Ausbildung:Aufbruchstimmung

Starnberg Berufsschule

Daniela Albrecht (ganz links) unterrichtet mit viel Leidenschaft die neue Generation von Eventmanagern an der Berufsschule Starnberg. Ihre Schüler Corinna Schildbach, Josh Menges, Elise Schupeta und Anna Stützle (v.l.) sind begeistert von dem Ausbildungsberuf und haben schon viele Erfahrungen gesammelt.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Berufsschule Starnberg bildet Veranstaltungskaufleute aus - eine Branche, die durch die Corona-Krise lange Zeit besonders betroffen war. Und dennoch blicken die Azubis sehr optimistisch in die Zukunft

Von Kim Fischer, Starnberg

Die Eventbranche hat in der Corona-Krise besonders gelitten. Das haben die Firmen und Agenturen zu spüren bekommen - und die Auszubildenden erst recht, denn der Gegenstand ihrer Ausbildung war schlicht verboten.

"Viele Azubis hatten es wirklich schwer, vor allem im letzten Jahr", erzählt Daniela Albrecht. Die gelernte Eventmanagerin ist Lehrerin für Veranstaltungsorganisation an der Berufsschule Starnberg. Die Schule bildet unter anderem Veranstaltungskaufleute aus ganz Oberbayern aus, die meisten kommen aus Unternehmen in München. Albrecht hat durch den Kontakt zu den Auszubildenden die Nöte und Sorgen intensiv mitbekommen. Manche Firmen haben schnell reagiert und sich auf digitale Konzepte oder die Organisation von Testzentren konzentriert, wodurch die Nachwuchskräfte schnell wieder eingebunden wurden. Besonders Onlinemessen und digitale Genussveranstaltungen wie Weinproben seien in der Corona-Zeit, in der auch die Gastronomie geschlossen war, hoch im Kurs gewesen. Andere erzählten Albrecht von wochenlangem Herumsitzen im Homeoffice.

Mittlerweile erlebe die Branche wieder einen Aufschwung, eine "positive Aufbruchstimmung" sei auch bei den Schülern zu spüren. Die neuen Azubis und auch die aus den höheren Klassen seien hoch motiviert, findet die Lehrerin.

Wie an den meisten Schulen in Bayern startete auch das Schuljahr an der Berufsschule Starnberg am 13. September. Sie haben zwar weniger neue Schüler als die Jahre zuvor, vier mittelgroße Klassen und nicht wie normalerweise fünf sehr große. Aber dafür haben sie auch neue Betriebe dazu bekommen wie beispielsweise die Münchner Kammerspiele.

Die Ausbildung hat sich durch die Umstrukturierung der Eventbranche auch inhaltlich verändert. Digitales Einladungsmanagement, hybride Konzepte und Sicherheit und Hygiene würden mehr in den Fokus gerückt. Nachhaltigkeit mitzudenken würde bei Events immer wichtiger, das sei ein weiterer zukunftsfähiger Schwerpunkt. Zum Beispiel gebe es mittlerweile digitale Feuerwerke mit Drohnen ohne die Feinstaubbelastung und umweltfreundliche Promotionsstände und Logistik seien immer mehr gefragt.

Durch den Kontakt mit den Azubis habe sie erfahren, dass von den 2020 Ausgelernten viele ein Studium angefangen haben, sagt Albrecht. Der Studiengang Soziale Arbeit sei besonders beliebt gewesen. Von denjenigen, die in diesem Jahr die Ausbildung beendet haben, wären die meisten übernommen worden.

Es gehe wieder bergauf mit der Branche, freut sich die Lehrerin für ihre Schüler. Vor kurzem fand die Internationale Automobilausstellung in München statt, die Clubs sind wieder geöffnet und im nächsten Jahr wird auch die flächenmäßig größte Fachmesse der Welt, die Bauma, auf dem Gelände der Messe München veranstaltet. Das würde den neuen Auszubildenden auch Hoffnung geben, dass sie die notwendigen Praxiserfahrungen sammeln können, die in dieser Branche so wichtig sind.

