Barrierefreies Gilching:Das Kreuz mit Bordsteinen und Ampeln

Barrierefrei durch Gilching; Barrierefrei durch Gilching

Die Teilnehmer der "Ortsbegehung Gilching" auf dem Weg, die Gemeinde nach Hindernissen für Senioren und Menschen mit Handicap zu untersuchen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Spaziergang durch Gilching mit dem Seniorenbeirat beweist: Die drittgrößte Gemeinde des Landkreises muss noch einiges tun, damit sich ältere Menschen und Rollstuhlfahrer frei bewegen können.

Von Louis Kochendörfer

Passanten schauen verwundert. Mit Block, Stift und Kamera bewaffnet gehen 20 Senioren durch die Gilchinger Innenstadt. Der Seniorenbeirat hatte am Dienstag zur "Ortsbegehung mit besonderem Blick auf die Bedürfnisse der Senioren" eingeladen. Im Rahmen der Aktionswoche "Zu Hause daheim" begaben sich die Senioren auf den Weg durch Gilching. In drei Gruppen unterteilt suchten die Teilnehmer nach für Senioren nicht oder sehr schwer zu überwindende Hindernisse, die den Alltag der älteren Menschen erschweren.

Auf den drei geplanten Routen gehörten unter anderem zu hohe Bordsteine, schlechte Beleuchtung, zu hoch angebrachte Fahrpläne, zu kurze Ampelphasen und zu wenige Ruhebänke und öffentliche Toiletten dazu. Für Anja Preuß, Sozialgeografin von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung, ist aber trotzdem wichtig, "dass wir auch die positiven Aspekte beachten, damit wir, wenn wir mit unseren Verbesserungsvorschlägen an die Politiker treten, nicht nur alles schlecht reden, sondern auch bereits positive Aspekte benennen um Beispiele für Optimierungen zu geben".

Die Ziele dieser Ortsbegehung sind klar: Es sollen Probleme verdeutlicht werden, die für Menschen ohne Handicap nicht unbedingt offensichtlich sind und Politikern Anregungen zur Verbesserung der Lebenssituation der Senioren zu geben. Die Gilchinger Gemeinderätin und Seniorenreferentin Karin Keil und der Oberkommissar Erich Heinz, der auf Verkehrsangelegenheiten spezialisiert ist, begleiteten die Seniorengruppen. Ihr Fachwissen half den Senioren dabei einzuschätzen, inwiefern Verbesserungsvorschläge umzusetzen sind.

Nach anderthalb Stunden Inspektion trafen sich alle drei Gruppen wieder am Ausgangspunkt, dem Sozialdienst Gilching. Dort wurden bei Kaffee und Kuchen die Beobachtungen zusammengefasst und diskutiert. Ein sehr großes Problem stellt der Bahnhof Gilching-Argelsried dar. Ohne einen Aufzug am Bahnhof sind Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator auf Hilfe von Passanten angewiesen. Zudem ist die Beleuchtung am Bahnhof nicht gut, sodass man aufgrund einiger Unebenheiten im Boden sehr leicht hinfallen kann. Dass die Gestaltung des Bahnhofs generell verbesserungswürdig ist, ist bereits bekannt. Im Zuge der Planungen für eine Umgestaltung das Bahnhofs wollen die Senioren ihre Forderungen aufgenommen und umgesetzt wissen.

Des Weiteren sind sehr viele Bordsteine als Stolperfallen identifiziert worden. Zudem dauern die Grünphasen der zwei beobachteten Ampelübergänge nur neun Sekunden. In Kombination mit zu hohen Bordsteinen, vor allem bei Ampeln, stellt sich die Überquerung der Straße als ein sehr gefährliches Unterfangen dar. Ein weiteres Problem sind einige Geschäfte im Gilchinger Ortskern. Bevor man in einen der betroffenen Läden hineinkommt, taucht ein schier unüberwindbares Hindernis auf. Eine Stufe vor dem Eingang mag für die meisten nun nicht als Problem wahrgenommen werden, allerdings kann ein Rollstuhlfahrer oder ein Senior mit Rollator den Laden nicht ohne fremde Hilfe betreten.

Das sind nur ein paar der Probleme, die der Seniorenbeirat mit den Teilnehmern der Ortsbegehung ausfindig gemacht hat. Die positiven Beobachtungen sollen natürlich auch nicht verschwiegen werden. Dazu gehören: die Parksituation ( es gibt viele Behindertenparkplätze), die Abstellmöglichkeit für Fahrräder, die Barrierefreiheit von Bussen und die Anzahl der Ruhebänke. Allerdings dürften diese gern noch öfter Rücken- und Armlehnen haben, wurde gefordert.

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