Feuerwehrübung im MühltalRettung auf freier Bahnstrecke

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Feuerwehrleute üben die Rettung hilfloser Fahrgäste auf freier Bahnstrecke aus einem verunglückten Zug zwischen Starnberg  und Gauting.
Feuerwehrleute üben die Rettung hilfloser Fahrgäste auf freier Bahnstrecke aus einem verunglückten Zug zwischen Starnberg  und Gauting. (Foto: Arlet Ulfers)

60 Feuerwehrleute proben zwischen Starnberg und Gauting den Ernstfall. Sie müssen verletzte Fahrgäste aus einem Regionalzug befreien, der in Baumstämme gekracht ist.

Von Christian Deussing, Starnberg

Mit voller Wucht ist am Samstagvormittag ein Regionalzug auf der Bahnstrecke zwischen Starnberg und Gauting in Baumstämme gekracht, die auf ein Gleis gerollt waren. Dieser Unfall war allerdings nur inszeniert, insgesamt 60 Feuerwehrleute übten den Einsatz auf freier Bahnstrecke etwa 600 Meter nördlich vom ehemaligen Bahnhof Mühlthal entfernt. 31 Fahrgäste mussten aus zwei Waggons gerettet werden, darunter auch neun schwer verletzte Menschen. Zudem hieß es bei der Alarmierung, dass der Lokführer bewusstlos und womöglich in seiner Kabine eingeklemmt sei.

Die Starnberger Kreisbrandinspektion hatte die gute Gelegenheit genutzt, den Ernstfall auf der Strecke der S6 und der Regionalbahnen zu proben, die wegen der Brückenbauarbeiten in Königswiesen bei Gauting derzeit noch gesperrt ist. In der ersten Alarmmeldung um 10.40 Uhr wurde bei der Übung den Einsatzkräften über Funk mitgeteilt, dass es zu einem Bahnunfall im Mühltal mit bis zu 50 Verletzen gekommen sei. Wenig später trafen die ersten Feuerwehrfahrzeuge auf dem Parkplatz am einstigen Bahnhof ein. Dabei kam es auch auf eine koordinierte Anfahrt in dem engen Bereich an, um sich nicht gegenseitig zu blockieren.

Die Fahrzeuge wurden von der Einsatzleitung auf einen Forstweg westlich der Bahnstrecke zum Unfallort dirigiert, wo sofort die Rettungsaktionen begannen, nachdem die Strecke gesperrt und die Oberleitung geerdet war. Hierbei galt es zudem, mit dem Notfallmanagement der Bahn effektiv zusammenzuarbeiten. Derweil lagen manche Unfallopfer auf dem Zugboden, auf den sie durch die Wucht des Aufpralls geschleudert wurden. Auch große Puppen mussten aus dem Unglückszug geborgen werden. Die Feuerwehrleute, manche mit medizinischem Notfallrucksack ausgerüstet, schulterten einige der Passagier-Statisten aus dem Waggon, doch das war bei den angenommen schwerer verletzen Personen nicht möglich. Die Helfer bauten eine drei Meter lange „Grabenbrücke“ zwischen Trittbrettern und Gelände auf, um hilflosen Unfallopfern, die womöglich an der Wirbelsäule verletzt waren, behutsam in ein sogenanntes Spineboard zu legen. Auch andere Tragen waren im Einsatz.

Ein Mädchen wird von Feuerwehrleuten aus dem Waggon getragen.
Ein Mädchen wird von Feuerwehrleuten aus dem Waggon getragen. (Foto: Arlet Ulfers)

Befreit wurden unter anderem Ute Thorn und ihr neunjähriger Sohn Fabian aus Hechendorf. „Ich habe mich wahnsinnig erschrocken und am rechten Knie verletzt“, erzählt der Bub, der zu den Darstellern des Szenarios gehörte – wie auch die 18 Jahre alte Lena, die sich für die Übung in einen Rollstuhl gesetzt hat. Sie wurde auf einen Gleiswagen gewuchtet und auf der parallelen Schiene gut gesichert weggeschoben. Unterdessen wurde ein Kind vermisst, das sich offenbar unter Schock von der Unfallstelle entfernt hatte. Das könne in dieser Situation durchaus passieren, die daher ebenso zur Übung gehörte, erklärte Thomas Schade, Sprecher der Kreisbrandinspektion Starnberg. Das Kind wurde übrigens bald an einer Bahnböschung gefunden, dabei halfen auch Drohnen der DLRG und Feuerwehr.

Feuerwehrleute  tragen einen „verletzten Fahrgast“ auf einem Spineboard aus der Bahn.
Feuerwehrleute  tragen einen „verletzten Fahrgast“ auf einem Spineboard aus der Bahn. (Foto: Arlet Ulfers)
Für das Unfallszenario wurden Baumstämme auf das Gleis gelegt.
Für das Unfallszenario wurden Baumstämme auf das Gleis gelegt. (Foto: Arlet Ulfers)

In einer ersten Bilanz äußerte sich Starnbergs Kreisbrandrat Helmut Schweickart sehr zufrieden: „Die Übung war ein voller Erfolg.“ Der Ablauf und das Zusammenspiel zwischen Einsatzleitung, Feuerwehren und Unterstützungsgruppen hätten funktioniert. Der Einsatz im Mühltal, an dem sich außer der Gautinger und Pöckinger Feuerwehr Kräfte aus Gilching, Oberpfaffenhofen und Hechendorf beteiligt hatten, war nach etwa eineinhalb Stunden beendet.

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