Verkehr:Spatenstich für Tunnel in Starnberg - und 400 demonstrieren dagegen

Starnberg Tunnel Spatenstich

Jetzt aber feste graben: Der frühere Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (3. v. l.) hat den Bau des Tunnels in seiner Amtszeit auf den Weg gebracht. Mit dem von ihm entfachten Sandsturm verdeckt er glatt die anderen Ehrengäste. Der Leiter des Staatlichen Bauamts Weilheim, Uwe Fritsch (ganz l.), staunt.

(Foto: Georgine Treybal)

Mehr als 30 Jahre streiten Bürger und Politik, jetzt beginnt der Bau. Beim Festakt redet Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer Bürgermeisterin Eva John ins Gewissen.

Von Peter Haacke

Das wohl umstrittenste Straßenbauprojekt der Region ist am Freitagnachmittag offiziell gestartet worden. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner und Landrat Karl Roth (alle CSU) setzten an der Bundesstraße 2 vorm Starnberger Landratsamt den Spatenstich für ein rund 200 Millionen Euro teures Projekt - den B2-Tunnel.

Damit beginnt der erste Bauabschnitt zum Ausbau der Zulaufstrecke von Norden bis zum künftigen Tunnelportal. Von 2021 an wird der Durchlass gebohrt, 2026 soll der Tunnel dem Verkehr übergeben werden. Dem Festakt, an dem etwa 200 bis 300 Gäste und Besucher teilnahmen, standen nach Schätzung der Polizei etwa 300 bis 400 Teilnehmer einer lautstarken Anti-Tunnel-Demonstration gegenüber.

Starnbergs Stadtrat hatte dem Tunnel nach nahezu 30 Jahren kontrovers geführter Debatte im Februar 2017 zugestimmt. Seitdem ist das Staatliche Bauamt Weilheim intensiv mit den Planungen beschäftigt, betonte Behördenleiter Uwe Fritsch bei seiner Ansprache. Die B2 gilt als wichtige Verbindung im Freistaat und in der Region. Zwischenzeitlich, sagte Fritsch, habe man schon gar nicht mehr an eine Realisierung geglaubt.

Den Auftakt hatte im Frühjahr 2017 nach dem Mehrheitsvotum des Stadtrats der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit einer Finanzierungszusage gemacht. Sein Amtsnachfolger Andreas Scheuer, der wegen des Staus verspätet eintraf, rückte die Vorteile in den Vordergrund: saubere Luft, mehr Lebensqualität, gute Mobilität. Scheuer richtete auch einen Appell an Starnbergs Bürgermeisterin Eva John (BMS): Nach diversen politischen Entscheidungen und Gerichtsverfahren "hoffen wir, dass Sie uns jetzt besser bei diesem Projekt unterstützen". Er verband sein Anliegen mit dem Wunsch, dass in Starnberg auch wieder "eine bessere politische Kultur Einzug hält".

18.000 Autos täglich

Auf 1872 Metern wird der Tunnel durch den Starnberger Untergrund führen - von der Kreuzung mit der Leutstettener Straße bis zur Franz-Heidinger-Straße. Mit den Rampen und dem Straßenumbau vor der Röhre erstreckt sich die Baustelle auf 3,1 Kilometern. Zunächst baut das Staatliche Bauamt Weilheim die Münchner Straße um. Der 130 Meter lange Tunnelbohrer mit einem Durchmesser von 12,50 Metern wird sich von 2021 an neun Monate lang durch die Erde fressen. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant, der Bau soll täglich bis zu 18.000 Fahrzeuge aufnehmen. Im Tunnel selbst wird es keine Ein- und Ausfahrten geben. Sechs Notausgänge und vier Pannenbuchten sind geplant. Die Kosten von 200 Millionen Euro übernimmt der Bund. Die Stadt steuert rund vier Millionen etwa für Geh- und Radwege bei. Mitte August wird ein Infocontainer am Landratsamt aufgestellt.

Ilse Aigner, Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, würdigte insbesondere die Unterstützer des Tunnels, von denen viele auch anwesend waren. "Damit kann die Stadt noch attraktiver werden", sagte sie. Weitere Grußworte sprachen Landrat Karl Roth sowie Zweiter Bürgermeister Klaus Rieskamp (Parteifreie) als vom Stadtrat benannter Vertreter der Stadt, weil Bürgermeisterin John beim Spatenstich zunächst schweigen wollte.

Kurz vor dem Festakt bat sie dann aber doch ums Wort. Fritsch kam dem Anliegen nach, weil er darin "ein Zeichen der Versöhnung" erkannte. John erklärte die Gründe der Ablehnung der Tunnelgegner. Die Stadt stehe vor enormen Herausforderungen, an denen man arbeiten müsse.

Dies war die einzige Phase, in der die ansonsten permanent störenden Trillerpfeifen der Demonstranten verstummten; vereinzelt waren bei Johns Ansprache aber auch Rufe wie "Aufhören" und "Rücktritt" zu hören. Nach dem Spatenstich ging es ins Festzelt; sowohl Befürworter als auch vereinzelt Gegner nahmen die Einladung an.

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