Auszeichnung für Gilchinger Unternehmen:Auf der Erfolgsspur

Die CSU-Mittelstands-Union zeichnet den Logistikdienstleister Reichhart als Unternehmen des Jahres aus. Die Fahrzeugflotte umfasst 280 Lkw. Mit überlangen Lastwagen werden auch Flugzeugteile transportiert.

Von Otto Fritscher

Zwei Lastwagen parken hier auf dem Vorplatz des Gilchinger Rathauses, wo normalerweise überhaupt keine Autos stehen dürfen. Unterschiedlicher könnten die Lkw allerdings nicht sein: Hier ein historischer MAN 780F Diesel mit dem Baujahr 1967, er sieht geradezu knuffig aus gegen die modernen Zugmaschine neben ihm. Diese beiden Lastwagen symbolisieren 51 Jahre Firmengeschichte, und zwar die des Gilchinger Unternehmens Reichhart Logistik.

Auszeichnung für Gilchinger Unternehmen: Landtagspräsidentin Ilse Aigner im Gespräch mit Firmengründer Horst Reichhart, der 1967 mit einem einzigen Lkw begonnen hat.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner im Gespräch mit Firmengründer Horst Reichhart, der 1967 mit einem einzigen Lkw begonnen hat.

(Foto: Urlet Ulfers)

Es ist noch immer ein sehr erfolgreiches Familienunternehmen, mit Alexander Reichhart und Michael Jackl als geschäftsführende Gesellschafter an der Spitze, 1000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 80 Millionen Euro. Grund genug für den Starnberger Kreisverband der CSU-Mittelstand-Union, Reichhart Logistik als Unternehmen des Jahres 2017 auszuzeichnen.

Wie jedes Jahr ist die Preisverleihung, am Dienstagabend im Gilchinger Rathaus, ein Stelldichein der lokalen Prominenz, vor allem aus der CSU natürlich. Diesmal ist Ilse Aigner die prominenteste Grußwort-Sprecherin; die neue Landtagspräsidentin bezeichnet Reichhart als "Bilderbuchfirma für den bayerischen Mittelstand".

Der Bundestagsabgeordnete Michael Kießling (CSU) erinnert daran, dass er in jungen Jahren mal als Lagerist bei Reichhart gearbeitet hat, und seine Parteikollegin, die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig, erzählt, dass sie immerhin schon in ihrer Studentenzeit mit einem 7,5-Tonner Motoren ins Ruhrgebiet geliefert hat. Manfred Walter, Gilchings Bürgermeister, der als einziger der Redner ein rotes Parteibuch in der Tasche hat, zieht den Vergleich, dass "Reichhart und die Gemeinde Gilching in den vergangenen fünf Jahrzehnten Schulter an Schulter gewachsen sind".

Manfred Herz, der Kreisvorsitzende der Mittelstands-Union, erklärt der SZ, es sei Zufall, dass nun schon im zweiten Jahr hintereinander ausgerechnet Gilchinger Unternehmen ausgezeichnet würden. Im Vorjahr war es der Taschenhersteller Reisenthel. Als Gastredner hatte Herz Markus Söder begrüßt, damals noch Finanzminister.

Reichhart hat in der Tat in den vergangenen Jahrzehnten eine beeindruckende Entwicklung genommen. Als Ein-Mann-Unternehmen gründete Horst Reichhart im April 1967 seinen Betrieb. Der Fuhrpark bestand aus einem einzigen Lkw, an dessen Steuer sich Reichhart selbst setzte. Tagsüber fuhr er die Touren, abends überholte er dann die Fahrzeuge, deren Bestand im Lauf der Jahre immer mehr wuchs.

Auszeichnung für Gilchinger Unternehmen: Alexander Reichhart (re.) und Michael Jackl vor dem Lkw des Firmengründers Horst Reichhart. Der MAN 780F Diesel ist komplett restauriert.

Alexander Reichhart (re.) und Michael Jackl vor dem Lkw des Firmengründers Horst Reichhart. Der MAN 780F Diesel ist komplett restauriert.

(Foto: Arlet Ulfers)

Heute umfasst die Flotte 280 Lkw. 20 Jahre nach der Gründung kamen erste logistische Dienstleistungen wie Verpackung und Verladung hinzu. Es begann dann später auch der Versand von Flugzeugbauteilen, heute werden in Oberpfaffenhofen gefertigte Bauteile für den Rumpf des Airbus A 320 mit überlangen Spezial-Lkws ins Airbus-Werk nach Finkenwerder transportiert. Reichhart setzte auf die Zusammenarbeit mit Großkunden, vor allem auch aus der Automobilbranche. Immer mehr Kunden wünschten sich eine punktgenaue Anlieferung von Bauteilen genau dann ans Band oder in die Fabrik, damit sie sofort verbaut werden konnten. Dies spart den produzierenden Unternehmen eine Vorratshaltung in einem großen Lager - und damit Kapital.

1996 eröffnete Reichhart konsequenterweise das sogenannte Sequenzcenter MVO in München, das bis heute besteht. Nächste große Herausforderung ist die sogenannte Industrie 4.0. Sämtliche Warenbewegungen müssen künftig digital abgebildet werden. Deshalb hat Reichhart 2014 die Tochtergesellschaft "Digital Logistics" gegründet. Reichhart ist aber weit mehr als ein Transportunternehmen: So werden am Standort Pliening Abgasanlagen gefertigt und dann zu BMW geliefert; auch Sitzbezüge und -lehnen montiert Reichhart, um sie just in time ans Montageband zu bringen.

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