"Ich bekomme gerade sehr viele Anfragen von Firmen, ob Auszubildende jetzt fertig geworden sind", erzählt Daniela Albrecht. Die Eventagenturen und Firmen benötigen wieder mehr Personal und sind deshalb auf der Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften - die unter anderem gerade an der Berufsschule Starnberg ausgebildet werden. Vier Azubis der Schule erzählen:

"Komplett digital"

Corinna Schildbach, 19, Azubi bei der Messe München: "Schon relativ früh war mir klar, dass diese Branche so stark ist, dass selbst so eine große Krise wie Corona sie nicht dauerhaft beschädigen wird. Während Corona war der große Stillstand, in dem ich auch knallhart die Krisen meines Betriebes mitbekommen habe. Aber hier ist mir bewusst geworden, dass diese Branche immer einen Weg findet, wie sie sich wieder aufrichten kann. Durch Corona wurden sogar Möglichkeiten freigeschalten. Ich weiß, dass bei uns im Betrieb die Digitalisierung einen großen Push bekommen hat. Alleine wie wir arbeiten ist komplett digital geworden oder wie unsere Veranstaltungen stattgefunden haben. Davor hatten wir fast nur Präsenzmessen und jetzt gibt es ganz viele Digitalmessen. Diese neue moderne Richtung spricht mich total an."

"Einfach nur begeistert"

Josh Menges, 20, Azubi bei den Münchner Kammerspielen: "Ich liebe es an einer Veranstaltung zu arbeiten und dann stehe ich am Abend im Club oder bei der Veranstaltung und freue mich, dass es geklappt hat und bin dann einfach nur begeistert. Dieses Gefühl ist es wert darauf hin zu arbeiten. Natürlich ist es schwer zu sagen, wie es mal sein wird. Klar war jetzt Flaute, aber es wird ja jetzt immer mehr. Momentan arbeite ich im künstlerischen Produktionsbüro bei de Münchner Kammerspielen und dieses ganze Planen macht mir unglaublich viel Spaß. Die Prozesse hinter allem zu entdecken. Dieses Interesse was ich vorher schon hatte, steigert sich tagtäglich. Ich hoffe, dass die Branche offener wird, dass es wieder mehr wird. Wieder mehr mit Leuten, mehr Kooperationen. Momentan habe ich keine Bedenken für die Zukunft der Branche, weil die Leute alle darauf abzielen wieder rauszugehen. Und den Menschen dafür Raum zu geben, ist ein tolles Gefühl."

"Branche atmet auf"

Elise Schupeta, 17, Azubi bei Feierwerk München: "Ich habe relativ früh gemerkt, dass es mir Spaß macht Veranstaltungen zu organisieren. Wenn alles klappt und dann alle happy sind, bin ich auch happy. Gerade ist die Branche schwer betroffen. Aber langfristig wird es immer Veranstaltungen geben, es wird immer Feste geben, es gab schon immer Feste. Menschen haben sich schon immer gerne getroffen um zu feiern. Das wird es noch weiterhin geben. Deswegen ist der Job gerade in einer kritischen Phase, aber ich sehe, dass es in der Zukunft Bestand hat. Am meisten macht mir Spaß, die Transformation zu sehen von: Ich plane etwas und dann funktioniert das am Ende. Tatsächlich habe ich keine Bedenken für die Zukunft, ich denke, dass die Branche gerade wieder aufatmet. Weil man durch Corona mehr gemerkt hat, dass so Veranstaltungen unglaublich wichtig sind."

"Nichts geraubt"

Anna Stützle, 19, Tutzing, Azubi bei Käfer: "Ich hatte schon immer eine Affinität für Kulinarik, das war mein Traum, da wollte ich unbedingt hin. Mein Betrieb hat gesagt, dass die Ausbildung im ersten halben Jahr durch Corona nicht wie normal ablaufen wird, sondern ich zuerst im Online-Shop arbeiten werde. Aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass mir Corona da irgendetwas geraubt hat. Ich habe dadurch noch mehr Beziehungen zu den anderen Abteilungen aufgebaut, neue Menschen kennengelernt und habe neue Dinge gelernt. Wir haben gerade wieder sehr viele Veranstaltungen und dann am Wochenende mit den Arbeitskollegen dazustehen, vor Ort zu sein, aufzubauen und dann das zufriedene Lächeln vom Kunden zu sehen - wenn man am Ende merkt, der ganze Aufwand hat sich gelohnt, dann gibt es einfach nichts Schöneres. Ich hoffe, dass die Leute eben wieder mehr feiern können und dass die Menschen ihr Leben einfach genießen können."

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