Ausstellung:Schwebende Landschaft

Fotoausstellung Michael Barth

Verfremdet durch lange Belichtungszeiten: Michael Barth vor seinem Foto "Together empty not empty".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Fotos von Michael Barth in der Starnberger "Galerie 29"

Von Katja Sebald, Starnberg

Die Stadt hat wieder einmal eine neue Galerie. Die "Galerie 29" in der Hauptstraße 29 in Starnberg ist allerdings eine alte Galerie unter neuem Namen und mit neuem Betreiber. Vor gut fünf Jahren hatten zwei Freizeitmalerinnen die leer stehende ehemalige Videothek übernommen und eine Weile lang eher als Schaufenster für ihre eigenen Bilder denn als Galerie im eigentlichen Sinn genutzt. "Wir sind eine reine Produzentengalerie", sagt nun wie sie auch Michael Barth, der in dem zweistöckigen Ladengeschäft seit Donnerstagnachmittag seine großformatigen Fotoarbeiten zeigt.

Und doch soll diesmal alles anders werden: Die Galerie soll Ausstellungsraum und "Freiraum" sein, auch Atelier und Werkraum für Projekte mit Kindern, erläutert Barth. Man sei für alles offen und führe bereits Gespräche. Auch regelmäßige Öffnungszeiten an Werktagen von 9 bis 17 Uhr werde es ab sofort geben. Vorerst aber ist der spartanisch möblierte weiße Raum ein "in between space", so der Titel der Eröffnungsausstellung mit Bildern, die Barth auf einer Japanreise machte. Für die japanischen Titel zu seinen Bildern und die Schriftzeichen auf der Einladungskarte verwendete er ein Übersetzungsprogramm im Internet.

"Ich habe früher viel Werbung gemacht, jetzt mache ich nur noch Kunst", erklärt der Fotograf. Zu Kunst sollen seine Landschaftsbilder durch extrem lange Belichtungszeiten und durch digitale Bearbeitung werden. Himmel und Wasserflächen erscheinen dann nahezu weiß, die eigentlichen Landschaftsmotive hingegen überscharf und fast hyperreal: Bäume und Uferstreifen schweben in weiten Leerräumen, und ein moosbedeckter Waldboden ist so grün, als wäre seine Farbe in einer Giftküche angemischt worden.

Den heiligen Berg Fuji sah Barth auf seiner Reise nur kurz aus dem Dunst auftauchen, nachdem er seine Ausrüstung nach langem Warten wieder eingepackt hatte. Jetzt zeigt er eine Aufnahme, die den berühmten kegelförmigen Vulkangipfel als leise Ahnung in duftigen Wolken zeigt. Sie reiht sich stimmig in den Reigen der leeren und zugleich sehr pathetischen Landschaften ein, mit denen der Fotograf nicht zuletzt dem Zen-Buddhismus huldigt. Er sei zwar kein praktizierender Buddhist, seine Fotoreise nach Japan sei aber auch ein spiritueller Weg gewesen, erläutert er.

Zu jeder einzelnen der insgesamt acht Aufnahmen, die er in dieser Ausstellung zeigt, kann er eine Geschichte erzählen: über Überlieferungen aus der japanischen Mythologie, die ihn an einen bestimmten Strand geführt haben, oder über den Zufall, der ihn in einem Hotel an einer viel befahrenen Straßenkreuzung in Tokio absteigen ließ. Dort fotografierte er zwei Tage und eine Nacht lang und entdeckte direkt unter der Brücke einer mehrspurigen Stadtautobahn ein kleines traditionelles Holzhaus, das wohl schon lange an dieser Stelle stand, bevor es von den Hochhäusern und Betonpfeilern schier überwuchert wurde.

Zu diesem Bild, das eine gänzlich andere Geschichte aus Japan erzählt als die geschönten Landschaften, erfand Barth "The Family Takahashi", so der Bildtitel, die vielleicht in diesem Haus wohnen könnte.

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