Ausstellung:Drei auf einen Streich

Ernst Ludwig Kirchner
Kopf Doris, 1907
Farblithografie

Ernst Ludwig Kirchner fertigte im Jahr 1907 diese Farblithografie mit dem Titel "Kopf Doris".

(Foto: Buchheim Museum)

"Brücke"-Bilder, Metall- und Computerkunst im Buchheim Museum

Dafür einen übergreifenden Titel zu finden, ist wohl ein unmögliches Unterfangen: Drei neue Ausstellungen sind jetzt im Buchheim Museum eröffnet worden - und alle könnten thematisch oder stilistisch kaum unterschiedlicher sein. Da treffen gemalte Damen des angehenden 20. Jahrhunderts auf skurrile Blechgestalten aus Künstlerhand und virtuelle Schöpfungen am Bildschirm aufeinander: Die Blicke der Besucher sind also jeweils auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft gerichtet.

Nach Science Fiction klingt die Frage, inwieweit künstliche Intelligenz in der Lage ist, Kunst zu schaffen. Dazu hat die UnternehmerTUM GmbH für das Buchheim Museum eine Schau entwickelt, die Besucher zur aktiven Teilnahme auffordert. An zwei Terminals können sie Handyfotos vom Computer in expressionistische "Gemälde" berühmter Künstler wie Pablo Picasso, Ludwig Kirchner oder Marc Chagall übersetzen lassen. Zwei weitere Bildschirme sind für den spielerischen Wettbewerb Mensch versus Maschine reserviert: Hier können Besucher testen, wie treffsicher sie Werke ihrem Künstler zuordnen können. Die Messlatte liegt hoch: Der Computer vermag bei unbekannten Bildern per Algorithmus angeblich mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit den richtigen Maler zu finden.

Dem im vergangenen Jahr verstorbenen Traubinger Künstler Kuno Dümler ist die zweite Sonderausstellung gewidmet. Von 1970 bis 1991 leitete er die Metallwerkstatt der Münchner Akademie, gleichzeitig gestaltete er sein privates Atelier in Traubing zu einem "Paradiesgarten im Oberland", dessen merkwürdige Bewohner nun bis zum 6. Oktober im Museum zu bestaunen sind. Ob "Weiblichkeit", eiserne Ritter, "Pferde-Kamel" oder Einhorn: Dümler kombinierte verschiedenste Materialien wie Aluminium, Gusseisen oder Wurzelholz zu Fantasiewesen. Bei unbändiger Spielfreude beweist der Bildhauer hohes technisches Können.

Die dritte Ausstellung widmet sich den Künstlern der "Brücke". Die Künstlergruppe wurde 1905 in Dresden von den vier Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gegründet. Ihr Ziel war es, sich von der akademischen Malerei ihrer Zeit abzuheben und neue, authentische und zeitgemäße Ausdrucksformen zu finden. Ihre Motive schöpften sie aus ihrem unmittelbaren Umfeld, was insbesondere für die Personendarstellungen galt. So standen Freundinnen und Freunde Modell oder die Künstler porträtierten sich gegenseitig. Auch Förderer, Sammler, Galeristen, Kunsthistoriker, Musiker, Dichter und Nachbarn wurden gezeichnet und gemalt. Die Ausstellung im Buchheim Museum zeigt ohne Anspruch auf Vollständigkeit Arbeiten auf Papier und ein Gemälde aus den Sammlungen Gerlinger und Buchheim, auf denen Freundinnen und Freunde von "Brücke"-Künstlern zu sehen sind - und sie stellt die Personen in ihren Verhältnissen zu den Künstlern vor.

"Kunst/Künstliche Intelligenz", "Brücke. Freundinnen und Freunde", "Kuno Dümler. Paradiesgarten im Oberland", bis 7. Juli, Buchheim Museum in Bernried, www.buchheimmuseum.de, Telefon 08158/99700

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