Andechs:Zeil keilt zurück

Liberale stimmen sich in Andechs auf den Wahlkampf ein und attackieren Seehofer.

Otto Fritscher

Andechs, Kloster FDP

 

In herzlicher Umarmung: Christa Ackermann und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (re.); hinten begrüßen sich Martin Zeil und Sigrid Friedl-Lausenmeyer. Foto: Treybal 

(Foto: Georgine Treybal)

- Ihr Hochamt, wenn man es mal weihnachtlich sagen möchte, feiern die Liberalen im Landkreis traditionsgemäß einen Tag nach dem Fest, auf dem Heiligen Berg in Andechs. Diesmal war zum Jahresabschlusstreffen der FDP am Donnerstagvormittag wieder die gesamte bayerische Parteispitze gekommen, nachdem Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger beim letzten Mal gefehlt hatte und lieber Skifahren gegangen war. "Heuer ist sie wieder bei uns", freute sich die FDP-Kreisvorsitzende Sigrid Friedl-Lausenmeyer.

Aber wer die Hauptrolle in der bayerischen FDP spielt, wurde an diesem Vormittag den 100 Gästen schnell klar: Martin Zeil, bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, der am 12. Januar, bei der Kandidaten-Kür für die Landtagswahl in Starnberg, nach menschlichem Ermessen die FDP-Liste auf Platz eins anführen wird. Es ist ein kämpferischer Martin Zeil, der eine knappe Stunde lang die Parteimitglieder, die bis aus Landsberg und dem Würmtal nach Andechs gekommen sind, auf die kommenden Wahlkämpfe einschwört. Von Resignation ist nichts zu spüren, und mögen die Umfragewerte für die Liberalen noch schlecht sein und Horst Seehofer noch so spöttisch über die FDP lästern.

Im Gegenteil, Zeil keilt zurück. "Von den Studiengebühren lassen wir uns von den Wendehälsen anderer Parteien nicht abbringen", sagt er, nein, schreit er. 96 Dezibel - in etwa so viel wie das Betriebsgeräusch eines Rasenmähers - zeigt nämlich das "Lärm-Messgerät", wie Sigrid Friedl-Lausenmeyer, die Apparatur nennt, die der Klaus Breil, FDP-Bundestagsabgeordneter aus Bernried, mitgebracht hat.

Auch lautlos ist Zeil bei seiner Rede ausdrucksstark: Seine rechte Faust hämmert Löcher in die Luft, mit der linken teilt er locker Schwinger aus, wem auch immer sie gelten mögen, und sein Zeigefinger bohrt Löcher in die Luft. Punktgenau, so könnte man dies interpretieren, habe die FDP ihre Ziele umgesetzt und an ihrer liberalen Linie festgehalten, auch wenn diese nicht immer populär gewesen sei.

Und, natürlich, listet Zeil die Erfolge auf, die er der bayerischen Staatsregierung - sprich: der FDP - auf die Fahnen schreibt: die besten Unis (wegen Studiengebühr), die niedrigste Arbeitslosigkeit (trotz CSU) und so weiter. Und er hebt die Erfolge hervor, die die FDP und ihr Wirtschaftsminister für den Landkreis Starnberg erzielt haben: "Keine Geschäftsflieger in Oberpfaffenhofen", sagt er, dafür habe er sich persönlich eingesetzt, und: "Das hätte sich die CSU so nicht getraut." Diese Entscheidung sei "für den Landkreis tausend Mal wichtiger, als die kleinkarierten Diskussion in manchen Gemeinderäten über das Landesentwicklungsprogramm." Da blitzt er also durch, der Ärger des Ministers, dass in fast allen kommunalen Gremien des Landkreises Starnberg der vermeintliche Weitblick des von Zeil verantworteten Landesentwicklungsprogramms nicht erkannt worden ist und stattdessen etwa die Abstufung kleiner Orte vom ländlichen Raum in die städtische Verdichtungszone nicht nachempfunden werden konnte.

Brausender Applaus belohnt Zeil, der sich sichtlich zufrieden über eine Brotzeit hermacht. Da hat es Leutheusser-Schnarrenberger, seit zwölf Jahren FDP-Landesvorsitzende in Bayern, schwer, auch so viel Aufmerksamkeit zu erheischen. Ein bisschen Eigenlob bezüglich der Abschaffung der Praxisgebühr, ein bisschen Seehofer-Kritik: "Er hält den Finger in den Wind und sagt: Das ist jetzt populär, das mache ich jetzt." Zuvor hatten Christian Schnorbusch, der Chef der Jungen Liberalen, für einen - zumindest in diesem Kreise - etwas deplatzierten Scherz gesorgt. Politik sei "wie ein Weihnachtsgeschenk: gut verpackt, aber oft wenig drin." Renate Will, Landtagsabgeordnete und Bildungsexpertin, stellte darum schnell klar: "Für die bayerische FDP gilt das nicht.

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