Verkehr in StarnbergB2-Tunnel kommt frühestens 2035

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So oder so ähnlich könnte das Südportal des Starnberger B2-Tunnels am Ende der Weilheimer Straße aussehen. Diese Animation des Staatlichen Bauamts Weilheim stammt aus dem Jahr 2013.
So oder so ähnlich könnte das Südportal des Starnberger B2-Tunnels am Ende der Weilheimer Straße aussehen. Diese Animation des Staatlichen Bauamts Weilheim stammt aus dem Jahr 2013. (Foto: oh)

Das Verfahren zum Bau des insgesamt drei Kilometer langen Tunnels zur Verkehrsentlastung der Kreisstadt scheint bei der Regierung von Oberbayern festgefahren zu sein. Nichts geht voran, seit Monaten liegt das Projekt auf Eis – und wird immer teurer.

Von Peter Haacke, Starnberg

Wie geht es weiter mit dem B2-Tunnel in Starnberg? Wird er überhaupt jemals fertig? Das fragen sich viele, die durch die Kreisstadt fahren und den jahrzehntelangen Streit um das Vorhaben miterlebt haben. Seit dem historischen Beschluss des Stadtrats im Februar 2017 wurden in den vergangenen Jahren die Planungen konkretisiert und diverse Vorarbeiten erledigt. Doch abgesehen von einem Stresstest durch eine geänderte Verkehrsführung im Frühjahr, den Einbau eines Stromkabels und ein paar Rodungsarbeiten im Dezember passierte 2024 nichts. Seit Monaten wartet das „Tunnelteam“ im Staatlichen Bauamt Weilheim auf grünes Licht von der Regierung von Oberbayern, die über das Planfeststellungsänderungsverfahren entscheidet.

Auch beim überparteilichen Verein „Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg“, der sich seit seiner Gründung im Mai 2012 von Anbeginn für den Bau des Tunnels einsetzt, macht man sich so seine Gedanken. Unlängst wurden zwei gleichlautende Schreiben auf den Weg gebracht: Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und Regierungspräsident Konrad Schober sollen sich für eine Beschleunigung des Verfahrens einsetzen.

Der Vereinsvorsitzende Jürgen Busse nimmt in seinem offenen Brief Bezug auf eine Mitteilung von Minister Bernreiter aus dem Jahr 2022: „Sie [Bernreiter] haben mir damals mitgeteilt, dass der Tunnel Starnberg ein sehr wichtiges Projekt ist, da nur mit dem Tunnel Starnberg die bestehende Ortsdurchfahrt vom Durchgangsverkehr entlastet und die Verkehrsverhältnisse auf der B2 signifikant verbessert werden können.“ Weiterhin führt Busse aus, dass die vom Staatlichen Bauamt Weilheim fertiggestellten Unterlagen schon „seit geraumer Zeit bei der Regierung von Oberbayern“ liegen; die Stadt Starnberg erwarte ebenfalls eine Entscheidung.

Doch bei der Behörde in München rührt sich bislang nichts. Bereits im Juni 2020 waren Planänderungen auf den Weg gebracht worden: Um den insgesamt knapp drei Kilometer langen Tunnel inklusive Rampen so sicher wie möglich zu machen, flossen diverse Verbesserungen in die ursprüngliche Planung ein. Dies war notwendig, weil sich seit der Planfeststellung für den Tunnel im Jahr 2007 etliche Sicherheitsvorschriften geändert hatten.

Die Änderungen betreffen unter anderem die Installation einer Brandbekämpfungsanlage, Ausstattung, Dimensionierung und Positionierung der Notausstiege, Rettungstüren, den Einbau von Feuerwehraufzügen, Pannenbuchten, Aufstellflächen für Rettungskräfte und die Umleitung der Grundwasserströme durch Düker. Vor allem auf Wunsch des Wasserwirtschaftsamtes hatte das Staatliche Bauamt weitere umfangreiche Erkundungsbohrungen und Pumpversuche unternommen, um die Grundwasserverhältnisse möglichst detailliert beschreiben zu können – das Verfahren verzögerte sich erneut.

