Ausstellung im alten Ortskern:Bernried leuchtet

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Maler, Bildhauer, Karikaturisten und Fotografen zeigen etwa 350 Werke an fünf verschiedenen Standorten. Die Qualität der Arbeiten ist so hoch wie noch nie

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Lena Jade ist Synästhetikerin. Die Malerin und Komponistin aus München kann Farben hören. Während des Malens hört sie Musik, und dabei entstehen ständig neue Farbvisionen. Um ihre Klangbilder nachzuvollziehen, können sich die Besucher Kopfhörer überstülpen und den Klang der Farben hören, während sie das Bild betrachten. Auch in den Werken von Ruth Kohler aus Münsing ist die Nähe zur Musik zu erkennen. Ihre ausdrucksstarken, farbintensiven Acrylbilder erscheinen wie wuchtige Akkorde oder spannungsgeladene Melodien. Daniel J. Schreiber, Direktor des Buchheim-Museums, war so begeistert von den leuchtenden Farben, dass er gleich sechs ihrer Werke für sein Haus ausgesucht hat. Wie jedes Jahr sind die etwa 350 Kunstwerke, die derzeit in der Bernrieder Kunstausstellung zu sehen sind, auf mehrere Standorte verteilt, darunter auch im sogenannten Bootsraum im Museum.

Der Sommerkeller ist Hauptstandort der Bernrieder Ausstellung mit 34 Künstlern. Fast die Hälfte davon sind in diesem Jahr Gäste. (Foto: Arlet Ulfers)

Vor mehr als 40 Jahren war die Bernrieder Kunstausstellung mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, Bernrieder Künstlern als Plattform zu dienen. Bei den Einheimischen wird kein Unterschied gemacht zwischen akademischen Malern, Autodidakten und Hobbymalern. Und im Laufe der Jahre kamen immer mehr Gastkünstler dazu. Insbesondere der Sommerkeller als Hauptstandort zieht viele hochrangige Künstler an, weil er einen würdigen Rahmen bildet für ihre Exponate.

Noch nie war die Sommerausstellung von derart hoher Qualität wie in diesem Jahr. Sogar Daniel J. Schreiber hatte die Qual der Wahl. Er sei bei der Auswahl von insgesamt 25 Bildern und Skulpturen "sehr kompromisslos" vorgegangen, sagte er bei der Ausstellungseröffnung. Er habe ausschließlich Werke gewählt, die einzigartig seien.

Wald Gelb-Grün. (Foto: Doris König)

So wie beispielsweise die Arbeiten von Ariane Koch aus Roßwag in der Nähe von Stuttgart. Die Künstlerin hat einen Blick für das Ungewöhnliche im Alltäglichen. Sie verarbeitet tiefschwarz glänzende Fahrradschläuche zu Plastiken, verknüpft sie zu kunstvollen Körpern.

Fröhlich, voll hintergründiger Heiterkeit und Lebensfreude sind die Lack-Eisen-Figuren von Ulrich Schweiger, der sein Atelier in der Gautinger Reismühle hat. Sehr beeindruckend auch die Bilder der Koreanerin Kim YeunHi. In weichen, fein nuancierten Farben malt sie auf Reispapier.

Farbe als sinnlich-emotionales Erlebnis ist auch das Anliegen von Sigrid Wever aus Tutzing. Ebenso filigran, aber tief und intensiv sind die Bilder des Münsinger Künstlers Rolf Hegetusch. Der Architekt Heinz Birk wiederum kann seinen Beruf nicht verleugnen. Seine Karikaturen in äußerst akkurater Strichzeichentechnik zeugen von einer Zwiespältigkeit gegenüber seiner Heimat Bayern. Sein Sohn Julian Opitz tritt in seine Fußstapfen mit feinen Tuschezeichnungen. Sie zeigen Wesen, die halb Mensch, halb Tier sind.

Einen ausgeprägten Blick fürs Detail beweist die Bernrieder Verlegerin und Buchautorin Christine Philipp. Die historischen Mauern im Sommerkeller bringen die Farben ihrer Fotos aus aller Welt sowie ihrer Gemälde auf Plexiglas besonders zum Leuchten. Weich modelliert sind die Keramik-Plastiken des Starnberger Bildhauers Max Wagner, die wie geschaffen sind für das Tonnengewölbe im Sommerkeller. Der 2000 Quadratmeter große ehemalige Bierkeller wird durch die Skulpturen und Installationen optisch unterteilt. Es werden Sichtachsen und besondere Blickwinkel geschaffen.

Starke Kontraste: Ariane Kochs Plastik "Eier zeigen" aus dem Jahr 2015 (Kunststoff, Eier, Acryl, Lack). (Foto: Arlet Ulfers)

So viele unterschiedliche Kunstwerke in eine einzige Ausstellung zu bringen, war eine Herausforderung für die Hauptinitiatorin, die Bernrieder Architektin und Malerin Ingrid Klemm-Beyer. Sie hat die Ausstellung nicht nach Künstlern, sondern nach Themen geordnet, und monochrome Bilder neben farbintensive gehängt, um durch Kontraste Spannung zu erzeugen. Eine zusätzliche Dynamik bringen die Hinterglasbilder dazwischen. Sie waren in diesem Jahr das Hauptthema der Bernrieder Akteure. Das ganze Jahr über wurden alte Fensterrahmen gesammelt, die die Künstler sehr unterschiedlich gestaltet haben, mal volkstümlich-bayerisch, mal esoterisch und mal abstrakt.

Die Ausstellung im Sommerkeller, im Torbogengebäude, im Salettl im Gasthaus drei Rosen, im Seerestaurant Marina und im Buchheim-Museum ist noch bis zum Mittwoch, 15. August zu sehen, die Skulpturen im Klosterhof nur bis zum Donnerstag, 9. August. Öffnungszeiten unter www.bernrieder-kunstausstellung.de.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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