Andechs:Wallfahrt soll Kloster besänftigen

Lieferanten der Molkerei Scheitz haben genug vom Streit um Markenrechte und beschwören den "Frieden von Andechs".

Patrizia Steipe

Friedenswallfahrt der Bio-Bauern

Bei Schneetreiben machen sich die Bio-Bauern auf den Weg. Kreuzträger war Christian Eder aus Bad Feilnbach. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

- Kalt war es und nass. Trotzdem haben sich am Samstag rund 300 Milchbauern auf eine "Friedenswallfahrt" von der Molkerei Scheitz in Andechs hinauf zum Kloster begeben. Sie wollten damit ein Zeichen setzen, damit die beiden Parteien nach sieben Jahren endlich ihren Streit um Markenrechte beilegen. Einen ersten Erfolg gab es nach dem Marsch. Im Anschluss an die Messe, die Abt Johannes Eckert selbst zelebriert hatte, teilte er den Vertretern der Milchbauern mit, dass das Kloster zu einem Gespräch mit ihnen bereit sei.

Mit vier Bussen und vielen Privatautos sind die Bauern aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern nach Andechs gekommen. Großeltern, Jungbauern und kleine Kinder strömten in die warme Betriebshalle, wo sie von Molkereibesitzerin Barbara Scheitz begrüßt werden. Auf den Biertischen stand Molkereiprodukte, es gab Weißwürste und Brezen. "Eigentlich wären wir noch mehr gewesen", berichtet Martin Wachter aus Seeg. Wegen des Wettersturzes hätten aber einige Landwirte daheim bleiben müssen, um das Jungvieh in den Stall zu holen.

Seit Jahren streiten sich Kloster und Molkerei um Markenrechte, und ein Ende der gerichtlichen Auseinandersetzungen ist nicht abzusehen. Jetzt reicht es den rund 600 Zulieferern der Molkerei: "Wir möchten und können den Streit zwischen dem Kloster und der Molkerei Scheitz nicht länger mit ansehen", erklärt Anton Daxenbichler aus Tuntenhausen, der Sprecher der Biomilchbauern und Dekanatsratsvorsitzender. Seine Hoffnung ist es, mit der Wallfahrt den ersten Schritt zu einem "Frieden von Andechs" zu erreichen. Schließlich würden die Biobauern ureigenste christliche Aufgaben wie das Bewahren der Schöpfung übernehmen, erklärt Albrecht Martin aus Oberding. Der erste Biomilchlieferant der Molkerei versteht den Streit schon lange nicht mehr. "Wir Biomilchbauern sehen uns als Missionare für eine gesunde Umwelt". Das müsste dem Kloster doch gefallen.

Günther Gebauer ist aus Scheuring gekommen. Seit 1995 liefert er Ziegenmilch nach Andechs. Den Hof der Großeltern hat er vom Onkel übernommen. Zwölf Kühe seien damals im Stall gestanden. Viel zu wenig, um rentabel zu sein. Heute ernährt der Ertrag von 250 Milchziegen zwei Kinder, Eltern und Großeltern. "Ohne Scheitz hätte ich heute keinen Hof", sagt Gebauer. Um die Zukunft macht er sich Sorgen. "Wenn die Molkerei nicht weitermachen kann, dann leiden wir Bauern alle darunter", klagt er. Viele der Bauern hätten auch Anteile an der Molkerei, "da stehen wir finanziell mit drin", erklärt Gebauer.

Christian Eder aus Bad Feilnbach formuliert es drastischer: "Die Klöster waren früher im Mittelalter für die Bauern da." Der derzeitige Streit mit ihrem Hauptabnehmer, "das geht gegen uns Bauern". "Wir haben Angst", stimmt Resi Tröbensberger zu. Seit 25 Jahren ist die Familie Zulieferer der Molkerei. "Der Streit wirkt sich auf den Milchpreis aus, wenn er nicht bald beigelegt wird, dann haben unsere Kinder keine Zukunft", betont sie mit einem Blick auf den dreijährigen Enkel Gabriel.

Ihre Sorgen haben die Landwirte auch in einem Schreiben an Abt Johannes Eckert formuliert, das durch die Reihen geht und von allen unterschrieben wird. "Uns bewegt, dass wir als Partner der Molkerei mitbetroffen sind: als Bio-Bauern, dessen wichtigster Partner wirtschaftlich geschädigt wird", heißt es darin.

Ein kalter Wind bläst, als sich die Prozession in Bewegung setzt. "Selbst der Himmel weint", meint ein Bauer mit Blick auf den Schneeregen.

Ein paar Stunden später gibt es für die Wallfahrer einen Hoffnungsschimmer auf ein gutes Ende. "Das Kloster ist gerne zu einem Gespräch mit Vertretern der Milchbauern bereit, um unsere Situation und die Hintergründe zu erläutern", vermeldete das Kloster nach der Wallfahrt. "Wir sehen das als Erfolg", freute sich Daxenbichler. Allerdings stellt Abt Eckert auch klar: "Zum Frieden gehören Wahrheit und Gerechtigkeit. Um diese zu finden und zu objektivieren, gibt es in unserem Land die entsprechenden Instanzen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: