Asylbewerber:Wo Flüchtlinge aufblühen

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Die Berufsschule Starnberg bietet für Asylbewerber zwei Klassen an, in denen sie auf den Beruf vorbereitet werden. Gerade das Projekt "RespAct" zu Umweltschutz und gegenseitiger Anerkennung kommt bei den jungen Leuten gut an

Von Tanja Buchka, Starnberg

Immer mehr junge Menschen fliehen vor Krieg und Verfolgung und landen schließlich in Deutschland. Auch die Zahl der Flüchtlinge, die in den Landkreis Starnberg kommen, steigt stetig. Viele von ihnen sprechen wenig bis gar kein Deutsch. Zwei Übergangsklassen, in denen sie die deutsche Sprache lernen und mit der Kultur des Landes in Kontakt kommen, sind an der Gilchinger und Gautinger Mittelschule bereits eingerichtet worden. Das Problem: In den sogenannten Ü-Klassen werden nur Jugendliche im Alter bis einschließlich 15 Jahren unterrichtet.

Speziell für die Älteren zwischen 16 und 23 Jahren hat die Berufsschule Starnberg seit September nun zwei berufsvorbereitende Klassen. "Wir unterrichten die Flüchtlinge und anderen Schüler mit Förderungsbedarf in Deutsch und Lebenskunde und helfen ihnen ins Berufsleben zu starten", sagt die Fachbetreuerin der Klassen, Kristin Groß-Stolte. Die Woche sei so aufgebaut: Die Berufsvorbereitung findet an drei Vormittagen als Unterricht in der Berufsschule statt. An einem Nachmittag stehen Kurse bei einem Kooperationspartner an, zwei Tage sind für die Praktikumsbetriebe reserviert. Der Kooperationspartner, das Berufsförderungszentrum Weilheim, vermittelt die Praktika. "Viele Schüler bekommen gleich im Anschluss ans Praktikum vom jeweiligen Betrieb eine Ausbildungsstelle angeboten", sagt Groß-Stolte.

Boxübungen für Flüchtlinge im Beruflichen Zentrum Starnberg beim Projekt RespACT. (Foto: Schule)

Etwas ganz Besonderes hat Lehrerin Edigna Kellermann mit an die Schule gebracht: das Projekt "RespAct". Von der Integrationspädagogin Heather Cameron initiiert, findet es in Kooperation mit Studierenden der TU München statt. Schüler der neu eingerichteten Klassen erarbeiteten mit Cameron, den Lehrkräften und Studenten in kleinen Gruppen Videos und Präsentationen. Stolz präsentierten die Jugendlichen der Berufsschule am Montag ihre fertigen Werke. Die Themen sind: Umweltschutz und respektvolles Verhalten anderen gegenüber. "Unser Kurzfilm soll die Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist darauf zu achten, weniger Sachen mit Plastikverpackung zu kaufen", erklärt Tobi seinen Mitschülern. In dem Clip seiner Gruppe ist zu sehen, wie eine Breze in acht Tüten verpackt ist. "Völlig unnötig", findet der 16-Jährige "und zudem sehr schlecht für die Umwelt". Lieber Produkte kaufen, die gar nicht oder nur wenig in Plastik verpackt sind, empfiehlt er den Konsumenten. Die Videos der anderen Gruppen beschäftigen sich mit Problemen wie der Umweltverschmutzung durch den Verkehr, unachtsamen Menschen, die ihren Müll einfach wegwerfen, und der nicht vorhandenen Gleichberechtigung von Frauen und Männern in manchen Herkunftsländern der Schüler. "Das Projekt ist extrem gut angekommen", freut sich Kellermann. "Es war faszinierend zu sehen, wie die Schüler in den Gruppen aufgeblüht sind."

Ihre Ideen einbringen und diskutieren zu dürfen, sei für viele das Größte gewesen. "RespAct" zielt darauf ab, neben der demokratischen Beteiligung bei der Gestaltung des eigenen Lebensraums auch den fairen Umgang von jungen Männern und Frauen miteinander zu fördern, sowie inklusiv zu arbeiten. Durch die Stärkung der Klassenverbände soll auch der Zusammenhalt der Schüler gestärkt werden. "Der eine Projekttag an der Berufsschule Starnberg war ein Probelauf", sagt Kellermann. "Da es so gut lief, werden wir noch weitere Workshops dort organisieren."

© SZ vom 03.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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