Ausstellung:Warmer Regen

Tutzing, Galerie Benzenberg, Ausstellung

Rinder faszinieren Sabina Bockemühl, seit mehr als 20 Jahren stellt sie die Tiere in allen Formen und Farben dar.

(Foto: Georgine Treybal)

Sabina Bockemühl zeigt in Tutzing Landschaftsbilder und Porträts. Leidenschaftlich gern malt sie Kühe

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Das Wasser des Starnberger Sees glitzert im Licht. Die Berge im Hintergrund sind nur schemenhaft zu erkennen, Motive wie die Segelboote im Vordergrund werden lediglich angedeutet. Die Schattierungen sind genau abgestimmt und die fröhlichen Farben von intensiver Leuchtkraft. "Warmer Regen am Starnberger See" heißt das Bild von Sabina Bockemühl. Der Betrachter kann sich den Sommerregen, der auf das Wasser prasselt, geradezu plastisch vorstellen. Das Bild ist eines der Werke, die in der Galerie von Anne Benzenberg am Tutzinger Rathaus noch bis 12. August zu sehen sind. Die Ausstellung "Gefühlt Heimat" hat Schauspielerin Marianne Sägebrecht kürzlich eröffnet.

Die Landschaftsbilder der Künstlerin leben vom Spiel der Farben; von einem Leuchten, wie es nur die Natur zustande bringt. Der großzügige Pinselduktus und die fast dreidimensionale Wechselwirkung zwischen Raum und Licht erinnern an den expressionistischen Stil des Blauen Reiter. Das kommt nicht von ungefähr: Bockemühl lebt seit 2002 in Murnau am Staffelsee, dem Blauen Land der Künstlergruppe "Blauer Reiter", wo sie ihr Atelier im "Gelben Haus" hat. Ihr großes Vorbild ist die langjährige Lebensgefährtin Wassily Kandinskys, Gabriele Münter. Erst als vor drei Jahren Münters Bild "Der blaue Berg" entdeckt wurde, hat Bockemühl ihre Affinität zu Landschaftsbildern entdeckt.

Bis dahin hatte sie sich auf Porträts spezialisiert und zahlreiche Schauspieler gemalt, darunter auch Sägebrecht. Bockemühls wahre Leidenschaft jedoch sind Bildnisse von Kühen, die sie seit mehr als 20 Jahren in allen Formen und Farben darstellt. Ihre Rinder haben noch Hörner und eine lebendige, charakterstarke Ausstrahlung. Die Tiere faszinieren sie. "Kühe entschleunigen mich, da kehrt bei mir eine tiefe Ruhe ein", sagt die in Solingen geborene Künstlerin. Nicht zuletzt wegen ihrem Faible für Kühe wurde Sägebrecht auf sie aufmerksam. Denn auch die Schauspielerin, die in Hohenschäftlarn wohnt, hat eine Vorliebe für Rinder. Seit sie als Kind eine unvergessliche Nacht in einem Kuhstall schlief, empfinde sie Kühe als ihre Schutztiere, erzählt Sägebrecht.

Bevor sie sich von Bockemühl porträtieren ließ, hatte sie an einem Malkurs der Künstlerin teilgenommen. In ihr sehe sie eine "Seelenverwandte", sagte Sägebrecht. Ihre Bilder seien von unermesslicher Tiefe, "ein innerseelisches Licht durchdringe mit Leichtigkeit die Materie". Als sie ihr Porträt erstmals sah, habe sie geweint, erzählt Sägebrecht. Bockemühl will hinter die Gesichter sehen, den Charakter der Person entdecken und nach eigenen Empfindungen malen. Die Acrylfarben mischt sie teilweise selbst. Die Tiefe ihrer Werke entsteht, indem die Künstlerin verschiedene Leinwände übereinanderschichtet.

Sie arbeitet frühere Werke in ein neues Bild ein, auf diese Weise gehen unterschiedliche Themen eine Symbiose ein. Es können Monate vergehen, bevor sie aus fünf bis sechs überlappenden Leinwänden ein neues Gesamtkunstwerk entstehen lässt. Bockemühl hat mit dem Malen früh begonnen. Schon mit neun Jahren ist ihr erstes Bild entstanden. Ihr Vater, der Maler, Musiker und Glaskünstler Jürgen Richartz brachte sie mit der Kunst in Berührung. Der Galerist Georg W. Michels gehörte zu ihren ersten Förderern. Ihre Ausbildung absolvierte sie in Düsseldorf, Trier und Münster mit Studienaufenthalten in USA und Spanien.

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