Armut und Aids in Afrika:"Die größte Herausforderung ist die Versorgung mit Lebensmitteln"

Armut und Aids in Afrika: Die Rotary-Clubs Wörthsee und Ammersee-Römerstraße haben den Verein RC Afrika gegründet, um im ehemaligen Swasiland, das nun Eswatini heißt, die Armut zu bekämpfen. Für ihr Projekt im Süden des Landes suchen die Rotarier Spender.

Die Rotary-Clubs Wörthsee und Ammersee-Römerstraße haben den Verein RC Afrika gegründet, um im ehemaligen Swasiland, das nun Eswatini heißt, die Armut zu bekämpfen. Für ihr Projekt im Süden des Landes suchen die Rotarier Spender.

(Foto: privat/oh)

Der von den Rotary-Clubs Wörthsee und Ammersee 2021 gegründete Verein RC Afrika hat sich zum Ziel gesetzt, die Situation der notleidenden Bevölkerung in Eswatini zu verbessern. Joachim Muffler erklärt, was er mit den erhofften Spenden vorhat

Interview von Lara Haslach, Wörthsee

Die Rotary-Clubs Wörthsee und Ammersee-Römerstraße haben unlängst den Verein "RC Afrika" gegründet. Ziel des neuen Vereins: Er möchte im ehemaligen Swasiland in Südost-Afrika, das mittlerweile Eswatini heißt, die Armut bekämpfen. Das Land wird als letztes in Afrika noch von einem absolutistischen König regiert. Für ihr Projekt im Süden des Landes suchen die Rotarier Spender. Im Interview berichtet Joachim Muffler - Vorsitzender des Rotary-Clubs Wörthsee und zugleich stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Hand in Hand" - darüber, was der neue Verein in Eswatini vorhat.

SZ: Seit wann gibt es die Idee für den Verein?

Joachim Muffler: Der Verein RC Afrika wurde vergangenes Jahr gegründet. Seit Kurzem haben wir auch die offizielle Bestätigung für unsere Gemeinnützigkeit bekommen. Das Projekt in Swasiland ist aber schon älter.

Seit wann gibt es denn dieses Projekt? Und wie kam es dazu?

Das Projekt wurde vom Verein "Hand in Hand" Wiesbaden ins Leben gerufen und existiert schon seit 2005. Damals war die Aids-Thematik in Swasiland sehr schlimm und es gab sehr, sehr viele Aids-Waisenkinder. Das war der Anlass für dieses Projekt.

Wie kommt es, dass der neue Verein das Projekt übernimmt?

Im Jahr 2010 wurde der Rotary-Club Wörthsee gegründet. Dieser hat das Projekt Swasiland von "Hand in Hand" sehr nachhaltig finanziell unterstützt, vor allem durch dem Bau von 101 Dorfhäusern, sogenannten NCPs, also Neighborhood Care Points.

Wie kann man sich diese NCPs vorstellen?

Man kann sich das in etwa wie ein Dorfhaus vorstellen. Diese Häuser - verteilt im Süden von Swasiland - waren für die Communties gedacht. Dieser Teil des Landes ist besonders ärmlich. Daher gibt es dort auch keine Infrastruktur für die Menschen in den Dörfern.

In dieser Region ist es nicht selbstverständlich, dass es eine warme Mahlzeit gibt

Was ist die Aufgabe dieser Dorfhäuser?

Dort werden die Kinder in einer Art Kindergarten mit ehrenamtlichen Helfern untergebracht. Sie bekommen dort auch etwas zu essen. In dieser Region ist es nicht selbstverständlich, dass es eine warme Mahlzeit gibt, das gibt die Versorgungslage oft nicht her.

Armut und Aids in Afrika: Joachim Muffler, Vorsitzender des Rotary-Clubs Wörthsee, ist Rechtsanwalt und komponiert nebenbei Kirchenlieder.

Joachim Muffler, Vorsitzender des Rotary-Clubs Wörthsee, ist Rechtsanwalt und komponiert nebenbei Kirchenlieder.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie lange waren sie in Eswatini?

