Süddeutsche Zeitung

Andechs:Wallfahrtsfest auf dem Heiligen Berg

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Abt Johannes Eckert zieht bei der Drei-Hostien-Prozession mit einer kostbaren Monstranz um die Kirche

Von otto Fritscher, Andechs

Ein kühler Wind fegt an diesem Sonntagvormittag über den Heiligen Berg; da ist es gut, ein Plätzchen an der Sonne zu ergattern. Doch diese sind begehrt, nicht nur bei den Mitgliedern der Erlinger Blaskapelle, sondern auch bei Schaulustigen Tracht und bei Touristen aus Italien und den USA. Diese ziehen offensichtlich einen Besuch in Andechs dem Rummel auf dem Oktoberfest vor. Und sie bekommen heute noch katholisch-bayerisches Brauchtum in Reinform vorgeführt. In der Klosterkirche wird mit einem Festgottesdienst das Drei-Hostien-Fest gefeiert, an die feierliche Messe schließt sich eine Prozession mit der Drei-Hostien-Monstranz an.

Nach gut eineinhalb Stunden öffnet sich die Kirchenpforte und die Fahnenabordnungen der Vereine treten heraus, gefolgt von einer Schar Ministranten und einem halben Dutzend Benediktinermönche. Dann tritt Johannes Eckert, Abt der Münchner Abtei St. Bonifaz, zu der auch Andechs gehört, aus der Kirche, in den Händen die kostbare Monstranz, geschützt von einem Baldachin. Langsam setzt sich der Zug n Bewegung, zu den Klängen der Blaskapelle, zum ersten Altar, der vor dem Bräustüberl aufgebaut ist. Nach zwei Liedern und Gebeten geht es wieder hinauf zur Alten Apotheke, wo der zweite Altar steht. Die Gläubigen beten und singen, die Zuschauer haben die Handys gezückt und fotografieren, was das Zeug hält.

Das Drei-Hostien-Fest, das jedes Jahr begangen wird, zählt zu den ältesten Wallfahrtsfesten auf dem Heiligen Berg. Es verweist auf die Ursprünge der Andechser Wallfahrt. Von den drei Hostien gehen zwei auf Papst Gregor den Großen (gestorben 604) und Papst Leo IX. (gestorben 1954) zurück. Auf Vermittlung der Grafen von Andechs-Meranien, die auch den Bamberger Bischofsstuhl innehatten, sind die Hostien schon im 12. Jahrhundert aus Rom über Bamberg nach Andechs gekommen. Etwa seit 1130 ist auch die Andechser Wallfahrt bezeugt. Nach dem Zerstörung der Andechser Burg 1248 galten die Hostien zirka 140 Jahre als verschollen. 1388 wurden sie wiedergefunden, was großes Aufsehen erregte und zu einer Belebung der Wallfahrten nach Andechs führte.

Am Sonntag ging das Drei-Hostien-Fest dann mit einer Vesper am Nachmittag zu Ende.

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Quelle:
SZ vom 01.10.2018
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