Andechs/Wartaweil:"Frotti" und die Meerjungfrau

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Dreizehn Künstler aus dem Fünfseenland und München verwandeln das Froschgartl-Gelände am Ammersee in einen Märchenwald mit Handtuch-Monstern, Altpapierobjekten und Fotoinstallation

Von Katja Sebald, Andechs/Wartaweil

Aus dem "Froschgartl" wurde "Areal X": ein geheimnisvoller Märchenwald voller Ungereimtheiten und Merkwürdigkeiten. Dreizehn Künstler aus München und dem Fünfseenland zeigten unter dem Motto "Wahrheiten muss man sich immer noch selbst ausdenken" ihre Kunst unter freiem Himmel, zwischen Bäumen, am Strand und im Wasser.

"Es gibt sie doch!", stand auf der Einladung zu dieser spielerisch-heiteren Kunstbegegnung. Gemeint waren Seeungeheuer und Meerjungfrauen. Baumgeister und Gruselmonster. Sprechende Pflanzen und verlorene Seelen. Klangerscheinungen und Lichtgestalten. Oder umgekehrt. Dazwischen Wurst auf dem Grill und Fleischkunst vor der Sonnenuntergangskulisse. Wuselnde Kinder, biertrinkende Erwachsene, irgendwas zwischen Kindergeburtstag und Happening. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gäbe, dann könnte man vielleicht sagen, dass alles zusammen ein bisschen zu viel des Guten war. Muss man aber nicht.

So zeigte etwa Luzi Illustrella aus Oberpfaffenhofen, zugleich Initiatorin des "Areal X", am Kiesstrand die "mumifizierte Leiche einer Meerjungfrau" und andere mit Bootslack überzogene Objekte aus Altpapier. Hedwig Eberle aus München hatte kleine "Bildobjekte", mit Papierfransen ausgestattete Leinwände, in den Bäumen aufgehängt, Anna McCarthy aus Fundstücken Mobiles installiert und Gesine Dorschner einen Fleischklumpen in ein zuckendes und ächzendes Kunstobjekt verwandelt. Ausgesprochen freundlich hingegen wirkte das riesenhafte Handtuch-Monster "Frotti", das Monika Roll an einem Baum festgebunden und zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung gemacht hatte. Felix Maizet hatte einen Baum mit einem klingenden Zeitgeist-Bandwurm versehen und brachte zu später Stunde den See zum Leuchten. Viel Aufmerksamkeit erhielt die Fotoinstallation "Ein Moment, der auch dein Moment sein könnte?" von "stAnger": Auf transparenten Stoff gedruckt verwandelte sie sich im Lauf des Abends und bot jedem Betrachter sein eigenes Bild und seinen eigenen "im Gefühl des Augenblicks festgehaltenen Moment von außergewöhnlicher Schönheit".

Als weitere Künstler waren beteiligt: Vanessa Hafenbrädl aus Dießen mit einer Lichtshow, Gabi Blum und Christoph Schüler aus München mit der Installation "Grabbo", Peggy Meinfelder aus München mit "Strandgut", Verena Kandler aus Augsburg mit Vogelobjekten, außerdem "Howlin' Max Messer & Tagar" aus Augsburg und München mit einem "Klangexperiment der zweiten Art" sowie Anita Edenhofer und Korbinian Jaud aus München.

Ob große Kunst oder kleine Spielerei: Man sollte auf jeden Fall anerkennen, dass es im eher grauhaarigen Kunst- und Kulturgeschehen des Fünfseenlands überhaupt junge Leute gibt, die mitmischen und so etwas auf die Beine stellen.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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