Armin Mueller-Stahl:Älterer Herr im hellen Anzug

"Er hat mich mit seinen berühmten blauen Augen angeschaut": Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl gibt sich beim Fünf-Seen-Filmfest in Starnberg die Ehre und begeistert seine Fan-Gemeinde.

Blanche Mamer

Armin Mueller-Stahl, Star der Retrospektive des Fünf-Seen-Filmfestivals, hat in Starnberg eine große Fangemeinde: Schon lang vor seiner Ankunft zur Vorstellung seines Films "Shine" wartet eine lange Schlange vor dem Starnberger Kino. Voller Erwartung harren die Filmfans vor der noch verschlossenen Tür des Filmtheaters.

Armin Mueller-Stahl: Berühmte blaue Augen: Der Filmschauspieler Armin Müller-Stahl war zu Gast beim Fünfseen-Filmfestival in Starnberg und traf dort auf eine große Fangemeinde.

Berühmte blaue Augen: Der Filmschauspieler Armin Müller-Stahl war zu Gast beim Fünfseen-Filmfestival in Starnberg und traf dort auf eine große Fangemeinde.

(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Als endlich das VIP-Shuttle-Taxi ankommt, wird der ältere Herr im hellen Anzug überschwänglich begrüßt. "Ich bin etwas aufgeregt", sagt Festivalleiter Matthias Helwig. Denn wie oft hat man schon einen Gast, der gerade aus Hollywood eingeflogen ist und nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Maler und Musiker so begehrt ist. Und irgendwie scheint er es noch nicht glauben zu können, dass Mueller-Stahl sein Gast ist.

Eine gewisse Faszination scheint es auf beiden Seiten zu geben. "Ich war mir nicht sicher, ob er ja sagen würde, als ich ihn bei seiner Ausstellung in Regensburg getroffen habe", erzählt Helwig. "Er hat mich mit seinen berühmten blauen Augen angeschaut und ein paar Stunden später hat er über Kurt Tykwer sein Okay gegeben", so Helwig.

"Jetzt rote Augen", sagt Mueller-Stahl und lächelt. Er wolle gar nicht viel reden, er spüre voll den Jetlag. "Für mich ist es zwei Uhr nachts und so fühle ich mich auch", sagt er freundlich mit seiner unverwechselbaren rauen Stimme. Die Zuschauer sind hingerissen. Mueller-Stahl berichtet dann doch kurz über den Film, der vom Leben des berühmten australischen Starpianisten David Helfgott handelt. "Ich spiele den Vater, einen Juden aus Polen, der sein eigenes KZ baut und seinen hochbegabten Sohn zerstört, - eine unangenehme Figur, ein Despot", erzählt er. Er sei zum Konzert von David Helfgott in LA gegangen, habe sich aber im Hintergrund gehalten, weil er ihn nicht an seinen Vater habe erinnern wollen. Doch Helfgott habe ihn erkannt, ihn umarmt und gesagt: "So war mein Vater."

Helwig geht noch kurz auf die Filme der Retrospektive ein, erinnert daran, dass Mueller-Stahl ja eigentlich keine Filme mehr machen wollte und doch vor drei Jahren bei Tom Tykwers Politthriller "The International" die Rolle des ehemaligen Stasi-Mannes Wilhelm Wexler übernommen hat. Nun, da er 80 werde, sei ihm Malen wichtiger als Filme drehen und die Eröffnung der Ausstellung seiner Bilder und Grafiken in der Kunsthalle in Schloss Seefeld sei ein mindestens genau so wichtiger Termin. Für Helwig und für die zahlreichen Filmfans ist der Künstler jedenfalls ein Glücksgriff. Übrigens hat am Dienstagabend die Zuschauerzahl die Marke 10.000 überschritten.

Und noch etwas Besonderes bleibt nachzureichen: Vor der Verleihung des Fünf-Seen- Filmpreises an "Picco" hat Jurymitglied Marianne Sägebrecht spontan einen "Preis des Herzens" verliehen - an die beiden Hauptdarsteller von "Mein Leben im Off", Thomas Schmauser und Katharina Marie Schubert. Die Produzenten von "Picco" betonten, nicht wegen des Preises, sondern wegen der intensiven Diskussionen kämen junge Filmemacher nach Starnberg. Helwig berichtete zudem, das afrikanische Jugenddrama "Themba", das mit dem Jugendfilmpreis ausgezeichnet wurde, läuft jetzt mit UN- Unterstützung in Südafrika an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: