Andechs:Weiterbildung für Lehrlinge

Andechs Erling, Molkerei Scheitz

An der Auftaktveranstaltung der Azubi-Akademie bei der Molkerei Scheitz in Andechs nahm auch Landrat Karl Roth (links) als Beobachter teil.

(Foto: Georgine Treybal)

Nach mehrjähriger Pause gibt es erstmals wieder eine Azubi-Akademie, die den Blick aufs Wesentliche erweitern soll

Von Otto Fritscher, Andechs

Dieser Auftritt von Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter muss Eindruck hinterlassen haben: "Er kam zu uns ins Büro und hat buchstäblich auf den Tisch gehauen", erinnert sich Michael Forster, Hauptgeschäftsführer des Bundes der Selbständigen in Bayern (BDS). Der Grund für den energischen Auftritt des Starnberger Gwt-Geschäftsführers im Münchner BDS-Büro: Nach einigen Jahren Pause sollte in diesem Herbst wieder eine Azubi-Akademie starten. Und so kam es dann auch, wie sich bei der Auftaktveranstaltung in der Andechser Bio-Molkerei Scheitz zeigte: Zwar waren nur 13 von insgesamt 25 angemeldeten jungen Leuten zum ersten Treffen erschienen, dafür aber reichlich Lokalprominenz mit Landrat Karl Roth als Schirmherrn der Akademie, und Uwe Jennerwein, dem BDS-Bezirksvorsitzenden, sowie Annette von Nordeck, bei der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (Gwt) verantwortlich für die Azubi-Akademie.

Die jungen Leute beteiligen sich freiwillig an der Akademie, die keine festen Räume besitzt, sondern von Firma zu Firma und von Rathaus zu Rathaus wandert. Die Azubis stammen nämlich aus vier Unternehmen, drei Rathäusern, dem Landratsamt und der Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe (AWA) in Herrsching. Die WSW Software GmbH aus Gauting, das Marriott-Hotel in Oberpfaffenhofen, die Kolibri Software GmbH aus Gilching und die Molkerei Scheitz aus Andechs schicken ihre Azubis einmal im Monat - immer Freitagvormittags während der regulären Arbeitszeit - zu den insgesamt zehn Workshops. Dazu kommen Auszubildende der Gemeindeverwaltungen Berg und Gilching sowie der Stadt Starnberg. Auch das Landratsamt stellt einige seiner derzeit insgesamt 54 Lehrlinge ab, worauf Landrat Roth besonderen Wert legt, sowie die AWA.

Die Workshops sollen den jungen Menschen zum einen den Blick über den Tellerrand ihres Betriebs hinaus ermöglichen, aber auch Wissen vermitteln, das nicht unbedingt zur normalen Ausbildung gehört. So geht es etwa um Mind-Mapping als Lehrmethode, ein Workshop widmet sich Zeitmanagement, in einem anderen geht es darum, wie man mit Beschwerden von Kunden umgeht. In den Kommunen wird erklärt, wie eine Gemeinderatssitzung abläuft und "eine Wahl funktioniert" - am Beispiel der Europawahl am 26. Mai 2019.

"Ich find's prima", sagt Christopher, 19, der eine Ausbildung zum Hotelfachmann im Marriott-Hotel macht. Außerdem zeige der Arbeitgeber Wertschätzung, wenn man sich während der Arbeitszeit weiterbilden könne. Siegfried, 21, der bei WSW Software eine Ausbildung zum kaufmännischen Büromanager mit dem Schwerpunkt Marketing absolviert, interessiert sich besonders dafür, wie man verärgerte Kunden besänftigt und zufriedenstellt.

Die ersten Prüfungen bei der Auftaktveranstaltung waren ziemlich hart: Es galt, in der Bio-Molkerei Scheitz per Geruchssinn und mittels Geschmackstests verschiedene Joghurtsorten zu erkennen. Dabei kann auch schon mal was schief gehen: Ein Joghurt-Becher fiel vom Tisch, der Inhalt kleckerte auf den Boden. Doch Molkerei-Chefin Barbara Scheitz ist eine handfeste Frau: Sie nahm eine Serviette - und wischte die Pfütze weg.

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