S-Bahn:Der Aufzug im barrierefreien Bahnhof Argelsried kommt - irgendwann

Gesperrter Zugang zum noch nicht montierten Lift; Am S-Bahnhof Gilching-Argelsried

Trostloser Bretterverschlag statt Lift: Nach dem Umbau müssen die Fahrgäste in Gilching-Argelsried noch immer auf den Aufzug warten.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit einem halben Jahr ist der 8,7 Millionen Euro teure Umbau fertig. Der Lift soll im Sommer oder Frühherbst kommen - wann genau, ist unklar.

Von Christian Deussing, Gilching

Der Bahnhof Gilching-Argelsried ist für 8,7 Millionen Euro barrierefrei umgebaut und saniert worden. Allerdings fehlt ihm schon seit einem halben Jahr etwas ganz Entscheidendes: der Aufzug in der Unterführung, der zum Bahnsteig hochführt. Rollstuhlfahrer können zwar die 40 Meter lange Rampe benutzen, sitzen dann aber in der Falle. Auch ältere Menschen, Mütter mit Kinderwagen und Fahrgäste mit schwerem Gepäck müssen nach wie vor die steile Treppe bewältigen, um die Züge der Flughafenlinie S 8 zu erreichen. Eigentlich sollte der Lift bis spätestens Mitte dieses Jahres eingebaut werden. Doch die Bahn hat die Gemeinde erneut vertröstet: Der Aufzug soll nun im "dritten Quartal" kommen, heißt es. Das könnte Juli, August oder auch September sein - oder vielleicht später.

Einen konkreten Termin könne man leider nicht nennen, sagte ein Bahnsprecher auf Anfrage. Der Auftrag für den Personenaufzug sei zwar längst erteilt, es gebe aber die derzeit "branchenüblichen Lieferprobleme". Denn es gebe bundesweit nur wenige Herstellerfirmen, die diese Aufzüge an Bahnsteigen einbauen, erläutert der Bahnsprecher. Zur Zeit baue sein Unternehmen in Deutschland etwa hundert Bahnhöfe barrierefrei um - und die Auftragsbücher der Fahrstuhlfirmen seien voll.

Der Sprecher ließ durchblicken, dass die Bahn mit den ständigen Terminverschiebungen bei den Aufzügen "nicht zufrieden" sei. Man dränge deshalb darauf, dass der Einbau des Lifts möglichst bald erfolgt. Das hofft auch die Gemeinde Gilching und deren Behindertenreferent Peter Unger von den Grünen. Wie er sagt, seien viele Menschen im Ort darüber verärgert, dass sie nach sechs Monaten immer noch auf den Fahrstuhl in der Unterführung verzichten müssen und stattdessen auf einen Bretterverschlag schauen.

Das Dilemma von Gilching ist kein Einzelfall im Großraum München, begründet werden die Verzögerungen oft mit "Lieferengpässen". Besonders viel Geduld hatte zum Beispiel die Gemeinde Gauting aufzubringen, weil dort erst mit mehr als einjähriger Verspätung der Aufzug geliefert und im Bahnhof Stockdorf (Linie S 6) eingebaut wurde. Am 1. Dezember vergangenen Jahres ging dann der Aufzug endlich in Betrieb, die "Barrierefreiheit" hatten die Gemeinde und ihre Bürgermeisterin Brigitte Kössinger aber bereits vierzehn Monate zuvor mit Blasmusik und einem Straßenfest groß gefeiert.

Das wird Gilching hoffentlich nicht passieren - nach Angaben der Bahn ist hier allerdings derselbe Hersteller wie in Stockdorf für das Aufzugprojekt zuständig. Sollte der Lift dann tatsächlich geliefert werden, dauert es noch mal ein bis zwei Wochen, bis der Fahrstuhl installiert und betriebsbereit ist. Noch glauben die Gilchinger daran, dass dies heuer geschieht.

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