Asylpolitik:Container und Zelte

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Der Landkreis schafft genügend Plätze für Flüchtlinge

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wo können wir die Flüchtlinge noch unterbringen? Anfang des Jahres ist die Not groß: Jede Woche kommen 53 neue Asylbewerber ins Fünfseenland - Männer, Familien, Kinder. Kreisbaumeister Christian Kühnel ist verzweifelt und bestellt schon landwirtschaftliche Hallen, um genügend Unterkünfte bieten zu können. In Gauting wird die erste errichtet. Doch kaum ist das Gerüst aufgebaut, reißt der Flüchtlingsstrom plötzlich ab. In Landratsamt und Gemeinden atmet man auf. Doch sicher ist sicher: Die bestellten Containeranlagen werden aufgebaut. Inzwischen stehen 13 Einrichtungen. Und weil die Zahl der Flüchtlinge relativ konstant bleibt, beginnt man nach und nach die Zeltstädte in Tutzing, Berg und Pöcking umzuverteilen. Für die Menschene, die dort leben mussten, ist es eine echte Erleichterung in einen Container ziehen zu dürfen.

Dennoch gibt es Ärger - in Gilching. Im Januar hat man dort eine Traglufthalle als Notunterkunft für Flüchtlinge errichtet. Alles wird eingerichtet, die Halle beheizt und beleuchtet, doch auch Monate später steht sie noch leer. Zunächst heißt es, die Gewerke seien fehlerhaft ausgeführt, es müsse nachgebessert werden. Im Herbst aber wird die Halle schließlich wieder abgebaut, ohne dass jemand dort eingezogen wäre. Der Vorwurf "Verschwendung von Steuergeldern" bleibt im Raum stehen.

Im Sommer schließlich holt der erste Flüchtling seine Familie zu sich und verlangt eine eigene Wohnung. Für die Behörden ein Schreckgespenst. Wer kümmert sich um die Leute, wer muss zahlen? Herrschings Bürgermeister Christian Schiller ruft das Landratsamt an. Eine Regelung gibt es nicht und so weist auch Landrat Karl Roth die Zuständigkeit von sich. Die Familie wird unter großem Medienrummel nach Starnberg geschickt, während die Drähte im Ministerium heiß laufen, aber die Regelung fehlt noch immer. Die Familie kommt schließlich in Herrsching unter. Knapp 350 Flüchtlinge sind inzwischen anerkannt, 60 mussten wieder heimkehren. Insgesamt leben derzeit etwa 1900 Asylbewerber im Fünfseenland, prognostiziert waren 4000.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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