Aus dem Kreistag:Volle Klassenzimmer

In den kommenden Jahren wird die Zahl der Schüler im Landkreis Starnberg laut einer Prognose um 14 Prozent steigen - mehr als bislang angenommen. Das hat Auswirkungen auf die Gymnasien.

Von Wolfgang Prochaska, Gilching

Die Wiedereinführung des G9 und vor allem der anhaltende Zuzug werden die Schülerzahlen im Fünfseenland ansteigen lassen. Nach einer aktuellen Prognose des Kultusministeriums für den Landkreis Starnberg werden 2025 um 14 Prozent mehr Schüler - in Zahlen: 635 - die schulischen Einrichtungen besuchen, insbesondere die Gymnasien. Darüber informierten Kreiskämmerer Stefan Pilgram und Landrat Karl Roth den Kreistag am Montag. Angesichts des überraschenden Anstiegs zeigte sich Roth zufrieden darüber, dass in Herrsching ein Gymnasium entstehen soll. Es kann zwischen 600 und 800 Schüler aufnehmen und erhält ein modernes pädagogisches Konzept.

Die Grünen hatten in einem Antrag nach den Folgen des G9 für die weiterführenden Schulen gefragt. Pilgram betonte, dass man in Herrsching vom Platzbedarf her das G9 schon in die Planungen einbezogen habe. Laut Professor Otto Seydel vom Institut für Schulentwicklung, einem Experten für modernen Schulbau, sei genügend Platz vorhanden. Es gebe "ausreichenden Raum". Schwieriger sei allerdings die Prognose für die anderen Gymnasien. Wie Pilgram den Kreisräten in der Sitzung im Gilchinger Rathaus mitteilte, könne eine "konkrete Aussage" erst in zwei Jahren gemacht werden, da man noch nicht wisse, inwieweit die Änderung der Lehrpläne Einfluss habe. Erst die Übertrittszahlen zum Gymnasium in 2019 könnten Auskunft darüber geben. "Grundsätzlich wird das Ganze aber auch sehr stark von der Schüler- und Lehrerzahl, der Klassenzahl, vom Unterrichtskonzept und der Organisation der jeweiligen Schule abhängen", so der Kreiskämmerer. Klar ist aber, dass beim "klassischen, raumgebundenen Unterrichtskonzept" der Platzbedarf ansteigen wird.

Starnberg, Ehrung LRA

Landrat Kart Roth zeigt sich über die Entstehungspläne für ein neues Gymnassium in Herrsching zufrieden.

(Foto: Georgine Treybal)

Dass die Schülerzahlen im Landkreis nicht sinken werden, hatte schon der Schulbedarfsplan von 2012 ergeben. Allerdings hatte dieser eher eine Stagnation auf hohem Niveau angezeigt. Dass 2025 die Schülerzahlen um 14 Prozent steigen sollen, ließ bei den Kreisräten den Wunsch entstehen, diese Bedarfsplanung fortzuschreiben, wenn konkrete und auswertbare Ergebnisse vorliegen. Dafür sind laut Pilgram für 2018 im Haushalt schon 20 000 Euro eingestellt.

Ob es mit der Wiedereinführung des G9 auch zu einer neuen Übertrittswelle kommt, die die Schülerzahlen an den Real- und Fachoberschulen sinken lassen, ist völlig offen. Wie die Gautinger FDP-Kreisrätin Britta Hundesrügge meinte, hänge dies nicht von der schulischen Einrichtung ab, sondern von der Art des pädagogischen Konzepts. Dass die Gautinger Realschule schon nach wenigen Jahren so voll ist, sei ihren modernen Unterrichtsmethoden geschuldet. Einen ähnlichen Trend, so glaubt Hundesrügge, werde es wohl in Herrsching am neuen Gymnasium geben. Dass moderne Unterrichtsformen auf Schüler attraktiv wirken, zeigt die Zahl der Gastschüler, für die der Landkreis zahlen muss: Es sind mehr als 500, die die Gymnasien in den Nachbarlandkreisen besuchen - eine hohe Zahl, für die der Landkreis einen siebenstelligen Betrag aufwenden muss. Mit dem Herrschinger Gymnasium, das derzeit geplant wird, könnte die Zahl der Auspendler zurückgehen. Damit rechnet Landrat Roth. Das Gebäude soll auf einer Fläche in der Nähe der Einmündung Mühlfeldstraße in die Andechser Straße entstehen. In diesem Bereich ist aus Gründen der Verkehrssicherheit auch ein Kreisel geplant, der den Bussen die Zufahrt zum Gymnasium erleichtern soll. Das Staatliche Bauamt Weilheim hat dazu schon sein Plazet gegeben.

Starnberg LRA,  Stefan Pilgram

Guter Dinge, auch wenn die Schülerzahlen steigen werden: Kreiskämmerer Stefan Pilgram.

(Foto: Georgine Treybal)

Dass man im Landratsamt und im Kreistag mit höheren Kosten durch das G9 rechnet, zeigt die Forderung an die Staatsregierung, die anfallenden Ausgaben wegen der Erweiterung der Gymnasien zu übernehmen. Landrat Roth wurde vom Gremien beauftragt, einen entsprechenden Brief an Kultusminister Ludwig Spaenle zu schreiben. Im Entwurf heißt es unter anderem: "Da die Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums und damit auch die erneute Einführung des 9-stufigen Gymnasiums (...) verbindlich angestrebt und vorgegeben wird, müssen aus Sicht des Landkreises gleichzeitig Aussagen über die Deckung der hierfür anfallenden Mehrkosten (...) getroffen werden." Der Kreistag stimmte einstimmig zu.

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