Ausstellungen:Ein beliebtes Schmuckstück

Radanhänger

Einen Durchmesser von etwa fünf Zentimetern hat dieser in einem Grab gefundene Radanhänger.

(Foto: Hajo Dickmann/oh)

Unter dem Titel "Bodenschätze" ist in Gilching ein schönes Exemplar eines Radanhängers aus der Bronzezeit ausgestellt. In Gauting ist ein Salbenstempel zu sehen

Von Florian J. Haamann, Gilching/Gauting

Unter der Erde sind Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung der Gegend und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein Fürstenfeldbruck, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer Ausstellung präsentiert der Verein in 31 Gemeinden mindestens je ein für den Ort bedeutendes Fundstück - darunter Gilching und Gauting.

In der Bronzezeit waren Radanhänger als Schmuck für Frauen der letzte Schrei. Und so gehört ein solches Exponat unbedingt in eine archäologische Ausstellung, die etwas über die Entwicklung der Gesellschaft erzählen will. Einen besonders schönen und gut erhaltenen bronzenen Radanhänger zeigt die Ausstellung des Historischen Vereins im Gilchinger Rathaus.

Gefunden wurde er bei einem Grabhügel bei Rottenried. Das dortige Grabhügelfeld ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt, bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren dort insgesamt 13 Hügelgräber zu sehen. Inzwischen sind die meisten von ihnen durch landwirtschaftliche Nutzung fast komplett eingeebnet worden. Erstmals gegraben wurde dort vor 1900 durch Julius Naue, einen umstrittenen Autodidakten. Die Funde wurden zu Teil im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt, sind aber während es Zweiten Weltkriegs größtenteils verloren gegangen.

Der Gilchinger Radanhänger lässt sich auf die Zeit zwischen 1450 und 1300 vor Christus datieren. Er hat einen Durchmesser von fünf Zentimetern, eine Öse und einen Innenring. Er besteht aus einem Speichenkreuz. Aus dieser Zeit gibt es im Münchner Raum aus Frauengräbern zahlreiche ähnliche Funde, zusammengefasst werden sie unter dem Begriff "Speichenschema E". Interessant ist, dass in Südbayern an verschiedenen Orten mehrere Räder gefunden wurden, die sehr wahrscheinlich in der gleichen Stein-Gussform hergestellt worden sind.

Als kultisches Symbol gewinnt das Rad in dieser Epoche in Europa immer mehr an Bedeutung. Durch Holzfunde in Mooren und Feuchtböden können die Archäologen sagen, dass es damals bereits Bohlenwege gab, die mit Wagen befahren wurden. Außerdem werden in der Bronzezeit durch zunehmende Rodung die Wälder lichter, es entsteht ein immer besseres Wegenetz - ein wichtiger Faktor für die Entwicklung von Handel und Wohlstand. Gedeutet werden können die Anhänger auch als Sonnenzeichen. In Siedlungen, Gräbern und Depots sind solche Sonnensymbole immer wieder zu finden.

In den Gräbern sind die Radanhänger üblicherweise im Bereich des Oberkörpers oder in der Bauchgegend der bestatteten Person zu finden, einzeln oder paarweise. Ob sie allerdings als Anhänger getragen oder auf die Kleidung genäht wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Auch in frühmittelalterlichen Gräbern sind diese bronzezeitlichen Anhänger gefunden worden - offenbar wurden sie als "Antiquitäten" über lange Zeiträume weitergegeben.

In Gauting ist in der Kreissparkasse ein seltener, römischer Augensalbenstempel zu sehen, der 2003 in der Reismühler Straße gefunden wurde. Von dem etwa vier auf vier Zentimeter großen Instrument sind nördlich der Alpen nur vier Exemplare entdeckt worden. Augenärzte stempelten damit die Namen von Kräuterheilsalben in die noch weiche Masse. Die Patienten wussten dann zu Hause, welche Salbe sie in Öl auflösen und auftragen sollten.

Ausstellung "Bodenschätze", bis 30. August, jeweils zu den regulären Öffnungszeiten der Einrichtungen. Alle Ausstellungsorte unter www.historischer-verein-ffb.de. Von 2. bis 27. September sind alle Exponate gesammelt im Brucker Landratsamt zu sehen. Zu empfehlen ist der gelungene Katalog.

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