Ausstellung:Technisch gelungen

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Die "Fotowilden" stellen im Kreisaltenheim Garatshausen aus. Die Exponate zeichnen sich durch hohe Qualität und einen Blick für Kontraste aus

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Garatshausen

Nilpferde schwimmen in einem Fluss, der sich durch die bayerische Landschaft schlängelt. Das Foto fremdartig, unreal und märchenhaft, doch gerade deshalb weckt es das Interesse des Betrachters. Was in der Natur nicht vorkommt, wird durch die digitale Technik möglich. Heiko von Tippelskirch hat seine Reisefotos am Computer nachbearbeitet und mehrere Aufnahmen übereinandergelegt. "Das dauert eine Weile, aber es macht Spaß", sagt Marlen Peix, die diese Technik auch bei einigen ihrer eigenen Aufnahmen angewandt hat. Bei dem Ausstellungsstück "Der Tanz" etwa hat sie Elemente aus sechs Fotos zusammengefügt. Die Aufnahmen sind in der diesjährigen Ausstellung "FotoWild" vom Verein "Die Fotowilden" im BRK-Altenheim Garatshausen zu sehen.

Es ist die Jubiläumsausstellung des Projekts "Künstler für Senioren", das Rita Enzinger vor 30 Jahren gegründet hat. Mit mehreren Ausstellungen pro Jahr im Schloss Garatshausen versucht Enzinger seither Künstler und Senioren zusammenzubringen. Doch das reichte ihr nicht. Für eine gelebte Inklusion hat sie sich zudem mit anderen Initiativen zusammengeschlossen, beispielsweise mit dem Musiker Erik Berthold und seiner Jugend-Band barrierefrei sowie dem Andechser Veeh-Harfen-Duo. Ein Auftritt der Musikgruppen durfte daher zur Vernissage am Samstag nicht fehlen.

Seit nunmehr zehn Jahren besteht darüber hinaus eine "wunderbare Symbiose" mit dem Verein "Die Fotowilden", wie Enzinger betont. Auch diese Gruppe ist entstanden mit dem Ziel, behinderte Menschen über ein gemeinsames Hobby auf Augenhöhe in die Gesellschaft zu integrieren. Der Verein sind offen für alle, arbeitet aber intensiv zusammen mit dem "Starker Club", einem inklusiven Treff der Offenen Behindertenarbeit des BRK Starnberg. Vier der 30 "Fotowilden"-Mitglieder haben ein Handicap. Was sie mit den nicht-behinderten Teilnehmern der Ausstellung verbindet, ist ihre Leidenschaft für die Fotografie. "Es geht ganz locker zu, inzwischen gibt es keinen Unterschied mehr", freut sich die Vereinsvorsitzende Marlen Peix. Gemeinsam organisieren die Mitglieder Ausstellungen und Projekte oder treffen sich zu Vorträgen, Workshops und Ausflügen. Bei den monatlichen Treffen werden Bilder besprochen, Postkarten gestaltet oder Tipps zu bestimmten Techniken gegeben, etwa zu Portrait- oder Landschaftsfotos, zu Doppelbelichtungen oder wie Lichtspiele entstehen.

In der Tat ist bei den Exponaten nicht zu erkennen, ob es sich um Fotos von behinderten oder nicht behinderten Künstlern handelt. Alle Ausstellungsstücke sind von hoher Qualität, zeigen einen Blick für Kontraste, Licht und Schatten, Stimmungen oder außergewöhnliche Perspektiven. Es sind Detailaufnahmen zu sehen, wie ein Schmetterling von Gertrud Reuber oder die Knospe eines Zinnkrauts von Lydia Peters. Dass die Technik für die Qualität der Bilder von entscheidender Bedeutung ist, beweisen Karin Lautenbachs abstrakte Werke, bei denen sie mit Farben experimentiert. Ina Pittinger zeigt Licht- und Schattenspiele, die durch Taschenlampen entstehen, die im Dunkeln bewegt werden. Bei anderen Aufnahmen arrangiert sie Blütenblätter und Stoffe auf dem Scanner. Dazwischen hängen Schwarz-weiß-Bilder von Thomas Lassen oder Fotos, die durch ungewöhnliche Perspektiven auffallen, wie ein Elefantenhintern in Nahaufnahme von Brigitte Wanner oder ein Großstadtsurfer am Eisbach von Christine Johne.

Die Fotos werden bis zum 10. Oktober im BRK-Altenheim Garatshausen gezeigt.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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