Bahn:Ermittlungen nach Beinahe-Kollision von zwei Zügen

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Zwei vor allem mit Schülern voll besetzte Bahnen waren auf Kollisionskurs. (Foto: Claudius Casagrande)

Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung liest den Fahrtenschreiber der Bahnen aus und begutachtet das Stellwerk in Utting.

Von Michael Berzl, Utting

Nach der Beinahe-Kollision im Uttinger Bahnhof ermittelt die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) in Bonn. Die Fahrtenschreiber der beiden beteiligten Zugmaschinen seien schon ausgelesen worden, teilte BEU-Sprecher Gerd Münnich am Freitag mit. Außerdem müsse das Stellwerk begutachtet und gegebenenfalls der zuständige Fahrdienstleiter vernommen werden. Bislang handelt es sich nach seinen Worten um Voruntersuchungen, die bis zu sechs Wochen dauern könnten. "Wir sind noch ganz am Anfang", sagte er. Aufgabe der Bundesstelle ist primär die Untersuchung schwerer Unfälle. Durch die beherzte Reaktion eines Lokführers konnte in Utting aber ein Unglück vermieden werden. Der Fahrdienstleiter im Bahnhof ist nach SZ-Informationen nach dem Vorfall abgelöst worden.

Die Bahn wollte sich unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht weiter äußern. Zwei mit Schülern voll besetzte Züge waren am Donnerstagmorgen auf Kollisionskurs geraten. Eine Weiche vor dem Bahnhof war so gestellt, dass ein aus Richtung Augsburg einfahrender Zug auf ein Gleis geleitet wurde, auf dem schon eine Regionalbahn stand, die aus Schongau kam. Wie es zu dieser gefährlichen Situation kommen konnte, ist noch unklar. Der Zugführer der aus Richtung Schondorf einfahrenden Bahn löste im letzten Moment eine Notbremsung aus. Die beiden Züge kamen in einer Entfernung von etwa 40 Metern zum Stehen. Das Szenario erinnert an das Unglück von Bad Aibling, wo vor fast zwei Jahren auf eingleisiger Strecke zwei Züge kollidierten und zwölf Menschen starben. Ein Fahrdienstleiter, der Signale falsch gestellt hatte, war zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der dortige Betreiber Meridian gehört zu einem Verbund mit Bayerischer Oberlandbahn und Bayerischer Regiobahn (BRB), welche die Strecke am Ammersee-Westufer betreibt.

Der Lokführer, der durch seine beherzte Reaktion einen Zusammenstoß verhindert hatte, hat den Vorfall offenbar gut verkraftet. "Er machte einen ganz guten Eindruck", sagte BRB-Sprecher Christopher Raabe, der noch am Donnerstag mit dem langjährigen Mitarbeiter gesprochen hat, der am Freitag frei hatte. Er ist einer von 60 Lokführern bei der BRB. "Er macht einfach einen guten Job", sagte Raabe.

Im Ammersee-Gymnasium in Dießen sind wegen des Vorfalls viele Schüler erst mit Verspätung zur zweiten Unterrichtsstunde gekommen, berichtet Schulleiter Alfred Lippl. Zum Teil erreichten sie das Gymnasium mit dem Bus, zum Teil aber auch zu Fuß von der etwa zwei Kilometer entfernten Haltestelle in Riederau. Der Schulleiter nimmt den Vorfall zum Anlass, einen Merkzettel mit Handlungsanweisungen herauszugeben. Darin steht zum Beispiel, wie lange Schüler bei Störungen warten sollen, wen sie informieren sollen.

Probleme mit dem Zug zum Gymnasium mit 800 Schülern gibt es offenbar öfter. In diesem Winter seien schon vier- oder fünfmal Bahnen ausgefallen, erzählt eine Mutter. Noch nie war aber die Ursache so besorgniserregend wie diesmal. Da niemand zu Schaden kam, behandeln die Ermittler von der Bundesstelle das Ereignis zunächst als Störung. Es geschehe selten, dass Züge an Bahnhöfen auf Kollisionskurs gerieten, meist gehe das glimpflich aus, sagte Sprecher Münnich. "Es darf nicht passieren, aber es passiert ab und zu."

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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