Banküberfall von Stockdorf:Ein überwältigender Wirt

Er betritt die Bankfiliale, sieht den Bankräuber - und verzieht sich ins Auto. Dann folgt Gerhard Schober dem Täter und überwältigt ihn wenig später. Wenige Stunden nach seiner Heldentat steht der Wirt schon wieder hinterm Tresen.

Christian Deussing, Stockdorf

Gerhard Schober ist einer, der nicht lange zaudert, sondern tut, was zu tun ist. Er handelt. Der 56-jährige Gastwirt aus Stockdorf (Landkreis Starnberg) macht nicht gerne viele Worte, das ist nicht seine Sache. Selbst dann nicht, wenn er gerade kurz zuvor eine wahre Heldentat vollbracht hat. Stunden, nachdem der stämmige Bayer am Freitag einen bewaffneten Bankräuber nach einer Verfolgungsjagd überwältigt und der Polizei übergeben hat, steht er schon wieder in seinem Lokal " Würmtal-Stuben" und bedient seine Gäste, als wäre nichts gewesen.

Gerhard Schober aus Stockdorf

An dieser Würmbrücke in Stockdorf hat Gerhard Schober den Bankräuber überwältigt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es fehlte nur wenig, und Schober wäre selbst vor der Pistolenmündung gestanden und hätte mitansehen müssen, wie der maskierte Täter mit seiner Waffe die Angestellten bedrohte und kurz darauf rund 10.000 Euro in der Kreissparkasse Stockdorf einpackte, um sich zu Fuß aus dem Staub zu machen.

Doch dem Gastronom, der gerade selbst, wie so oft, auf dem Weg zum Sparkassenschalter war, fiel schon auf, als er das Gebäude betrat, dass diesmal offenbar irgendetwas nicht stimmte. Er ging unauffällig rückwärts wieder hinaus und stieg in sein Auto, um abzuwarten, wohin der Bankräuber wohl flüchtet, erzählt er hinterher. "Ein Handy hatte ich nicht dabei."

Die meisten hätten dann vielleicht zugesehen, dass sie dem Räuber nur ja nicht in die Quere kommen. Das ist wohl auch vernünftiger, schließlich empfiehlt die Polizei stets, nicht den Helden zu spielen. Doch Schober entscheidet sich in diesem Moment anders, er greift ein. Er fährt dem flüchtenden Räuber hinterher, steigt aus und kommt dem jungen Täter immer näher. Der droht, ihn zu erschießen, erzählt Schober.

Doch der stämmige Mann, der mal 11,0 Sekunden auf hundert Metern lief, holt den flüchtenden Täter ein und drückt ihn mit seinem Körper gegen das Geländer. "Da kam er nicht mehr heraus", sagt er und schmunzelt. "Ich habe zwar früher gerauft, habe aber noch keinen Bankräuber gestellt." Er sei als Wirt jedoch noch immer fit.

Dieser Einsatz hat sich im Ort schnell herumgesprochen. Schließlich ist Schober eine Institution. Man kennt in als "guten Wirt, ehrbaren Bürger, immer freundlich und korrekt", wie es in der Bäckerei gegenüber heißt. Vor Jahren noch hatte er die Sportgaststätte betrieben und ist von daher vielen bekannt. Nun wird man wohl noch mehr von dem reden, der den Bankräuber gestoppt hat. Er wird am Freitag auch von Fernsehteams belagert. Schober wird allerdings froh sein, wenn sich der Wirbel bald legt und er sich wieder in Ruhe um seine Stammgäste kümmern kann.

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