Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Der Schatz im Ammersee

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Zur Biennale zeigen 41 Künstler in Dießen nicht nur große Formate und eindrucksvolle Motive, sondern auch Pretiosen, die das Leben am Ufer humorvoll oder kurios illustrieren. Die gelungene Ausstellung ist noch bis 17. November im Blauen Haus zu sehen

Von Katja Sebald, Dießen

Die Macher der aktuellen Ausstellung im "Blauen Haus" in Dießen haben, wenn alles gut geht, mit der "Biennale Blau" eine schöne neue Tradition begründet: Die von Christiane Graf, Elke Jordan und Gregor Netzer organisierte Bilderschau zum Thema "Blau" soll künftig im Zweijahresturnus am selben Ort stattfinden. Und die drei haben auch sonst alles richtig gemacht: Sie tragen mit der überregionalen Ausschreibung zur Belebung der lokalen Kunstszene bei und stellen gleichzeitig mit dem Motto "Der See und wir" einen Ortsbezug her. Sie haben mit der Münchner Kunsthistorikerin Karin Sagner eine unabhängige Kuratorin verpflichtet und selbst keine eigenen Arbeiten eingereicht, obwohl alle drei künstlerisch tätig sind.

Am Ende aber setzten sie ihren künstlerischen Blick ein, um aus 73 höchst unterschiedlichen Arbeiten von 41 Künstlern eine harmonische und trotzdem abwechslungsreiche Ausstellung zu arrangieren. Das ist umso beachtlicher, als bei Weitem nicht alles als große Kunst gelten kann, was nun in den beiden Räumen versammelt ist. Vor allem im Bereich Skulptur und Installation hätte man sich aussagekräftigere Exponate gewünscht.

Qualitätvolles ist allerdings aus den Bereichen Malerei und Fotografie zu sehen. So sind etwa die großzügig impressionistischen Bilder von Angelika Böhm-Silberhorn schöne Beispiele der Plein-Air-Malerei im wahrsten Sinne des Wortes: Im Ausstellungskatalog berichtet die Malerin, dass sie für das erste ihrer großformatigen Gemälde von ins Wasser springenden Kindern mitsamt ihrer Staffelei auf die oberste Plattform des Uttinger Sprungturms geklettert ist. Für das zweite saß sie zwar weiter unten, wurde dann aber beim Malen hin und wieder von hochspritzendem Wasser erfrischt. Malerische Qualität haben aber auch die figürlichen Darstellungen von Gudrun Daum und das abstrakte Diptychon "Im Seedschungel" von Lisa Rodrian.

Die Bandbreite der fotografischen Arbeiten reicht von den stark abstrahierten und farblich reduzierten "Zeichen im Wasser" bei Svea Graf über die stimmungsvollen Spiegelungen von Frank Fischer bis hin zu einer extrem stark bearbeiteten und farblich völlig überdrehten Aufnahme von Joachim Skambraks. Zurückhaltend und still sind die herbstlichen Momentaufnahmen am Ammerseeufer von Matthias Seitz; höchst ästhetisch die Bilder von Seeoberflächen, zu denen sich Kai Roman Schaufler am Chiemsee inspirieren ließ. Einen "Wintersturm" am Ammersee zeigt der Uttinger Fotograf Harry Sternberg: Die durch den Direktdruck auf gebürsteten Alu-Dibond erzielte Oberflächenstruktur ergänzt das eigentliche Bild auf spannende Weise.

Es sind jedoch nicht nur die großen Formate und die eindrucksvollen Motive, die den Reiz dieser Ausstellung ausmachen. Unter den Exponaten finden sich auch einige kleine Preziosen, die das Leben am und im See auf humorvolle oder vielleicht auch nur einfach kuriose Weise abbilden. So hat etwa Trine Pesch irgendwo am Seeufer drei "Luftiküsse" gefunden: Das sind bezaubernde, merkwürdige Objekte aus Filz und Samenkapseln. Gislinde Schröter warnt mit einer filigranen Objektcollage aus Angelschnüren mitsamt Haken vor der "zarten Gefahr" unter Wasser und Michelle Schratz hat in Windach ein kleines Papierfischlein gefangen.

Sylvia Leutelt hält auf Bierdeckeln mit spitzer Feder ihre Eindrücke von Stammtischen in Seenähe fest und Sybille Engels zeichnet gleich im Strandbad. Unverwechselbar und immer wieder schön anzuschauen sind die lebendigen Szenen, die Martin Burger in Utting am See findet und sowohl mit Kreide wie auch Acrylfarbe auf Zeitungspapier bannt.

Die Ausstellung "Der See und wir" ist noch bis zum 17. November 2018 täglich von 13 bis 18 Uhr sowie donnerstags und freitags bis 20 Uhr im "Blauen Haus" in der Prinz-Ludwig-Straße 23 in Dießen zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2018
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