Bayerns Ministerpräsident auf Sommertour:Söder macht auf Bio

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Die Milch macht`s: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder outet sich beim Besuch der Andechser Molkerei Scheitz als Fan von Bio-Produkten und kalter Milch. (Foto: Franz Xaver Fuchs/Starnberger SZ)

Beim Besuch der Andechser Molkerei Scheitz plädiert der CSU-Chef für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und insbesondere Bio-Produkte. Das "typisch Bayerische" will er nachhaltig stärken - und schlüpft dafür sogar in Schutzkleidung.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Andechs

Die Bilder könnten aus einem Werbespot stammen: Er sei ein "echter Fan" von Andechser Produkten und trinke ganz gerne ein Glas kalte Milch, sagt Ministerpräsident Markus Söder bei seinem Besuch in der Andechser Bio-Molkerei Scheitz. Die Damen im Dirndl, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sind, sind auf Zack: Prompt reichen sie ihm ein großes Glas Milch. In der Mittagshitze, die am Mittwoch über der Terrasse im zweiten Stock des Molkereigebäudes brütet und auf der Söder vor dem Firmen-Logo der Molkerei seine Rede hält, kommt das kühle Getränk gerade recht. Der Ministerpräsident trinkt das Glas in einem Zug aus - und schenkt sich erneut nach. Die Kameras der vielen Journalisten, die sich vor dem CSU-Chef versammelt haben, wollen gar nicht aufhören zu klicken. Doch es ist politische Sommerpause im Freistaat, und Söder ist immer ein Thema.

Eigentlich ist Grün nicht seine Farbe, sagt der bayerische Ministerpräsident

Eigentlich sei Grün nicht gerade seine Farbe, hatte Söder zuvor erklärt. Für die Andechser Molkerei und ihr Markenlogo mache er allerdings eine Ausnahme: Zusammen mit Molkerei-Chefin Barbara Scheitz, der CSU-Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig, Landrat Stefan Frey, Richard Mergner vom Bund Naturschutz und dem Andechser Bürgermeister Georg Scheitz, der seit 1985 eine Bio-Landwirtschaft betreibt und die Molkerei seiner Schwester mit Ziegenmilch beliefert, stellt sich der Ministerpräsident für ein Gruppenfoto zur Verfügung. Dann ist erstmal Schluss mit der Fotografiererei: Söder schlüpft für die Besichtigung der Produktionsstraße in Schutzkleidung. Fotos sind erst wieder erlaubt, als sich Söder und seine Begleiter in weißen Kitteln, roten Hauben und blau-weißen Schuh-Überziehern vor den Maschinen aufstellen. Der Ministerpräsident hat einen straffen Zeitplan und beweist erstaunliche Kondition: Quasi im Laufschritt geht`s durch die Produktionshalle, dann zum Abschluss erneut ein Gruppenfoto.

Barbara Scheitz (2.v.li.) hat "Andechser" zu Europas größter Bio-Molkerei gemacht. Auch Ministerpräsident Markus Söder war das schon mal einen Besuch wert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zuvor hat Söder wortgewaltig die bayerischen Klischees heraufbeschworen. Demnach ist im Freistaat nahezu fast alles besser als im übrigen Deutschland - zumindest, was den Bereich Bio betrifft. Bayerns Landwirtschaft zeichne sich durch "Regionalität und Kleinteiligkeit" aus, 38 Prozent aller Biobetriebe liegen in Bayern. Das "typisch Bayerische" wolle er stärken, Öko-Landbau weiter voran bringen. "Wir wollen nicht nur produzieren, wir müssen auch verkaufen können", entgegnet Bio-Bauer Georg Scheitz. Und Molkerei-Chefin Barbara Scheitz zählt Probleme auf: "Wir fangen heute wieder da an, wo wir vor 15 Jahren standen." Dies sei zwar nicht zuletzt Corona geschuldet. Aber zuletzt seien Aufträge im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung laut Scheitz stark zurückgegangen, "Bio" spiele auf der Speisekarte keine Rolle mehr. Scheitz fordert, dass bei der Verpflegung von Schulen, Kindergärten und Kantinen Bio wieder zum Thema gemacht werden müsse. Auch auf dem Oktoberfest sollte Bio stärker platziert werden. Ihr klares Ziel: Den Anteil von Bio-Produkten von derzeit fünf auf insgesamt 20 Prozent steigern. Auch Biodiversität und Klimaschutz müssten stärker honoriert werden.

Kritische Fragen zum Abschluss: Molkerei-Chefin Barbara Scheitz und ihr Bruder Georg Scheitz konfrontieren Bayerns Ministerpräsident Söder (links) mit Problemen zu Nachhaltigkeit und Nachfrage. (Foto: Franz Xaver Fuchs/Starnberger SZ)

"Ich bin sehr dafür, dass man die Steuern auf Lebensmittel und insbesondere auf Bio-Produkte senkt", sagt Söder. Im mehrfach prämierten Andechser Bio-Betrieb hört man das sicherlich gern. Durch Umstellung auf nachhaltige Energie konnte die Molkerei in den vergangenen Jahren den Verbrauch laut Scheitz um bis zu 30 Prozent reduzieren. Alles, was regional produziert werde, sei klimatechnisch besser, findet auch Söder, um vom Thema Energie ("Wir müssen alles, was geht, umsetzen, um über den nächsten und übernächsten Winter zu kommen") auf die Probleme der Landwirtschaft bei der Wasserversorgung ("wüstenähnliche Verhältnisse" in manchen Regionen) überzuleiten. Ein Journalist weist auf Umweltverschmutzung in der Landwirtschaft hin und Lebensmittelverschwendung. Das hört Söder nicht gerne: "Wenn sie so argumentieren, können sie die Leute nicht mitnehmen", erklärt er und zieht weiter. Nächstes Ziel: das Jugendzentrum Wartaweil. Hier will er sich über Ressourcen schonendes, nachhaltiges Bauen informieren.

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