Ausgelassene Stimmung:And the Abi goes to...

Bis tief in die Nacht hinein haben die Abiturienten des Jahrgangs 2016 im Landkreis am Freitag ihren Schulabschluss gefeiert - und die gelungene, zeitaufwendige Organisation der jeweiligen Feste gleich mit

Von Anna-Elena Knerich, Starnberg

Es ist Freitagmittag, 34 Grad warm, und vor der Turnhalle des Christoph-Probst-Gymnasiums tummeln sich die glücklichen Schulabgänger mit Eltern und Freunden beim Sektempfang. 130 Abiturienten haben wenig vorher ihr Zeugnis bekommen - und das, erzählen sie, sei alles andere als langweilig gewesen: Musikensembles der Schule hatten den feierlichen Akt begleitet, bei dem Direktor Peter Meyer immer Lacher für seine Rede erntete. Er las darin Zitate aus Briefen vor, die die Abiturienten in der fünften Klasse an sich selbst geschrieben hatten und die sie nun zurückbekamen. "Dann hatte jeder Einzelne 30 Sekunden, um auf der Bühne sein Zeugnis zu holen. Dabei wurden auf einer Leinwand Kinder- und Erinnerungsfotos gezeigt und ein Lied seiner Wahl gespielt", sagt die jüngere Schwester einer Abiturientin. Man habe Popsongs, türkische und bayerische Lieder gehört, einige Jungs tanzten in Lederhose auf die Bühne.

Ein paar Mädchen sind im Dirndl erschienen, doch die meisten tragen schicke Abendkleider, dazu hochhackige Schuhe und aufwendige Frisuren. "Meine Tochter hat ihr Kleid für 200 Euro in der Türkei gekauft, für ihre Haare saß sie heute morgen eine Stunde beim Friseur", verrät die Mutter von Betül Cizmeci (18), die im bodenlangen schwarzen Kleid ganz schön in der Mittagshitze schwitzt. Diese schicken Outfits halten die Abiturienten aber nicht davon ab, tatkräftig bei der Vorbereitung mitzuhelfen: "Schon seit Dienstag haben alle in Teams die Turnhalle mit Vorhängen abgedunkelt, den Boden ,tanzfest' gemacht und die Bühne aufgebaut", erzählt Betül. Sogar um die Technik kümmern sich fünf Schüler aus dem Seminar "Licht und Ton" - auch bei der Party, die am Abend steigt. Denn dieses Jahr werden erstmals Verleihung und Party getrennt, damit es nicht so langwierig wird. Auf die Frage, ob sie das lange Kleid mit dem Beinschlitz und die silbernen Pumps bis zur Party anbehalte, antwortet Ilona Modersitzki (18) entschlossen: "Auf keinen Fall! Ist doch viel zu heiß."

Es glitzert und funkelt auch in der Brunnangerhalle, wo von 17 Uhr an die Kempfenhausener Abiturienten feiern: Die 18-jährige Helena Löhner trägt ein Diadem zu ihrem langen, blauen Kleid. "Für die Party nach der Verleihung ziehe ich aber ein Kürzeres an", erzählt sie. Auch die anderen Mädchen haben sich in bodenlange, mit Pailletten bestickte Roben gehüllt, die sie meist im Internet erstanden hatten - für 100 bis 200 Euro. Da war der dunkelblaue Anzug von Daniel Thiel, der Pilot werden möchte, schon teurer: "Der hat 600 Euro gekostet, ohne Hemd", sagt er stolz. Aber als er später sein Zeugnis abholt, läuft er als Boxer verkleidet über den roten Teppich zur Bühne und löst schallendes Gelächter im Saal aus. Dieser ist elegant geschmückt mit weißen Tischtüchern, kunstvoll gefalteten Servietten und dezenter Deko. "Allein für Catering, Technik und Saalmieten in der Brunnangerhalle und im Undosa, wo die Afterparty stattfindet, gingen etwa 25 000 Euro drauf. Und dann noch die Geschenke für die Lehrer! Das war ganz schön viel zu organisieren", meinen Johanna Grätz und Ramona Crusius, die mit nur drei anderen Abiturienten die komplette Planung des Balls übernommen haben.

Am Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasium ist das anders abgelaufen: "Nele und ich als Stufensprecher koordinierten und delegierten die Aufgaben", erklärt Ben Tusch. Schließlich musste bei den Caterern der Schulmensa das Buffet Probe gegessen, Aula und Pausenhof dekoriert, sowie Programm und Ablauf geplant werden. Darin wurden alle miteinbezogen, wie die Programmteam-Leiterin Linda Lösch erzählt: "Wir haben zunächst Ideen gesammelt, zum Beispiel ob wir ein Feuerwerk machen oder lieber Heliumluftballons steigen lassen, welche Band spielen soll, ob wir was singen oder einen Flashmob veranstalten. Dann haben wir auf Facebook abgestimmt." Und entschieden wurde: Luftballons beim Sektempfang, eine Band aus der Musikschule und ein Flashmob zu einem Song aus High School Musical, bei dem alle mitsingen und tanzen. Auch die Biertische wurden von allen gemeinsam auf- und abgebaut. "Das ist schön, weil das noch einmal den Zusammenhalt stärkt", findet Melike Demirbag. Damit auch wirklich alle mithelfen, haben sich die Koordinatoren Nele Buckl und Ben Tusch etwas Pfiffiges einfallen lassen: Jeder musste 50 Euro "Kaution" bezahlen, die er wiederbekommen sollte, wenn er auch mit aufräumte.

Was die beiden nach dem Abitur machen? "Erst mal ein Jahr ins Ausland", sagt Ben. Und danach? "So etwas wie das hier: irgendwas mit Menschen und Organisation." Die ehemalige Schülersprecherin Nele geht "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" von der Schule, freut sich aber auf das Reisen. Später möchte sie vielleicht Medizin studieren.

Die Stimmung am Abend ist gut, sowohl bei den Abiturienten, als auch bei Eltern und Lehrern, das freut Linda: "Wir haben so viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitung gesteckt, denn mit nur 800 Euro Budget mussten wir kreativ sein, um es trotzdem schön zu gestalten." Schließlich hätten alle zwei Jahre lang auf diesen Tag hingefiebert, vor allem die Mädchen. Die Kleiderfrage sei zudem schon seit Wochen ein großes Thema gewesen, erzählen einige. Doch auch dabei wurde geschickt organisiert: Damit nicht zwei Mädchen dasselbe Outfit tragen, posteten alle vorher ihr Kleid in eine Facebook-Gruppe. Gefeiert wird an diesem Abend fast überall recht lang, auch im Undosa. Dort haben die Abiturienten und Lehrer sogar bis 5 Uhr morgens durchgehalten, wie Organisatorin Johanna Grätz erzählt, die selbst erst am frühen Morgen nach Hause gekommen ist. "Jetzt freue ich mich aber erst mal auf die Abifahrt nach Korfu, endlich erholen!" So eine Abschlussfeier ist eben kein Zuckerschlecken.

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