Barrierefreie Wohnungen:Sicher in allen Lebenslagen

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Die Treppenraupe für Rollstuhlfahrer führte Christine Offtermatt jüngst beim Seniorentag in Starnberg vor. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Rollstuhlraupen, automatische Nachtleuchten, günstige Umbaukredite: Christine Offtermatt berät Senioren im ganzen Landkreis, wie sie sich altersgerecht einrichten können - und zwar kostenlos

Von Blanche Mamer, Gauting

"Unsere Wohnung ist nicht altersgerecht. Was können wir tun?" Diese Frage hört Ulla Ottmar vom Gautinger Seniorenbeirat immer wieder. Darum hat sie eine Infoveranstaltung im Bosco mit der Starnberger Sozialpädagogin und Wohnberaterin Christine Offtermatt über Hilfsmittel, Umbauten und Zuschüsse organisiert. Offtermatt berät Mieter wie Hausbesitzer, besucht Senioren zu Hause und schaut sich die ganze Wohnung an. "Ich berate nicht theoretisch vom Schreibtisch aus, sondern praktisch an Ort und Stelle", erklärt sie. Zusammen werden Ideen entwickelt, wie das Lebensumfeld an die Bedürfnisse angepasst werden kann. Offtermatts Besuch ist kostenlos, ihre Stelle wird vom Landratsamt finanziert.

Sie hat lange Erfahrung mit dem Thema. Zunächst als Physiotherapeutin, dann als Sozialpädagogin, seit 2004 als Wohnberaterin der Caritas im Seniorentreff in Starnberg. 2017 wurde sie offizielle Wohnberaterin des Landratsamtes für Senioren und Menschen mit Behinderung. "Wir können nicht oft genug betonen, dass die Förderung, die es gibt, nicht nur für Hauseigentümer gilt, sondern auch für Mieter", sagt Ottmar vom Seniorenbeirat. Und Offtermatt erklärt, dass sich die Zuschüsse für Hilfsmittel und Umbauten am Grad der körperlichen Einschränkung orientieren. "Ein Mensch, der nicht mehr mobil ist, sei es auf Grund seines Alters, eines Unfalls oder einer Behinderung hat ein Anrecht auf Zuschüsse durch die Pflegeversicherung von bis zu 4000 Euro", sagt sie. Es sei zudem möglich, den Bedarf an einem Umbau vor Gericht durchzusetzen. "Ich bin aber immer für die Kommunikation zwischen Mieter und Vermieter. Sie müssen reden, denn es muss geklärt werden, wer zahlt, und wie die Kosten umgelegt werden." Ein Darlehen über 10 000 Euro könne beim Landratsamt beantragt werden. "Das Schöne daran, nach fünf Jahren Benutzung wird der Kredit in einen Zuschuss umgewandelt."

"Wir sind gerade dabei, unser Haus in Voraussicht auf mögliche Beschwerden im Alter umzubauen. Gibt es für uns auch eine Förderung?", will ein Hauseigentümer wissen. Offtermatt weist auf die zinsgünstigen Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau hin. Allerdings könne dieser Antrag nur online gestellt werden, erklärt sie.

Die persönliche Beratung beginnt bei der Besichtigung der Umgebung. Offtermatt lacht. "Vorm Haus fangen oft schon die Schwierigkeiten an. Mit einer oder mehreren Stufen vorm Hauseingang, der ersten Hürde für Rollator- und Rollstuhlfahrer." Sie betont, dass es immer auf die spezifischen Einschränkungen und auf das einzelne Haus ankomme. Demnach reichen manchmal kleine Hilfsmittel, manchmal braucht es kleine Veränderungen und hin und wieder muss man umbauen. Immer mit dem Ziel, das Leben angenehmer und sicherer zu machen und zu mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität zu führen. Manchmal ist schon ein zweiter Handlauf eine Erleichterung. Auch ein Handlauf in der Wohnung verbessert oft die Bewegungsfreiheit.

Bei Rollstuhlfahrern müsse man über einen Treppenlift nachdenken, der jedoch teuer sei und nicht überall eingebaut werden könne. Es gibt aber auch andere Hilfsmittel, etwa Rollstuhlraupen, für die es jedoch einen Begleiter braucht. Eine wichtige Hilfe ist die Beleuchtung. Eine gute Sache seien Nachtleuchten für die Steckdose, die in der Nacht wie Bewegungsmelder reagieren. "Zum Beispiel wenn Sie aufstehen müssen, um auf die Toilette zu gehen." In älteren Reihenhäusern sind die WCs zudem oft eng, die Badezimmer im ersten Stock, der Badewannenrand zu hoch. Die Beraterin klärt auf über einfache und gar nicht teure Einstiegshilfen für die Badewanne, die es sogar auf Rezept gibt, stabile Haltegriffe, rutschfeste Duschflächen. Wer schwerer gehandicapt ist, kann bei der Krankenkasse einen Badewannenlift beantragen, braucht eventuell einen Notrufknopf. Auch fürs Bett gibt es Hilfsmittel, die das Aufstehen erleichtern.

Mit der Beratung ist der Service noch nicht beendet. Offtermatt hilft auch bei der Antragstellung und begleitet die Umbaumaßnahmen. Etwa zweimal in der Woche ist sie unterwegs, um sich Wohnungen von Senioren anzuschauen. Kontakt unter Telefon 08151 / 652 08 11 oder per E-Mail: c.offtermatt@seniorentreff-starnberg.de

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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