Ausstellung in Bernried:Wenn die Schatten tanzen

Figuren, die im Tanz versunken sind: Im Bernrieder Buchheim-Museum startet eine ungewöhnliche Ausstellung. Die Kunst des indonesischen Puppenspiels.

Julia Stürzl

Die hohe Kunst der indonesischen Puppenkultur gibt es ab dem 27.August im Bernrieder Buchheim Museum in der "Wayang Kulit - Wayang Golek" Ausstellung zu sehen. Im ersten Stock des Buchheim-Museums kann man die anspruchsvollen Spielformen des indonesischen Puppentheaters kennenlernen, die Einblicke in eine ganz andere Kultur geben. Einige der Exponate, die gezeigt werden, sind schon länger im Buchheim-Museum zu sehen. Neu ist vor allem, dass es nun detaillierte Beschreibungen und Erklärungen zu der komplizierten Puppenspielkunst gibt. Robert Fin Steinle, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, führt in die Welt der indonesischen Puppen ein: "Wayang bedeutet Schatten, aber auch Ahne oder allgemein das Theater."

Ausstellung in Bernried: Wayang - wie Schatten wie Ahne wie Theater: Im Bernrieder Buchheim-Museum gibt es eine Ausstellung zu den anspruchsvollen Spielformen des indonesichen Puppentheaters.

Wayang - wie Schatten wie Ahne wie Theater: Im Bernrieder Buchheim-Museum gibt es eine Ausstellung zu den anspruchsvollen Spielformen des indonesichen Puppentheaters.

(Foto: Georgine Treybal)

Ein kleines Schattentheater, in dem speziell die zweidimensionalen "Wayang Kulit"-Figuren spielten, wurde extra im Buchheim-Museum aufgebaut. Dort sieht man eine Leinwand, auf der die filigranen Schatten der Figuren tanzen. Hinter der Leinwand werden die mit Licht angestrahlten Puppen an ihren Stecken bewegt. Hergestellt werden die ausgestanztem und feingliedrig durchbrochenem "Kulit" aus Wasserbüffel-Pergament. Die hölzernen, beweglichen "Wayang Golek"-Puppen wirken durch eine Vielzahl verschiedener Gesichtsformen, Kopfbedeckungen und Kleider noch lebendiger. Steinle: "Der Name Golek kommt von Suchen. Denn die Zuschauer sollen am Ende eines Stückes herausfinden, was das Gute und das Schlechte im Schauspiel darstellt und daraus Schlüsse für das echte Leben ziehen."

Die Dalang sind ein unverzichtbarer Bestandteil des indonesischen Puppentheaters, sie sind die Mittler zwischen der Welt der Götter, der Ahnen und der Lebenden. Die Dalang sind sehr angesehen und haben eine anspruchsvolle Aufgabe: Sie singen, bewegen mehrere Figuren auf einmal und erzählen dabei die Geschichte. Darüber hinaus müssen sie vier Sprachen beherrschen, da jede Puppe in der Sprache ihrer gesellschaftlichen Kaste spricht. "Eine exakte Kenntnis der Figuren ist unbedingt nötig", betont Steinle. "Eine Puppe besitzt bis zu 38 Beinamen und hat eine charakteristische Stimme, Sprache und Bewegungsart."

Für einen Europäer sei es dagegen schon schwer genug, die verschiedenen Charaktere der Puppen zu begreifen. Denn die Rollen der "Wayang Golek" würden sich wegen kleiner Äußerlichkeiten oder Gesichtszügen enorm voneinander unterscheiden. "Indonesier lernen von Kindheit an, Figuren und Charaktere des Wayang richtig zu deuten. Europäer dagegen müssen dafür erst eine Schule des Sehens absolvieren.", so Steinle.

Das indonesische Puppenspiel diente früher als Tagesgespräch, Klatsch und auch politisches Instrument. Denn da der Dalang großen Einfluss auf die Bevölkerung hatte, waren die Puppentheater für die Herrscher ein beliebtes Mittel, ihre Politik unters Volk zu bringen.

Auch Ditti Buchheim ist begeistert von der Welt des indonesischen Puppentheaters: "Endlich erfahre ich einmal, was mein Mann da mitgenommen und gesammelt hat. Es ist sehr schön und war ein wunderbares Handwerk."

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