindeverwaltung mit dem Eigentümer in der Hubert-Deschler-Straße einigen solle, der seine privaten Stellplätze ständig mit einer Kette versperrt. Dort könnten wenigstens tagsüber einige zusätzliche Stellplätze geschaffen werden.