Die optimistische Hoffnung, bis Jahresende 2023 zum Starnberger Tunnel endlich eine verbindliche Aussage der Mittelbehörde zu erhalten, die unterhalb der Staatsregierung angesiedelt ist, erfüllte sich bis dato jedoch nicht. Die Planfeststellungsunterlagen waren zuletzt vom 15. April bis 14. Mai 2024 öffentlich ausgelegt, bis zum heutigen Tag steht eine Entscheidung aus. Beim Staatlichen Bauamt Weilheim, das nur notdürftig einen eklatanten Fachpersonalmangel mittels Umbesetzungen aus eigenen Reihen, unerfahrenen Neuzugängen und externen Kräften zu heilen sucht, gibt man sich auffallend zurückhaltend: Man befinde sich zum laufenden Verfahren „im regen Austausch mit der Regierung von Oberbayern“, heißt es vielsagend auf Anfrage – freilich versehen mit dem Hinweis darauf, dass allein die Beamten in München zuständig sind für das Planänderungsverfahren.

80 Privatpersonen haben bei der Regierung von Oberbayern Einwendungen zum Starnberger B2-Tunnel erhoben

Der Pressesprecher der Regierung von Oberbayern teilt derweil auf Anfrage mit, dass 23 Träger öffentlicher Belange Stellungnahmen und rund 80 Privatpersonen Einwendungen zum Tunnelprojekt erhoben haben. Diese beträfen unter anderem den Standort für den Abluftkamin und mögliche daraus resultierende naturschutzfachliche Auswirkungen – etwa Rodungen und die Beseitigung von Biotopen und Grünflächen – sowie Flächeninanspruchnahmen und baubedingte Immissionen. Überdies liegen „einzelne Fragen zur Klärung“ noch beim Staatlichen Bauamt in Weilheim.

Ein Foto aus älteren Zeiten, die Zeitangabe "bis 2026" ist längst entfernt. Frühestens 2035 könnte der Starnberger B2-Tunnel fertiggestellt sein - wenn alles glatt läuft.
Ein Foto aus älteren Zeiten, die Zeitangabe "bis 2026" ist längst entfernt. Frühestens 2035 könnte der Starnberger B2-Tunnel fertiggestellt sein - wenn alles glatt läuft. (Foto: Nila Thiel)

Darüber aber, wie es nun weitergeht mit dem ambitionierten Verkehrsprojekt für Starnberg, kann derzeit nur spekuliert werden. Sicher ist, dass es mit dem einst optimistisch anvisierten Termin der Fertigstellung im Jahr 2026 nichts werden kann. Die Bauzeit für den Tunnel soll sieben Jahre betragen, zuvor muss das Projekt europaweit ausgeschrieben werden. Allein der Zusammenbau der Tunnelbohrmaschine durch einen Spezialhersteller – Preis rund 40 bis 50 Millionen Euro – nimmt etwa ein Jahr in Anspruch. Weiterhin wird erwartet, dass das Vorhaben von der Allianz der Starnberger Tunnelgegner beklagt wird. Insgesamt dürften bis zur Fertigstellung – zumindest theoretisch im Idealfall – also weitere zehn Jahre ins Land gehen.

Dann wäre es 2035.

Bis in Starnberg eine Tunnelbohrmaschine wie diese zum Einsatz kommt, wird noch einige Zeit vergehen: Der Zeitplan ist erheblich durcheinander geraten.
Bis in Starnberg eine Tunnelbohrmaschine wie diese zum Einsatz kommt, wird noch einige Zeit vergehen: Der Zeitplan ist erheblich durcheinander geraten. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

Auch im Bundesverkehrsministerium in Berlin kommt der B2-Tunnel in politisch ungewissen Zeiten erneut auf den Prüfstand. Im Jahr 2022 waren die Baukosten zuletzt auf 320,5 Millionen Euro geschätzt worden. Diese Summe gilt mittlerweile als weit überholt. Unter Berücksichtigung von Kostenfortschreibung, Baukostensteigerung, Lohnkosten und Inflation dürfte der doppelte Wert – also 650 bis 700 Millionen Euro – weitaus realistischer sein.

Ob das Schreiben des Starnberger Verkehrsvereins an Bayerns Verkehrsminister und den Chef der Regierung von Oberbayern Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Der Vorsitzende Busse bittet um Unterstützung dafür, dass der Planfeststellungsänderungsbeschluss in Kürze erfolgt. Er befürchtet, dass der umstrittene Tunnel nächstes Jahr im Vorfeld der Kommunalwahl in Starnberg erneut Thema einer erbittert geführten Diskussion werden könnte. In München aber bittet man derweil „um Verständnis, dass wir derzeit noch keine konkrete Auskunft dazu geben können, wann und mit welchem Ergebnis das Verfahren abgeschlossen werden kann“.

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