Ausstellung:Blind Date in Berg

Berg: Marstall Popupkunst

Mit Schlauchboot und Anker: Objekte von Hans Panschar und Bilder von Sabine Zimmermann sind in der Ausstellung im Marstall zu sehen.

(Foto: Nila Thiel)

Beim Pop-up-Festival treffen Bildhauer Hans Panschar und Malerin Sabine Zimmermann aufeinander

Von Ute Pröttel, Berg

Zum dritten Mal ploppt im Berger Marstall ein Kunstevent der besonderen Art auf: Pop-up- Kunst. Kuratorin Katja Sebald bringt diesmal zwei Künstler zusammen, die sich persönlich noch gar nicht kennen. Was sie verbindet ist ihre Faszination für Meer und Wasser, Wind und Wetter. Die Malerin Sabine Zimmermann und der Bildhauer Hans Panschar haben sozusagen ein Blind Date im Berger Marstall. Zimmermann reist erst kurz vor der Vernissage aus Paris an. "Wir kommen zusammen", sagt Panschar, als er im selbst gefertigten "Poseidons Thron" sitzt und den Blick über sieben in Reihe gehängte Großformate von Zimmermann schweifen lässt.

Auf den ersten Blick stammen die Hingucker im Raum von ihm. Von der Decke hängt ein riesiger Treibanker, den Panschar aus einem Material gefertigt hat, das auch für den Bau von Surfbrettern verwendet wird. Eigentlich arbeitet er überwiegend mit Holz. Wasser und Meer beschäftigen den 55-jährigen schon Zeit seines Lebens. Als Jugendlicher baut er sich das erste Surfbrett in der elterlichen Garage, später lernt er den Beruf des Bootsbauers und bereist in einem selbstgebauten Segelboot die Welt. Seine Reise dauert mehrere Jahre, bevor er sich 1995 in Allmannshausen niederlässt. Panschars Objekte erzählen Geschichten, so wie die zwei Schlauchboote, die er aus einem riesigen Lkw-Schlauch und einer Endlosleiter einmal aus Buchholz, einmal aus Lindenholz gefertigt hat. Entstanden sind beide Werke vor der Flüchtlingskrise 2014. Und dennoch wird heute jeder Betrachter sofort an Bilder aus dem Mittelmeer denken. "Das Meer hat viele Kontexte", sagt Panschar, "dazu gehört auch die Flüchtlingsthematik."

Die Idee der Pop-ups ist es, Kunst an ungewöhnlichen Orten aufploppen zu lassen. Und so prangt ein weiteres Werk von Panschar, ein riesiger Anker, auf der Bühne des Marstall, die am Samstagabend die Band Silberfisch Surfers bespielen wird. Speziell für die Ausstellung entstanden ist das Werk "Take Your Time": zwei Ruderblätter, die Panschar vor mehr als 30 Jahren für seine Gesellenprüfung als Bootsbauer probehalber hobelte und die er nun mit unzähligen Lochbohrungen versehen hat. Ein Stilmittel, das immer wieder auftaucht und eine Reminiszenz an Schiffsbohrwürmer darstellt.

Die Objekte von Hans Panschar werden eingerahmt von Sabine Zimmermanns Bildern. Kuratorin Sebald hängt sie dicht nebeneinander, und doch wirkt jedes einzelne für sich. Kennengelernt haben sich Sebald und Zimmermann, wie könnte es anders sein, am Meer. Die Bilder, der in Paris lebenden Künstlerin entstehen vorzugsweise im Freien. Zimmermann setzt die Leinwände dem Wetter aus, so wird die Natur zum unberechenbaren Gestalter und lässt Farbe gefrieren. Zimmermanns Werke sind voll von Rinnen und Strömen, von Regen, Schnee und Eis. Und lenken schnell die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Es ist eine spannende Begegnung, die da im Marstall stattfindet.

Vernissage ist diesen Donnerstag um 19 Uhr. Die Ausstellung ist bis Sonntag täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Silverfish Surfers spielen am Samstag, 20 Uhr.

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