Ausstellung:Sommerliche Emotionen

Die Künstlergruppe "Art Patchwork" zeigt ihre Werke im Weßlinger Pfarrstadel

Von Patrizia Steipe, Weßling

"Leto" ist russisch und heißt "Sommer". Leto ist aber auch die Abkürzung für Liebe, Emotionen, Träume, Originelles. Diese beiden Begriffe haben sich die Künstler der Gruppe "Art Patchwork" als Motto für ihre zweite Ausstellung im Pfarrstadel gegeben. "Wir sprechen zwar alle russisch, sind aber nicht alle Russen", erklärte Soja Kamenskaja. Die neun Künstler stammen aus Kasachstan, Lettland, Sibirien, der Ukraine und Russland. So unterschiedlich wie die Herkunft der Künstler sind auch ihre Werke.

Eine eigene Technik hat beispielsweise Irina Lupyna entwickelt. Die Textildesignerin aus der Ukraine kombiniert Malerei mit Nähen. "Mein inneres Japan" heißt eines ihrer Bilder aus Leinen und Acryl. Dabei sind die Konturen ihrer kahlen mit sparsamen Farben akzentuierten Bäume Nähte. Plastisch wirkt das Kunstwerk durch die Fransenwurzeln, die aus dem Bild hängen. Das filigrane Blätterwerk einer Weinranke wirkt lebendig durch die Mischung aus Farben, Fäden und Fransen.

Ausstellung: "Eine helfende Hand" heißt des Bild von Veronika Spleiss im Weßlinger Pfarrstadel.

"Eine helfende Hand" heißt des Bild von Veronika Spleiss im Weßlinger Pfarrstadel.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die osteuropäische Kultur hat in einigen Werken ihre Spuren hinterlassen. Den russischen Bären hat Marina Pospelova-Ezhevskaya in ihren naturalistischen Tierbildern charakterisiert und die märchenhaft-verspielten Gemälde von Soja Kamenskaja erinnern an ein russisches Märchenbuch. "Kiss me" hat sie das Bild mit den zwei pastellfarbenen Fischen mit den Schleierflossen genannt. Schwerelos schweben sie im Wasser, fast als ob sie sich gleich "in die Flossen" nehmen würden.

Großformatig und abstrakt malt Nikolai Taidakov. Der Architekt aus Sankt Petersburg setzt auf die Strahlkraft seiner Farben. Juriy Beckers mongolische Pferde hängen gegenüber bayerischen Landschaftsaquarellen und spannen so eine kulturelle Brücke zwischen Okzident und Orient. Valerij Sluschenkov wohnt in Weßling. Seine Motive findet er am Weßlinger See, dessen verschiedenste Stimmungen er fotografiert hat. An orthodoxe Ikonen erinnern die Werke von Veronika Spleiss. Die geometrisch zerstückelten Formen in schwarz, weiß, gold und in einer weiteren Farbe scheinen nur auf den ersten Blick chaotisch, je länger man in das Wirrwarr blickt, umso mehr erkennt man eine innere Ordnung. Unschuldig räkeln sich die nackten Schönen von Natalia Zurakowska auf Stränden, Kiesufern und in Betten. Die reduzierten Striche der Mischtechnik lassen die Akte fast wie eine Karikatur wirken. Und dann gibt es noch die Keramiken von Tanja Borushko. Sie wendet die Brenntechnik "Raku" an und poliert anschließend den Steinzeugton mit einem Stein. Das bewirkt einen erdigen, archaisch anmutenden Effekt.

Ausstellung: Veronika Spleiss (2. v. re.) und ihre Künstlerkollegen Tanja Borushko (v. li.), Valerij Sluschenkov, Michael Waldemaier, Sonja Kamenskaja, Nikolai Taidakov, Irina Lupyna und Marina Pospelova-Ezhevskaya.

Veronika Spleiss (2. v. re.) und ihre Künstlerkollegen Tanja Borushko (v. li.), Valerij Sluschenkov, Michael Waldemaier, Sonja Kamenskaja, Nikolai Taidakov, Irina Lupyna und Marina Pospelova-Ezhevskaya.

(Foto: Arlet Ulfers)

Es gibt ein kulturelles Rahmenprogramm, das zum Mitmachen einlädt. Am Pfingstsonntag, 9. Juni, von 13 bis 17 Uhr lädt Marina Popelova-Ezhevskaja zum Aquarellmalen ein. Um 15 Uhr gibt es einen literarisch-poetischen Kreis unter dem Motto "Pfingstrose, Pfingstfeuer, Heiliger Geist". Wer Lust auf Klavierspielen hat, der ist am Montag, 10. Juni, eingeladen. Vor dem Pfarrstadel wird der Klavierbauer Michael Waldenmaier von 13 Uhr an ein Instrument zum Ausprobieren aufstellen. Westafrikanische Trommelrhythmen der Gruppe "Wasungu" laden am 10. Juni von 16 Uhr an zum Mitmachen und Tanzen ein.

Den Abschluss des Rahmenprogramms bildet am Pfingstmontag, 10. Juni, um 16 Uhr, ein Konzert mit Opernarien von Puccini und Wagner. Michael Waldenmaier möchte dabei aus Bildern und Musik ein neues musikalisches Kunstwerk kreieren. Waldenmaier hatte bei der Vernissage gesungen und Parallelen zwischen Puccinis Oper "Tosca" und dem Pfarrstadel gefunden. In der Oper geht es um einen Künstler, der in seinem Altarbild die Schönheiten zweier Frauen vereint. Auch in der Ausstellung sollen die Werke eine Einheit bilden: Art Patchwork.

Die Ausstellung "Leto" ist im Pfarrstadel noch vom 7. bis zum 10. Juni jeweils von 11 bis 20 Uhr zu besichtigen

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