Zeitgeschichte:Eine Woche Asyl im Sonnenwinkel

Lesezeit: 5 min

Zeitgeschichte: In diesem Haus im Sonnenwinkel in Steinebach am Wörthsee wollte George Bidault seine Erinnerungen aufschreiben.

In diesem Haus im Sonnenwinkel in Steinebach am Wörthsee wollte George Bidault seine Erinnerungen aufschreiben.

(Foto: Arlet Ulfers)

Das verträumte oberbayerische Steinebach wird im März 1963 zum Zufluchtsort des meistgesuchten Mannes Frankreichs. Doch um Asyl bittet der rechtsextreme Verschwörer Georges Bidault vergeblich.

Von Erich C. Setzwein, Wörthsee

Wie viel Zeit Georges Bidault noch am Wörthsee hätte verbringen können, weiß niemand. Hatte er doch vor, dort seine Erinnerungen aufzuschreiben: Auf seine Zeit in der Résistance, den Widerstand gegen die deutsche Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg zurückzublicken, und über seine Ämter als Außenminister, Verteidigungsminister und Regierungschef seines Heimatlandes nachzudenken. Und auch über den Kampf, den politischen wie den gewaltsamen, gegen Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle. Doch Bidault, der seriöse Herr, der im katholischen Gottesdienst in der Steinebacher Martinskirche in der Bank kniete und die Hände faltete, war ein Gejagter. Er konnte und durfte nicht bleiben. Am 11. März 1963 stürmten bayerische Polizeibeamte die herrschaftliche Villa am Sonnenwinkel 1 in Steinebach, in der Bidault zu Gast war, und nahmen den damals 63-Jährigen fest.

SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Hauptbahnhof Stuttgart
Überirdisch schön
paramedic taking care of a woman in the ambulance with arm broken; Rettungsdienst Notarzt Interview Magazin
Gesundheit
Wann es richtig ist, den Rettungsdienst zu rufen
Historiker im Interview
"Die Entscheidung wird im Kampf um die Krim fallen"
Russland
"Frieden und Frieden und Frieden"
Melanie Brinkmann; Melanie Brinkmann
Gesundheit
"Das Herpesvirus CMV ist die häufigste infektiöse Ursache für Fehlbildungen bei Kindern"
Zur SZ-Startseite