B2-Tunnel in Starnberg:Vertretbares Risiko

Feuerwehr-Spezialisten bewerten die geänderten Pläne zwar als deutlich verbessert, aber auch noch nicht als optimal. Als kritisch gilt insbesondere der Brandschutz während der Bauzeit. Darum soll sich nun eine darauf spezialisierte Werksfeuerwehr kümmern

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Tunnel, die Sicherheit und die Feuerwehr - ein Komplex, um den in Starnberg schon seit Jahren leidenschaftlich gerungen wird, stand am Dienstag im Projektausschuss für Feuerwehr- und Rettungsdienstangelegenheiten erneut zur Debatte. Auf Initiative der Bürgerliste referierten Christian Brauner (International Fire Academy), Dirk Schneider (Phoenix Fire) sowie Starnbergs Feuerwehrkommandant Markus Grasl über die besonderen Voraussetzungen und Herausforderungen der Brandbekämpfung im Starnberger B2-Tunnel. Fazit zum Zwischenstand mit Blick auf das laufende Planänderungsverfahren: Aus Sicht der Rettungsdienste ist die Planung zwar nicht optimal, aber diverse Verbesserungsvorschläge wurden in Zusammenarbeit zwischen den Rettungsorganisationen, der Stadt und dem Staatlichen Bauamt Weilheim berücksichtigt. Explizit lobten Bürgermeister Patrick Janik und Feuerwehrkommandant Grasl in diesem Zusammenhang das Engagement der Mitarbeiter im Staatlichen Bauamt.

Brauner und Schneider wiederholten im Grundsatz ihre Referate, die sie bereits Ende 2018 im Stadtrat präsentiert hatten. Brauner widmete sich den Anforderungen und der Ausrüstung der kommunalen Feuerwehr. Während der Bauphase des Tunnels, die voraussichtlich 2026 abgeschlossen ist, empfahl er den Starnbergern, auf die Dienste einer professionellen Werksfeuerwehr zu setzen. Sobald der Tunnel in Betrieb sei, könne die heimischen Wehr die Aufgaben zum Brandschutz übernehmen. "Feuerwehrleute dürfen im Tunnel keine Fehler machen", sagte er, und betonte die Wichtigkeit von Ausbildung und Ausrüstung. Auf die Frage von Johannes Glogger (WPS), ob der Tunnel EU-Sicherheitsstandards entspreche, entgegnete Brauner: "Nach heutigem Stand der Technik würde man den Tunnel so nicht mehr planen." Grundsätzlich aber könne er die Frage nicht beantworten: Er sei Feuerwehrmann, aber kein Ingenieur. Allgemein aber gelte: "Es gibt keinen sicheren Tunnel."

Schneider hatte eine Entwurfsstudie geprüft, die das Staatliche Bauamt in Auftrag gegeben hatte, und stellte fest: "Sicher ist nicht gefahrlos, Gefahrlosigkeit gibt es nie." Gleichwohl habe die Fortschreibung der "Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln" (RAPT) den B2-Tunnel sicherer gemacht. Durch Verbesserungen an Rettungswegen, Aufzügen, Notausstiegen Brandmelde- und Löschanlagen sei das Risiko einer Fahrt durch den Tunnel vertretbar, das er auch mit seiner Familie auf sich nehmen würde. Allerdings seien weitere Verbesserungen möglich. Eklatanten Verbesserungsbedarf erkannte er insbesondere beim "bauzeitlichen Brandschutz" und riet ebenfalls zu einer hoch spezialisierten Werksfeuerwehr, die überdies vom Bund bezahlt würde. Bürgermeister Janik berichtete, ein Antrag sei bereits gestellt, aber noch nicht bewilligt.

Grasl, der "extrem umtriebige Kommandant" (Janik), freut sich über die Verlegung des Feuerwehr-Servicezentrums an den Betriebshof - ein Vorhaben, das von Janiks Amtsvorgängerin verhindert worden war. Künftig sind Synergien zwischen beiden Bereichen möglich. Zudem ist beabsichtigt, die Fußgängerbrücke in Maising zu ertüchtigen, um ausschließlich Feuerwehrfahrzeugen eine Überfahrt im Rettungseinsatz zu ermöglichen. Der Feuerwehr-Bedarfsplan wird demnächst präsentiert.

Die nahezu dreistündige Sitzung mit insgesamt 30 Zuhörern diente dazu, den Stadtrat auf den gleichen Informationsstand zum B2-Tunnel zu bringen. 16 der insgesamt 30 Mandatsträger nahmen die Gelegenheit war, allerdings fehlten auch einige Neulinge des Gremiums. In voller Fraktionsstärke waren allein BLS und WPS erschienen. Kritik gab es seitens der Grünen: Franz Sengl monierte, dass man die weitgehend bekannten Inhalte der Referate auch digital zur Verfügung hätte stellen können. Angesichts der akuten Sicherheitsgefährdung durch Corona hätte man die Infoveranstaltung besser verschieben sollen.

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