Wir waren dort eine Woche.

Was haben sie jetzt dort gemacht?

Nach dem die Rotary-Clubs Wörthsee und Ammersee das Projekt übernommen haben, haben wir beschlossen, einen neuen Verein mit Sitz in Wörthsee für diese Arbeit zu gründen. Wir haben vor Ort zwei Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner. Wir waren jetzt in Eswatini, um diese Kooperationspartner kennenzulernen und die NCPs anzuschauen. Zudem haben wir uns angesehen, was sich an der Situation im Land geändert hat. Wir waren 2019 das letzte Mal dort und wollten uns jetzt wieder einen Überblick verschaffen.

Wen haben Sie denn dort als Kooperationspartner für das Projekt?

Der deutsche Partner ist die Thomas-Engel-Stiftung, in Swasiland sind es die Young Heroes. Der Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner vor Ort ist sehr wichtig, damit Projekte in der Region umgesetzt werden können. Die Young Heroes sind eine NGO (engl.: Non-Governmental Organisation), also eine unabhängige, nichtstaatliche Organisation. Von den Young Heroes befinden sich neun Leute im Süden von Swasiland, die kümmern sich nur um unser Projekt.

Durch das Verteilen von Medikamenten gibt es nur noch sehr wenige Todesfälle durch Aids

Was für Änderungen an der Situation haben Sie bei Ihren Besuch in Swasiland festgestellt?

Wir haben festgestellt, dass die Aids-Lage sich sehr stark verbessert hat. Durch das Verteilen von Medikamenten an HIV-Positive hat man die Situation dort gut in den Griff bekommen, mittlerweile gibt es nur noch sehr wenige Todesfälle aufgrund von Aids. Dennoch herrscht dort immer noch eine sehr große Armut, von der auch viele Kinder betroffen sind. Die Regierung kümmert sich um die Leute in dieser Region sehr wenig.

Was sind ihre Ziele?

Wir wollen die bereits bestehenden 101 NCPs am Laufen halten. Die größte Herausforderung ist momentan die Versorgung der NCPs mit Lebensmitteln. Bis Ende 2021 hat das World-Food-Programm von der WHO die Dorfhäuser mit Grundnahrungsmitteln wie Mais, Mehl, Salz, Öl und Bohnen versorgt. Die WHO hat das Programm jedoch gestoppt. Die Hungernden dort werden nur noch mit Saatgut versorgt. Der Anbau scheitert jedoch daran, dass die Leute häufig gar keine Felder zu Verfügung haben und sie zudem nicht das nötige Wissen für Ackerbau haben, da durch Aids ein Großteil der mittleren Altersschicht weggebrochen ist. Da hat niemand das Knowhow weitergeben können. Zudem stellt die Bewässerung ein Problem dar, da es im Süden des Landes sehr trocken ist.

Wie gehen Sie dann jetzt vor?

Wir wollen kurzfristig schauen, dass die NCPs zuverlässig mit Lebensmitteln versorgt werden. Das ist schwer auf Dauer zu leisten, da es sich um einen notwendigen Betrag von monatlich circa 12 000 Euro handelt. Daher wollen wir Patenschaften für die einzelne NCPs schaffen. Die Paten sollen die NCPs mit 120 Euro im Monat unterstützen. Die Patenschaften sind dabei erstmal auf ein Jahr befristet. Zudem will unser Verein die Leute vor Ort dahingehend unterstützen, dass diese mit Saatgut etwas anfangen können. Dazu wird ein Gremium aus Professoren und Ortskundigen eingesetzt welches die Machbarkeit untersuchen soll.

Haben Sie vor, dort nochmal hinzufahren?

Ja, auf jeden Fall. Gerade weil bei der jüngsten Reise nicht alle mitkommen konnten. Unser Plan ist es, im Oktober 2022 dort wieder hinzureisen.

Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Hilfe auch auf andere arme afrikanische Ländern auszuweiten ?

Ja, aber erstmal wollen wir uns auf das Gebiet im Süden von Swasiland fokussieren.

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