Ausstellung:Im Zeichen des roten Punktes

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Unter dem Motto "Unverkäuflich" zeigen Dießener Künstler Objekte und Malerei

Von Katja Sebald, Dießen

Von Peter Wirsching stammt die geschnitzte Tänzerin, die er für 1350 Euro anbietet (Foto: Georgine Treybal)

Ausräumen, putzen, lüften, aufbauen und wieder eröffnen: Alljährlich an Ostern, sobald die ersten Ausflügler an den Ammersee kommen, bieten die Dießener Künstler und Kunsthandwerker in den Seeanlagen ihre Erzeugnisse zum Verkauf an. 1934 haben sie sich zur "Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst" (ADK) zusammen geschlossen, manche der alteingesessenen Werkstätten sind bereits in der dritten Generation vertreten und auch unter den aktuellen Ausstellern sind einige bereits seit den Siebzigerjahren dabei. Der Ausstellungspavillon trägt die Handschrift des Architekten Sep Ruf.

Im vergangenen Jahr entstand nun die Idee, vor der eigentlichen Saison eine etwas andere Ausstellung zu zeigen und gleichzeitig auch einmal das klare und lichte Gebäude in Szene zu setzen. In diesem Jahr hat diese "Extraposition" schon eine kleine Tradition und mit einem großen roten Punkt auch ein eigenes Erkennungszeichen: Unter dem Titel "Unverkäuflich?" sind die Objekte in dieser Ausstellung zusammengefasst. Einige darf man aber trotzdem kaufen.

Ein Hocker von Nuë Ammann. (Foto: Georgine Treybal)

Auch jetzt sind in den Seeanlagen Malerei und Schmuck, Schmiedearbeiten, Holz-, Papier- und Textilobjekte sowie Zinn, Porzellan und Keramik zu sehen, aber der Aspekt des Verkaufens steht eben nicht im Vordergrund. So zeigt etwa Christl Angele-Scheffold ihre erste Marmorskulptur, die sie aus Unaufmerksamkeit zerbrach und jetzt mit einer blattvergoldeten Flicknaht versehen hat. Noah Cohen würde das Foto von seiner Tochter, das auf einer gemeinsamen Reise in die eigene Vergangenheit nach Israel entstand, niemals verkaufen. Und auch Birgit Meyer würde sich nicht von den höchst ungewöhnlichen Schmuckstücken trennen, in die sie ihre eigenen Weisheitszähne eingearbeitet hat.

Die alteingesessene Keramikwerkstatt von Wolfgang Lösche zeigt mit der von der Pop-Art inspirierten Vase "Flunder Orange" aus dem Jahr 1970 ein Stück Firmengeschichte. Ebenso die beiden traditionellen Zinnwerkstätten am Ort: Bei Wilhelm Schweizer hat sich eine um 1900 gefertigte große Krone mit aufgesetzter Zinnfiligranarbeit erhalten, der ursprüngliche Zweck dieser aufwendigen und höchst ungewöhnlichen Sonderanfertigung aber ist nicht überliefert. Aus der Werkstatt Babette Schweizer hingegen kommt die kleine Zinnfigur eines Indianers auf dem Motorrad, einer "Indian", sie war eine der letzten Formen von Gunnar Schweizer, bevor er nach einem Schlaganfall nicht mehr arbeiten konnte. Unverkäuflich ist auch der auf einem Handwebstuhl gefertigte Wandbehang von Eva Graml-Lösche, auch die beiden Tuschezeichnungen des 1986 verstorbenen Malers und ADK-Mitglieds Rudolf Schoeller stehen nicht zum Verkauf.

Ausgestellt sind auch Malereien von Martin Gensbauer. (Foto: Georgine Treybal)

Die Bildhauerin Katharina Ranftl zeigt die neuesten Figuren aus ihrer Serie der kleinformatigen Montagsfiguren, von denen sie sich im Moment noch nicht trennen will. Auch Marion Vorster hat ihre zart marmorierten japanischen Papiere mit "noch unverkäuflich" gekennzeichnet. Norbert Gründel zeigt den Prototyp eines von ihm entwickelten und handwerklich gearbeiteten Soundsystems. Große Handwerkskunst sind auch die ledernen Motorradtaschen, die Michael Ruoff nach historischen Vorbildern für Museen und Oldtimer-Sammler herstellt. Und schließlich gibt es noch eine ganze Reihe von Exponaten, die zwar ungewöhnlich, aber nicht grundsätzlich unverkäuflich sind: Der Fotograf Jörg Kranzfelder macht in seinen Bildern unsichtbare Geister sichtbar. Die Dießener Wortkünstlerin Nue Ammann zeigt eine Stuhlinstallation, die nicht zum Sitzen, sondern zum Gehen einladen will. Walter Spensberger hingegen hat sich einen Lieblingssitzplatz geschmiedet. Adelheid Helm und Ilse von Schweinitz zeigen extravagante Schmuckstücke und Michael Saupe eine dreidimensionale Stadtansicht von Venedig in einer kunstvoll geschmiedeten Silberdose. Peter Wirsching hat eine Tänzerin aus Lindenholz geschnitzt und Martin Gensbaur ließ sich für seine kleinformatigen Landschaften von chinesischer "Berg-Wasser-Malerei" inspirieren. Cornelia Goossens bannte Fellmuster als schwarze Engobe in ihre Porzellanschalen und Nani Weixler schließlich zauberte den roten Punkt auf die hauchzarte Organzafahne - ein allererster Frühlingsfarbtupfer, der schon von Weitem auf diese schön arrangierte und luftige Ausstellung aufmerksam macht.

Das Soundsystem von Norbert Gündel. (Foto: Georgine Treybal)

Die Ausstellung "Extraposition N° 2 / Unverkäuflich" ist noch bis zum 17. März täglich von 14 bis 18 Uhr im Seepavillon in Dießen zu sehen.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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