Asylbewerber:Turnhallen, Zelte, Container

Vorstellung der Flüchtlingsunterkunft; Notunterkunft für Flüchtlinge

Das Interesse der Bürger an den Unterkünften für Asylbewerber ist groß. In Berg, wie auch in den anderen Kommunen, können sie besichtigt werden.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Landkreis muss seine Strategie angesichts der ständig wachsenden Zahl von Flüchtlingen immer wieder ändern. Eins ändert sich nicht: der Wille, die Neubürger menschenwürdig unterzubringen

Von Astrid Becker, Starnberg

Das Jahr 2015 hat sich Christian Kühnel sicherlich anders vorgestellt. Zumindest wird er wohl nicht damit gerechnet haben, zu seinem eigentlichen Job als Kreisbaumeister noch den eines "Asylmanagers" dazu zu bekommen. Ganz offiziell stellen ihn Landrat Karl Roth und die Bürgermeister mittlerweile als solchen vor, wenn er in den Gemeinde über Flüchtlingsunterkünfte informiert. Mit der Aufgabe, sich um alles zu kümmern, was mit der Unterbringung von Asylsuchenden zu tun hat, ist Kühnel seit Juni betraut.

Bis dahin gilt zunächst noch eine andere Strategie: Das Landratsamt bittet die Kommunen, leer stehende Wohnungen und Häuser als mögliche Unterkünfte zu suchen. Noch im Januar spricht Landrat Karl Roth davon, dass sich die Zahl der Flüchtlingen bis Jahresende verdoppeln werde - von damals 400 demnach also auf 800. Drei Monate später müssen diese Prognosen korrigiert werden: Im April ist bereits von 1200 Menschen die Rede, für die bis Ende 2015 eine Unterkunft bereit stehen muss. Der Druck wächst, denn zu diesem Zeitpunkt wird auch eines klar: Sich einfach bei der Bezirksregierung zu melden, wenn Platz für Asylbewerber gefunden ist, geht nicht mehr. Im Mai verabschiedet sich Roth im Kreisausschuss von der bisherigen dezentralen Unterbringung mit den Worten: "Wir werden um Containerlösungen nicht mehr herumkommen."

Das Landratsamt entwickelt unter Kühnels Leitung diese Containerunterkünfte möglichst ortsnah, nicht mit einzelnen Zimmern, die auf einen Flur führen, auszustatten, sondern abgetrennte Wohneinheiten für jeweils sechs Menschen zu errichten. Ziel dieser Idee ist es, den Flüchtlingen ein eigenständiges Leben auf Selbstversorgerbasis zu ermöglichen und so auch Konflikte zu vermeiden. Relativ zeitgleich zeichnet sich auch ab, dass Notunterkünfte als Außenstelle der Münchner Bayernkaserne zur Verfügung stellen muss. Er sichtet alle möglichen Turnhallen im Kreis und entscheidet sich für Inning. Knapp 200 Menschen ziehen dort im Juli ein. Bereits zu dieser Zeit steigt die Zahl der Flüchtlinge, die pro Woche dem Landkreis zugeteilt werden, stetig an: Von 20 noch im Mai auf 33 im Juni, von Ende Juli an auf 38, kurze Zeit später auf 39. Im November sind es bereits 46, von Anfang Dezember an 53 Menschen pro Woche, die ein Dach über dem Kopf brauchen.

Im August ist die Zahl auf mehr als 1200 Migranten gestiegen, die Mitarbeiter im Landratsamt arbeiten mit Hochdruck daran, mehr Unterkünfte zu schaffen. Wo Containeranlagen nicht rechtzeitig fertig werden, greifen sie auf Zelte zurück - in Berg etwa oder auch in Tutzing. In Gilching wird eine Traglufthalle als Provisorium geplant. Die Rede ist von 1800 Flüchtlingen, die im Kreis bis zum Jahresende leben werden. Im November muss die Behörde ihre Strategie noch einmal erweitern: Zusätzlich zu den noch geplanten neuen Containeranlagen sollen nun auch größere Hallen für die Asylbewerber gebaut werden - weil die Behörde bis Ende 2016 mit etwa 5000 Flüchtlingen im Kreis rechnet. Daher werden weiterhin Grundstücke für den Bau solcher Anlagen im größeren Stil gesucht. "Die Dimension hat sich verschoben, der Kreis schafft es nicht mehr mit kleineren Anlagen", sagt Kühnel kurz vor Weihnachten. Die Gemeinden, in denen bisher nur 96 Asylbewerber untergebracht sind, müssen nun 144 aufnehmen.

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