Süddeutsche Zeitung

Asylhelfer protestieren:Beschwerdebrief an Joachim Herrmann

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Die Helferkreise aus der Region verabschieden eine Resolution, die sich gegen die bayerische Regelung des Arbeitsrechts und der Arbeitserlaubnis wendet.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Kein Arbeitsverbot für Asylbewerber und keine Abschiebungen nach Afghanistan mehr: Das forderten die Teilnehmer des Asylgipfels am Samstag in Tutzing. Etwa 80 Vertreter von Asylhelferkreisen aus 52 Gemeinden in elf Landkreisen hatten auf der eintägigen Veranstaltung einstimmig eine entsprechende Resolution verabschiedet. Das Papier soll an Innenminister Joachim Herrmann übergeben werden. Darüber hinaus wollen sich die Asylhelfer stärker vernetzen.

Mit dem Erlass vom Dezember 2016, wonach die Arbeitserlaubnis für Asylbewerber an die Bleibeperspektive gebunden ist, sehen die Helferkreise ihre Arbeit konterkariert. "Eine Grenze ist überschritten, jetzt bringen wir uns als Experten an der Basis aktiv in die Debatte ein", sagte Pfarrer Jost Herrmann, der Leiter des Asylgipfels und Koordinator der Unterstützerkreise Asyl im Landkreis Weilheim-Schongau. Der Erlass ist ein bayerischer Sonderweg, er gilt nicht in anderen Bundesländern. Nach den Erfahrungen der Helfer wird den Asylbewerbern in den meisten oberbayerischen Landkreisen zwar die Arbeitserlaubnis nicht entzogen, aber auch nicht mehr verlängert. In Freising werde mit der Arbeitserlaubnis indes "sehr restriktiv" umgegangen, so Herrmann. Das habe den Anstoß für die Initiative gegeben.

Denn immer wieder erleben die Helfer, dass sie eine Arbeitsstelle oder Lehre vermitteln, doch schon kurze Zeit später der Ablehnungsbescheid komme und der Asylbewerber gehen müsse. Das sei frustrierend für Asylbewerber und Helfer, aber auch für Unternehmer, die oft lange nach einer Arbeitskraft gesucht hätten. Vor dem Hintergrund, dass Arbeit die Integration fördert, sei diese "verordnete Untätigkeit" fatal, so Herrmann. Die Asylbewerber werden seiner Meinung nach gebraucht, etwa im Bereich Gebäudereinigung oder Gastronomie. Sie würden niemandem die Arbeit wegnehmen. Das Engagement der Helfer werde durch diesen Erlass zwar erschwert, aber das Handtuch werfen wollen sie nicht. "Von Wegbrechen kann man nicht sprechen", betont Jost Herrmann. Die Helferkreise seien überzeugt davon, dass sie die Unterstützung der Bürgermeister haben und auch von einigen Landräten. Von der Bayerischen Staatsregierung komme indes zu wenig Wertschätzung. Diese Kritik haben die Teilnehmer auch gegenüber dem Integrationsbeauftragten Martin Neumeyer geäußert, der ebenfalls am Gipfel teilnahm. Sie hoffen nun, dass Neumeyer sie unterstützt, damit es möglichst bald zu einem Treffen mit Staatsminister Herrmann kommt. Die Resolution soll auch als offenen Brief an die Medien weitergeleitet werden. Darüber hinaus wollen die Initiatoren im Internet unter portal@asylhelfer.bayeren Unterschriften sammeln. Pfarrer Herrmann hofft auf bis zu 500 Unterschriften. Über dieses Portal soll die Vernetzung der Helferkreise in Oberbayern vorangetrieben werden. Bislang haben viele Unterstützerkreise alleine oder nur innerhalb ihrer Landkreise zusammengearbeitet.

Auf dem Gipfel am Samstag gab es auch einen interkultureller Workshop mit der Psychologin Heike Abt. Anhand von Fallbeispielen aus der Perspektive der Flüchtlinge sollte Verständnis geweckt werden. Die Kurs wurde mit Spenden finanziert. "Wir suchen Geldgeber", so Jost Herrmann.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2017
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