Ausklang:Pöckinger Nachtgesang

Konzert zur Reformation

Bunt gemischt: die Musiker des Pöckinger Konzerts.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Finale der Konzerte zum Reformations-Jubiläum in der Heilig-Geist-Kirche bringt eine Uraufführung und eine Rarität

Von Reinhard Palmer, Pöcking

Es war am 31. Oktober 1517, als Martin Luther seine angeblich auch an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelten 95 Thesen an den Bischoff sandte: die Geburtsstunde der Reformation. Auch die Pöckinger Protestanten der Heilig-Geist-Gemeinde feierten das 500. Jubiläumsjahr ausgiebig, die Reihe ging nun mit der fünften Veranstaltung zu Ende.

Musik wie im "Konzert zur Reformation" ist für Prädikantin Elisabeth Stiehler ein Dialog der Menschen mit Gott und der Gesang das "doppelte Gebet". Und gerade bei so bedeutenden Anlässen ist es der Gemeinde auch wichtig, zu zeigen, dass nicht die Professionalität im Fokus steht, sondern das gemeinsame Erleben der Musik und das miteinander Musizieren: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Berufsmusiker, Laien, Instrumentalisten und Sänger wirkten bei der Aufführung mit. Komponist und Hornist Rainer Bartesch brachte sogar ein ganz neues Werk mit: Die Orgelfassung des "Alphorn Capriccio" - ursprünglich für Orchester - von 2017, in Pöcking in Uraufführung zu hören. Bartesch übernahm den Solopart selbst. Capriccio heißt das Werk weniger wegen der Charakteristik als vielmehr wohl aufgrund der kapriziösen Wendungen: Aus mystischer Dunkelheit steigt es zu hymnischer Sättigung empor.

An der Orgel wirkte der Dirigent Frieder Lang, der im Hauptfach Tenor ist. Und als Sänger war er mit geistlichen Liedern von Bach zu hören und begleitete sich dabei selbst. Zu den professionellen Musikern gehörte ebenso der Violoncellist Helmar Stiehler, der einen sehr intensiven Part in Vivaldis Cellosonate souverän bis zum letzten Ton bedachte. Sein Orgelbegleiter Alexej Novikov, der dritte Berufsmusiker, hatte einen reinen Begleitpart zu bewältigen. Genauso in "Der Schwan" aus dem Karneval der Tiere von Saint-Saëns, wo die Orgelarpeggien gerade in der Phrasierung einiges ausrichten können. Novikov brillierte auch als Solist, etwa mit dem festlichen Präludium und der tektonischen Fuge g-Moll von Bach, sowie als Vorspieler und Begleiter des Gemeindegesangs.

Besonders differenziert im Klang und satt in der Farbigkeit zeigte sich ein Blechbläserquartett mit Florian Sepperl und Gabi Fuchs (Trompeten), Steffen Lüdecke (Posaune, als Leiter der Bigband Kempfenhausen bekannt) und Julia Schachtner (Tuba). Heiter bis beherzt ging das Ensemble bei Praetorius und Telemann zu Werke und wagte sich schließlich an Wagners Gebet ("Lohengrin"). Begeisterung rief das Quartett mit jazziger gefärbter Musik aus der Feder von Chris Hazell hervor.

Die Rarität zum Schluss: Harmoniumkulturretter Bruno Ortner brachte eines seiner 25 Instrumente mit, um dessen warmen, weichen Klang zu demonstrieren. Genügend Stoff explizit für dieses Instrument, das allmählich in Vergessenheit gerät, lieferte Siegfried Karg-Elert mit ausgewählten Charakterstudien aus "6 Skizzen": "Waldeinsamkeit", "Spätsonne" und "Nachtgesang". Ein klangdynamischer Ausklang, dem sich Geselliges anschloss.

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